Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
Vom Netzwerk:
Mutter diesbezüglich zu korrigieren, als Felicity das Wort ergriff.
    »O Mama, ich glaube kaum, dass Alexia zu der Sorte gehört, die an gebrochenem Herzen stirbt.«
    »Genauso wenig gehört sie zu der Sorte, die sich zu Tode hungert«, schoss Mrs. Loontwill zurück.
    »Ich hingegen«, warf Evylin ein, während sie auf ihren Teller Räucherheringe häufte, »brächte gut und gern beides fertig.«
    »Evy, Liebling, bitte!« In ihrer Verzweiflung brach Mrs. Loontwill ein Stück Toast entzwei.
    Anklagend richtete die jüngste Miss Loontwill eine Gabel voll Ei gegen Alexia. »Captain Featherstonehaugh hat mit mir gebrochen! Wie gefällt dir das? Heute Morgen erhielten wir seine Nachricht!«
    »Captain Featherstonehaugh?«, murmelte Alexia zu sich selbst. »Ich dachte, er wäre mit Ivy Hisselpenny verlobt und du mit jemand anders. Wie verwirrend.«
    »Nein, nein, Evy ist jetzt mit ihm verlobt. Besser gesagt, sie war es. Du bist doch jetzt schon seit beinahe zwei Wochen wieder aus Schottland zurück. Pass bitte besser auf, Alexia, Liebes!«, ermahnte Mrs. Loontwill sie tadelnd.
    Evylin seufzte theatralisch. »Und das Kleid ist auch schon gekauft und alles. Ich muss es komplett umändern lassen.«
    »Dabei hatte er so hübsche Augenbrauen«, meinte Mrs. Loontwill voller Mitgefühl.
    »Genau«, krähte Evylin. »Wo soll ich nur noch einmal jemand mit solchen Augenbrauen finden? Ich bin am Boden zerstört, Alexia, das sage ich dir! Völlig am Boden zerstört! Und das ist alles deine Schuld!«
    Evylin, das musste man anmerken, sah nicht annähernd so bekümmert aus, wie man es über den Verlust eines Verlobten eigentlich sein sollte, insbesondere wenn er angeblich über derartige Vorzüge wie solche Augenbrauen verfügte. Sie stopfte sich den Bissen Spiegelei in den Mund und kaute methodisch. Seit Neuestem redete sie sich ein, dass sie schlank blieb, wenn sie jeden Bissen zwanzigmal kaute. Das einzige Ergebnis jedoch war, dass sie länger am Esstisch saß als alle anderen.
    »Als Grund gab er philosophische Differenzen an, aber wir wissen alle, warum er die Verlobung wirklich gelöst hat.« Felicity wedelte mit einem mit Goldrand verzierten Brief vor Alexias Nase herum – einem Brief, der eindeutig das tiefste Bedauern des werten Captains ausdrückte und nach den Flecken darauf zu urteilen die vereinte Aufmerksamkeit aller am Frühstückstisch Versammelten genossen hatte, einschließlich der Räucherheringe.
    »Da stimme ich dir zu.« Gelassen nippte Alexia an ihrem Gerstenwasser. »Philosophische Differenzen? Das kann unmöglich stimmen! Du hast doch genau genommen über nichts eine philosophische Ansicht, nicht wahr, liebe Evylin?«
    »Dann gibst du also zu, dass du dafür verantwortlich bist?« Evylin war gezwungen, vorzeitig zu schlucken, um eine weitere verbale Attacke zu starten. Sie warf ihre blonden Locken in den Nacken, die sich nur ein oder zwei Nuancen von der Farbe ihres Spiegeleis unterschieden.
    »Natürlich nicht! Ich bin dem Mann noch nicht einmal begegnet.«
    »Trotzdem ist es deine Schuld! Deinen Ehemann einfach so zu verlassen und stattdessen bei uns zu wohnen. Das ist ungeheuerlich! Die. Leute. Reden. Schon.« Betonend stach Evylin bei jedem ihrer Worte unbarmherzig auf ein Würstchen ein.
    »Die Leute neigen dazu zu reden. Ich glaube, im Allgemeinen betrachtet man das als eine ziemlich gute Möglichkeit der Kommunikation.«
    »Oh, warum musst du nur so unmöglich sein? Mama, unternimm doch etwas!« Evylin gab das Würstchen auf und wandte sich einem zweiten Spiegelei zu.
    »Du wirkst nicht gerade niedergeschlagen deswegen.« Alexia sah ihrer Schwester zu, wie sie fleißig vor sich hin kaute.
    »Oh, ich kann dir versichern, die arme Evy ist zutiefst aufgewühlt. Sie ist wirklich zu bedauern«, sagte Mrs. Loontwill.
    »Du meinst sicher, sie ist bedauerlich.« Gelegentlich konnte sich Alexia einen Seitenhieb nicht verkneifen, wenn es um ihre Familie ging.
    Am anderen Ende der Tafel gluckste Squire Loontwill, der Einzige, der das Wortspiel verstanden hatte, leise vor sich hin.
    »Herbert«, rügte ihn seine Frau sofort. »Ermutige sie nicht auch noch, vorwitzig zu sein! Eine höchst unattraktive Eigenschaft bei einer verheirateten Dame, Vorwitzigkeit.« Mrs. Loontwill wandte sich wieder Alexia zu, und ihr Gesicht einer hübschen Frau, die gealtert war, ohne sich dessen bewusst zu sein, verzog sich zu einer Grimasse, die, wie Alexia vermutete, mütterliche Besorgnis heucheln sollte. Stattdessen sah sie aus

Weitere Kostenlose Bücher