Enthemmt!
unsere Leben sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Sie lebt allein und glaubt nicht an die Ehe, noch weniger an Monogamie. Sie interessiert sich nur dafür, was Männer ihr geben können, sie behauptet, sie hätte sich schon zu oft die Finger verbrannt. Ich auf der anderen Seite wäre niemals wegen seines Geldes mit einem Mann zusammen.
Eine halbe Stunde später parke ich vor dem Geschäft an der Ecke John Street und Hibiscus Street und entdecke sofort die neonpinkfarbenen Lichter und die knapp bekleideten Puppen im Schaufenster. Die Sonne geht gerade unter, aber ich setze trotzdem die Sonnenbrille auf, als ich aus dem Wagen steige. Ich will nicht Gefahr laufen, erkannt zu werden.
Ich betrete den Laden und stehe erst einmal nur so herum. Meine Sinnesorgane sind allesamt überfordert. Links von mir jede Menge knappe Dessous, aber nichts, was ich nicht schon gesehen hätte. Aber die Dinge rechts von mir sind es, die mich erröten lassen.
Dort befindet sich ein Regal mit ausgestellten Dildos – von denen manche so groß sind, dass ich mir nicht vorstellen kann, warum eine Frau sie kaufen sollte. Und offenbar bekommt man sie in allen erdenklichen Farben, was die Frage aufwirft, ob sie womöglich auch noch mit Geschmack sind.
“Hi!” Eine winzige brünette Frau hüpft auf mich zu. Sie trägt ein Piercing in der Augenbraue und ist dunkel geschminkt. “Kann ich Ihnen helfen?”
“Ich … schaue mich nur um.”
Sie kneift die Augen zusammen und scheint zu überlegen, ob sie mich kennt. “Sie kommen mir bekannt vor. Waren Sie schon einmal hier?”
“Ich, um Gottes willen nein.” Dann kapiere ich. “Wahrscheinlich verwechseln Sie mich mit meiner Schwester. Samera Peyton.”
“Ja, natürlich. Sie haben die gleichen schönen Augen.”
“Sind Sie Suzie?”
“Mhm. Kann ich Ihnen wirklich nicht helfen?”
Ich weiß, dass ich mich in einem Sexshop befinde, aber ich will trotzdem nicht, dass dieses süße kleine Ding eine Vorstellung davon bekommt, was ich später noch zu tun gedenke. Ich schüttle den Kopf. “Nicht jetzt jedenfalls. Ich sag dann Bescheid.”
Ich wandere nach rechts auf die ungefährlich aussehende Unterwäsche zu, die ich nicht vorhabe, zu kaufen. Selbstverständlich ist das völlig sinnlos, denn Suzie wird ja auf jeden Fall sehen, was ich aussuche.
“Entspann dich”, flüstere ich mir zu und befingere einen schwarzen Spitzenbody. “Du bist eine erwachsene Frau. Und du darfst guten Sex haben.”
Zum Teufel, im Augenblick wäre ich mit durchschnittlichem Sex zufrieden. Diese traurige Tatsache lässt mich meine Zurückhaltung vergessen, und ich mache mich auf die Suche nach dem obszönsten Stück Unterwäsche, das ich finden kann. Ich ergattere ein im Schritt offenes Höschen und einen BH mit Federn. An diese beiden Teile klammere ich mich, als wären sie die Lösung für all meine Probleme.
Als ich die Uniform eines Dienstmädchens an einer Puppe entdecke, muss ich lachen. Doch nachdem ich damit wieder aufhöre, erlaube ich mir einen genaueren Blick. Die Uniform ist äußerst knapp, man könnte darin ein schönes Rollenspiel veranstalten. Ich würde zum Beispiel nicht anständig kochen oder nicht sorgfältig genug Staub wischen. Und Charles könnte mir den Hintern versohlen und mich mit seinem pochenden Schwanz bestrafen …
Ich beiße mir auf die Lippen, um nicht laut aufzulachen. Offenbar habe ich wohl viel zu viele historische Romane gelesen.
Ich stöbere weiter und entdecke eine Puppe ganz in Leder mit einem Hundehalsband und einer Peitsche. Das ist eine Idee. Ich könnte Charles dafür auspeitschen, dass er ein böser Junge war. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, wie er auf allen vieren seinen Hintern in die Luft streckt. Also schnappe ich mir das Päckchen mit der Dienstmädchenuniform und klemme es unter den Arm. Und ich suche mir sogar eine schwarze Perücke aus. Wenn schon Rollenspiel, dann richtig.
Nach kaum fünfzehn Minuten in diesem Laden fühle ich mich wie eine andere Frau. Und zwar so sehr, dass ich auf meinem Weg zur Kasse an einem Regal voller Vibratoren Halt mache und einen Blick darauf werfe. Mehr als einen, um ehrlich zu sein, aber ich bin eben neugierig. Meine Aufmerksamkeit richtet sich auf einen langen, dicken und blauen Vibrator (eine merkwürdige Farbe für dieses lebensecht aussehende Stück), aber ich werde nicht fragen, wieso. Ich nehme ihn aus dem Regal und untersuche ihn genauer.
“Oh, diesen da liebe ich geradezu.”
Ich zucke
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