Engel auf Abwegen
morgen Abend eine exklusive Party gibt, um seine Pläne im Zusammenhang mit dem Grundstück zu verkünden und noch mehr Geld aufzutreiben. Ich denke, es ist nur gutnachbarlich, wenn wir dort hingehen.«
Trotz meiner Verstrickung in »unglückliche Vorfälle« (was mehr als einmal vorgekommen war) hatte ich an einigen großen Events teilgenommen: Nikkis Coming-out-Party, Sawyer Jacksons große Ausstellung. Und jetzt noch diese Party. Hundertfünfzig Freunde von Gordon, mit denen er nicht gerade eng befreundet war, nahmen an einer soirée teil, die alle soirées übertreffen sollte.
Aufgrund der Tatsache, dass ich alle Leute in der Stadt kenne, einschließlich Cateringpersonal und Bedienungen, erfuhr ich jedes kleinste Detail über Gordons Party, angefangen von den golfballgroßen Portionen Beluga-Kaviar bis zu der Rotweinsorte, die er anbieten wollte. Am liebsten hätte ich Gordon angerufen und ihm gesagt, dass es falsch war, Rotwein zu servieren, sowohl was seine Party anging als auch meine wunderschönen Orientteppiche, die allesamt beige waren. Aber ich rief ihn nicht an.
Die Party war für acht Uhr angesetzt, damit die Gäste durch meine deckenhohen Fenster, die nach Westen lagen, den Sonnenuntergang betrachten konnten. Howard, Nikki, Pilar und ich waren bereit. Nina saß am Steuer meines Mercedes. Meine Eltern waren in dem Auto hinter uns, und vor meiner Ziegelstein-Einfahrt trafen wir auf eine Karawane von Mitgliedern der Junior League.
Wir konnten nur im Schneckentempo weiterfahren, weil Gordons Gäste in dem engen Teil der Einfahrt geparkt hatten. Dort standen Rolls-Royce, Bentleys, Mercedes, BMWs, Cadillacs und – Gott bewahre! – Hummers, außerdem Presseautos. Ich erblickte sogar die schwarzen Limousinen einiger Senatoren und Kongressabgeordneter. Gordon glaubte offenbar, er sei kurz davor, seinen Traum von Einfluss und finanziellem Erfolg wahr zu machen. Er sollte eine Überraschung erleben.
Mein Gefolge, das nicht gerade aus wenigen Leuten bestand, kam das rote Ziegelsteinpflaster heraufgerauscht, machte den Parkservice nervös und marschierte bis zur Haustür. Ich gab meiner Gruppe ein Zeichen zu schweigen und öffnete die Tür mit einem leisen Klicken. Mein Wohnzimmer war voller Menschen. Als Erste entdeckte ich meine Schwägerin Edith, die stolz wie Oskar war. Nichts war so schön wie die Rückkehr des verlorenen Sohnes und des Geldes, um die Sympathie neu erblühen zu lassen.
Wenn ich an meinem Vorhaben gezweifelt hätte (was nicht der Fall war), hätte ihr Anblick sämtliche Zweifel vertrieben.
Ich erkannte einige der Politiker und sogar einen oder zwei Reporter. Am meisten schockierten mich jedoch die übrigen Anwesenden: Einige Frauen in einer Gruppe, die ich nicht kannte, trugen die grellsten Dolce&Gabbana-Klamotten, die ich je gesehen hatte, sowie verschiedene überdimensionale Diamanten.
Die spärlich bekleideten, mit einer großen Oberweite ausgestatteten Frauen saßen in Reihen zusammen. Sie hatten ihre Lippen hellrot geschminkt und trugen eine dicke Schicht Wimperntusche. Ihre Haut war so straff und glänzend, dass sie wie Sexpuppen aussahen, die jemand zu stark aufgeblasen hatte. Die Männer sahen auch nicht viel besser aus in ihren weißen Anzügen, Schuhen aus Alligatorleder und den Goldketten, schätzungsweise aus dem Jahre 1977, als das Diskofieber begonnen hatte. Es war eine regelmäßig stattfindende Zusammenkunft von europäischen und lateinamerikanischen Typen, die weitaus mehr Geld als Geschmack hatten.
Gordon Ware stand vor der Menge und lächelte für die Fotografen. Miss Mouse saß neben ihm.
»Ich möchte Ihnen«, sagte er in seiner übermäßig zufriedenen Art, »ein GenStar-Projekt vorstellen: Estancias of Willow Creek, eine Kapitalanlage für ein einzigartiges Wohnerlebnis. Eine außergewöhnliche Adresse, die Sie stolz Ihr Zuhause nennen können.«
Bevor er das architektonische Modell enthüllen konnte, hatten wir unseren Auftritt. Und er war wirklich großartig und erzeugte ein Riesenchaos.
»Was, zum Teufel, ist hier los?«, wollte Gordon wissen.
Minnie sprang auf. »Verschwinden Sie aus meinem Haus!«
Jetzt frage ich Sie, behandelt man so einen Gast in seinem eigenen Haus?
»Sie können sich nicht hier aufhalten! Ruf den Sicherheitsdienst! Ich lasse Sie wegen unbefugten Betretens festnehmen.«
»Ich glaube, mein Name steht auf der Gästeliste. Und sehen Sie mal, ich habe einen Schlüssel!«
Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. »Gordon, sorg
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