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Engelsschmerz

Engelsschmerz

Titel: Engelsschmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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zu urteilen. Eben hatte ich Schiss vor ihm und jetzt fällt mir auf, dass er ein gutaussehender Mistkerl ist?
    „Bilde dir nichts darauf ein“, grolle ich, denn ihm ist meine Musterung natürlich nicht entgangen.
    Gabriel lacht und deutet eine spöttische Verbeugung an. „Frag' Aiden nach dem 'Buch der Wünsche'. Darin findest du, was du suchst.“
    „Warum hilfst du mir?“, will ich misstrauisch wissen, was Gabriel mit einem Blick beantwortet, für den mir nur ein Wort einfällt: besitzergreifend. „Antworte!“, rufe ich ihm nach, als er sich wortlos in die Lüfte erhebt.
    „Ich helfe nicht dir, sondern mir.“
     
    Natürlich habe ich Aiden nicht gefragt. Erstens, weiß ich gar nicht, wo mein Wächter sich herumtreibt und zweitens, bin ich nicht so bescheuert, dass ich die Falle nicht rieche, in die Gabriel mich hineinzumanövrieren versucht. Ich würde eine Menge darum geben, Matthew wiederzusehen, aber ich traue diesem Todesengel kein Stück weit. Er plant etwas und ich will verdammt sein, ihm dabei wie ein kleiner, dummer Junge in die Hände zu spielen.
    Nach diesem ominösen Buch suche ich dennoch, weil ich neugierig bin und wissen will, was es damit auf sich hat. Wie ich diesen Todesengel einschätze, beobachtet Gabriel mich seit unserem Gespräch auf der Mauer, und lacht sich über meine Versuche, mehr herauszufinden, wahrscheinlich bald tot. Was Quatsch ist, ich weiß, Engel können nicht sterben. Jedenfalls nicht in der Form, wie Menschen es tun. Sie können sich nur entscheiden, ihre Existenz gänzlich aufzugeben, und wenn ein Engel das tut, verschwindet er einfach. Löst sich in Luft aus, so als hätte es ihn nie gegeben.
    Miterlebt habe ich so ein Verschwinden noch nicht, aber jede Menge Geschichten darüber gehört. Das gilt im Übrigen auch für das 'Buch der Wünsche'.
    Ich war heute Morgen in der Bibliothek und bin dort mit einem Engel ins Gespräch gekommen, der genauso jung ist wie ich und seiner Familie nachtrauert, die nicht mit ihm in den Himmel kam, sondern schlicht tot ist. Ein Autounfall auf dem Highway. Sebastian ist ein Kojote vor den Wagen gelaufen. Schicksal, für das niemand etwas kann, aber weil er sich die Schuld an dem Unfall gibt, vertraut man ihm im Moment keinen Schützling an. Wir hatten daher viel Zeit uns zu unterhalten.
    Und er hatte eine ganze Menge über das 'Buch der Wünsche' zu erzählen, weil er selbst einen Weg suchte, mit seiner Familie wieder vereint zu sein. Im Gegensatz zu mir, war Kieran ihm gegenüber aufgeschlossen und hat Sebastian gesagt, dass es unmöglich ist, Tote zurück ins Leben zu rufen. Nicht mal mit diesem sonderbaren Buch. Laut Kieran kann es Engel zurück auf die Erde schicken, doch jeder Wunsch hat seinen Preis.
    Ein Preis, über den niemand reden will. Ich war nach fast einer Woche Sucherei in der Bibliothek so frustriert, dass ich freiwillig zu Kieran ging und ihn offen darauf ansprach. Er hat mir in deutlichen Worten zu verstehen gegeben, dass ich im hohen Bogen und unwiderruflich aus dem Himmel fliege, wenn ich das Buch der Wünsche benutze. Worauf ich Kieran entgegnete, dass das genau das ist, was ich will.
    Ich schätze, das ist jetzt einige Stunden her, denn die Sonne geht langsam unter und ich sitze schon lange auf meiner Mauer, weil Kieran mich nach meinen wütenden Worten aus seinem Büro geworfen hat.
    „Michael hatte recht, du kostest mich wirklich den letzten Nerv.“
    Ich bin zu sauer, um mich mit ihm zu befassen. Nicht mal die Höflichkeit einer Begrüßung oder eines Blickes gönne ich Aiden, als er hinter mir landet, mit seinen Flügeln schlägt und mir dabei eine blaugraue Feder vors Gesicht weht, nach der ich unwillkürlich greife.
    „Wieso blaugrau?“, frage ich irritiert und sehe Aiden nun doch an. Besser gesagt, ich schaue auf seine Flügel. „Sie sind dunkelblau.“
    „Nicht alle“, widerspricht er und tritt neben mich, wobei er einen Flügel hebt und ihn hinter mir ausbreitet, sodass ich genauer hinsehen kann.
    Das tue ich aus Neugier dann auch und es stimmt. Es gibt unzählige Farbschattierungen von blau. Je näher die Federn seinem Körper kommen, desto heller werden sie. Das ist mir vorher nicht aufgefallen. Ich seufze leise. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich habe nie genauer gesehen. Seit meinem Eintreffen im Himmel habe ich weder hingehört, hingesehen, noch mich ernsthaft für diese faszinierende Welt über den Wolken interessiert.
    Ich blicke auf die Feder zwischen meinen Fingern. Sie ist weich wie

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