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Engelsgesicht

Engelsgesicht

Titel: Engelsgesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sehr bedeckt.«
    »Mal sehen, wie er reagiert, wenn ich zu ihm komme.«
    »Aber Vorsicht, John.«
    »Klar doch.«
    Purdy Prentiss öffnete eine Schublade an ihrem Schreibtisch. »Möchten Sie die Fotos sehen, die man mir übermittelt hat?«
    »Ja.«
    »Sie müssen hart im Nehmen sein.«
    Damit hatte sie nicht Unrecht, denn was ich sah, als die Bilder auf dem Schreibtisch lagen, das schlug mir schon im ersten Moment auf den Magen. Es waren Aufnahmen, wie man sie nur in den Polizeiberichten sieht. Klar und kalt. Ich sah den blanken Realismus. Ohne es bewusst zu wollen, ballte ich meine Hände zu Fäusten. Auf eine genaue Beschreibung möchte ich verzichten.
    Es sei nur so viel gesagt, dass die beiden jungen Frauen, die die Zwanzig gerade erreicht hatten, nackt gewesen waren.
    »Wo fand man sie?«
    »Eine im Ufergestrüpp eines nahen Bachs. Die andere lag unter einem Baum.«
    »Beide stammten aus Wingmore?«
    »Nein, nur eine. Die zweite Tote kam aus einem Nachbarort. Die Mädchen sind wohl Freundinnen gewesen.«
    Ich schob die Fotos zur Seite und fragte: »Sind die Eltern auch vernommen worden?«
    »Selbstverständlich. Nur hat es nichts gebracht. Sie wussten nichts. Wer ist schon darüber informiert, was die erwachsenen Söhne oder Töchter treiben?«
    »Da muss ich Ihnen zustimmen.«
    »Eben, John.« Purdy lächelte nun, doch es war kein echtes Lächeln. »Ich frage Sie noch einmal. Nehmen Sie den Fall an? Auch wenn er mehr inoffiziell ist?«
    »Natürlich.«
    »Danke, das habe ich mir gedacht. Aber ich werde sicherheitshalber noch mit Sir James reden.«
    »Das steht Ihnen frei.« Ich dachte über meine nächsten Worte kurz nach. »Bestehen Sie denn darauf, Purdy, dass ich den Fall allein angehe, oder soll Suko mit von der Partie sein?«
    »Das steht Ihnen frei. Ich kenne euch ja und denke, dass es besser ist, wenn ihr euch gegenseitig Rückendeckung gebt.«
    »Danke.«
    »Ich habe zu danken, John. Ich freue mich auch, dass Sie Zeit gefunden haben, und ich kann nur hoffen, dass ich Sie nicht von einem anderen wichtigen Fall abgehalten habe.«
    »Nein, nein, das hier hat Vorrang. Da brauche ich mir nur die Bilder anzuschauen.«
    »Stimmt.«
    Es war genug gesagt worden. Ich hatte auch nicht vor, die Unterlagen durchzuackern. Ich gehöre zu den Menschen, die sich lieber selbst ein Bild von den Dingen machen und dann praktisch aus dem Bauch heraus entscheiden.
    Purdy Prentiss hakte sich bei mir ein und brachte mich bis zur Tür. »Bitte, John, setzen Sie alles daran, um diesen verdammten Killer zu fangen. Vielleicht auch die Killer, wenn es dabei um eine schwarzmagische Satanssekte geht. Ich will sie einfach haben. So etwas darf nicht noch einmal passieren.«
    »Da laufen Sie bei mir offene Türen ein.« Zum Abschied umarmte sie mich noch.
    Sehr nachdenklich verließ ich das Büro. Mir wollten die Fotos nicht aus dem Kopf. Die Mädchen mussten wahnsinnige Schmerzen erlitten haben. Welcher Mensch war zu solch grausamen Taten fähig? Oder war es kein Mensch? War es eine andere Person? Ein Dämon? Ein dämonischer Helfer?
    Die Fragen schwirrten durch meinen Kopf, doch Antworten fand ich leider nicht. Die würde ich erst in Wingmore finden. Das jedenfalls war meine Hoffnung.
    Es war schon später Nachmittag, als ich ins Büro zurückkehrte, wo Suko auf mich wartete. Glenda hatte etwas früher Feierabend gemacht, weil sie noch etwas erledigen wollte.
    »Na, Alter, wie war’s bei der schönen Purdy?« Suko hatte die Frage locker und mit einem Grinsen auf den Lippen gestellt. Als er jedoch mein Gesicht sah, verging ihm das Grinsen, und er fragte nur knapp: »Ärger gehabt?«
    Ich ließ mich auf den Schreibtischstuhl fallen. Im Büro war es warm geworden, denn die Sonne draußen meinte es schon jetzt im Mai besonders gut mit den Menschen. »Wir werden wohl einige harte Tage vor uns haben, Partner.«
    »Wieso?«
    Ich erzählte ihm das, was ich wusste. Und da konnte auch mein Freund Suko nicht mehr lächeln...
    ***
    Es war nicht nur innen in der kleinen Kirche recht kühl, auch außerhalb der Mauern boten die jetzt dicht belaubten Bäume Schutz gegen die Strahlen der Sonne, sodass es stets ein wenig feucht auf dem Boden war und Moos sich nicht nur auf dem Untergrund hatte ausbreiten können.
    Seine weiche Schicht klebte auch auf den Mauern der kleinen Kirche, in der Pfarrer Cliff Lintock seinen Rundgang machte wie jeden Tag um diese Zeit. Er war ein gewissenhafter Mensch. Er schaute stets nach, ob sich etwas in der Kirche

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