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Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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zu jedem beliebigen Zeitpunkt innerhalb von Jahrtausenden sein. Warum sich da eine Strategie ausdenken?«
    Für seinen Sarkasmus hätte Daniel sich am liebsten gleich wieder mit Cam geprügelt.
    »Ich hab dich nicht um deinen Rat oder deine Hilfe gebeten, Cam.«
    Nur zwei Sternenpfeile waren noch im Garten: der eine, den Daniel dem von Molly getöteten Outcast-Mädchen abgenommen hatte, und der andere, den Cam vom Beginn des Waffenstillstands bei sich trug. Sein Fund vom Strand. Wären Cam und Daniel jetzt gegeneinander angetreten, so hätte dies einen perfekt symmetrischen Kampf ergeben – zwei Jungen, zwei Sternenpfeile, zwei unsterbliche Feinde.
    Aber nicht jetzt. Noch nicht. Sie mussten sich erst gegen so viele andere zur Wehr setzen, bis sie wieder gegeneinander antreten konnten.
    »Cam meint« – Roland schob sich zwischen die beiden und sprach mit gesenkter Stimme auf Daniel ein –, »dass es vielleicht besser wäre, wir gehen diese Sache gemeinsam an. Ich hab ja mitgekriegt, wie diese Kinder durch die Verkünder jetten. Sie weiß wirklich nicht, was sie tut, Daniel. Sie wird ziemlich schnell Probleme kriegen.«
    »Ist mir klar.«
    »Es ist kein Zeichen von Schwäche, sich auch mal helfen zu lassen«, sagte Roland.
    »Ich kann euch helfen«, rief Shelby, die vorher flüsternd mit Miles gesprochen hatte. »Ich glaube, ich weiß nämlich, wo sie ist.«
    »Du?«, fragte Daniel. »Von deiner Hilfe hab ich genug. Von euch beiden.«
    »Daniel …«
    »Ich kenne Luce besser als irgendjemand anders auf der Welt.« Daniel wandte sich von ihnen allen ab, hin zu dem dunklen, leeren Raum im Garten, wo sie durch den Schatten geschritten war. »Besser, als irgendjemand von euch sie jemals kennen wird. Ich brauche eure Hilfe nicht.«
    »Du kennst ihre Vergangenheit«, sagte Shelby, die rückwärts vor ihm herging, sodass er sie anschauen musste. »Aber du weißt nicht, was sie in den vergangenen Wochen in Shoreline durchgemacht hat. Ich war bei ihr, als sie die Einblicke in ihre vergangenen Leben hatte. Ich habe ihr Gesicht gesehen, als sie die Schwester wiedergefunden hat, die sie verlor, als sie dich küsste und sie dann …« Shelby verstummte. »Ich weiß, dass du mich jetzt hasst. Aber ich schwöre bei – egal an wen oder woran ihr auch immer glaubt –, ich schwöre, dass du dich von jetzt an auf uns verlassen kannst. Du kannst mir vertrauen. Miles auch. Wir wollen wirklich helfen. Bitte.« Sie streckte die Hand nach Daniel aus. »Vertrau uns.«
    Daniel riss sich von ihr los. Jemandem vertrauen, das war noch nie sein Ding gewesen. Was ihn mit Luce verband, war durch nichts zu erschüttern. Um Vertrauen war es dabei nie groß gegangen. Ihre Liebe bestand einfach. Punkt.
    Seit einer Ewigkeit hatte Daniel nicht mehr jemandem oder auf irgendetwas vertraut. Und er verspürte kein großes Bedürfnis, jetzt damit anzufangen.
    Von der Straße war das Kläffen eines Hundes zu hören. Dann noch einmal. Lauter. Näher.
    Luces Eltern kamen von ihrem Spaziergang zurück.
    In der Dunkelheit kreuzten sich die Blicke von Daniel und Gabbe. Sie stand neben Callie, die bestimmt Trost brauchte. Ihre Flügel hatte sie bereits wieder eingezogen.
    »Geh«, flüsterte sie ihm inmitten der Ödnis des mit einer dicken Staubschicht bedeckten Gartens zu. Womit sie meinte: Geh und finde sie. Gabbe würde sich um Luces Eltern kümmern. Sie würde dafür sorgen, dass Callie nach Hause kam. Sie würde Daniel den Rücken freihalten, damit er seiner wichtigen Aufgabe nachgehen konnte, Luce zu finden. Wir treffen uns dann später und helfen dir, so gut wie wir können.
    Der Mond schob sich hinter einer Wolke hervor. Daniels Schatten breitete sich lang vor seinen Füßen aus. Er sah eine Weile zu, wie er wuchs, und zog dann den Verkünder, der sich in ihm verbarg, zu sich empor. Als dessen kühle, feuchte Düsternis ihn streifte, wurde ihm auf einmal bewusst, dass er schon seit Langem nicht mehr in die Vergangenheit gereist war. Zurückzuschauen war normalerweise nicht sein Stil.
    Aber die dafür notwendigen Gesten beherrschte er immer noch, sie hatten sich seinen Flügeln und seiner Seele und seinem Herzen eingeprägt. Er handelte schnell, löste den Verkünder aus seinem eigenen Schatten heraus und kappte hastig die letzte Verbindung zum Boden. Dann klatschte er ihn wie ein Töpfer ein Stück Lehm vor sich in die Luft.
    Der Verkünder bildete ein vollendetes, prächtiges Portal.
    Er war Teil jedes früheren Lebens von Luce gewesen. Es gab keinen

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