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Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Titel: Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Louka
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Blick zu, doch bevor dieser etwas erwidern konnte, erklang hinter uns eine wohlklingende, amüsierte, samtene Stimme.
    „Bravo. Scheint als hätte ich endlich eine Mitstreiterin gefunden, was van Goghs Ehrenhaftigkeit angeht.“
    Ich zuckte zusammen und drehte mich widerwillig zu der Stimme um. Der dazugehörige Mann stand lässig keine zwei Meter von uns entfernt, die Hände leger in die Hosentaschen seines maßgeschneiderten, dunklen Anzugs gesteckt und sah ganz danach aus, als hätte er schon länger dort gestanden. Er sah mich mit einem feinen, anerkennenden Lächeln an, das sein ebenmäßiges Gesicht noch edler wirken ließ, als es eh schon war und mich unweigerlich unwohl fühlen ließ.
    „David“, rief Marianne erfreut aus und ging auf ihn zu, um ihn freudestrahlend mit Küsschen links und rechts zu begrüßen, was mir eine Reaktion ersparte. „Schön, dass du es doch noch geschafft hast.“ Auch die anderen gingen zu ihm, um ihn zu begrüßen.
    Wie beim letzten Mal, konnte ich mich nicht dazu überwinden, auf ihn zuzugehen. Es war, als hielt mich etwas in meinem Inneren davon zurück, ihm zu nahe zu kommen. Da mich das irritierte, ich mich andererseits aber auch nicht überwinden konnte, dieses Gefühl zu ignorieren, entschied ich mich dafür, ihn zu ignorieren. Im Trubel der allgemeinen Begrüßung, wandte ich mich kurzerhand ab und ging ein Stückchen weiter zu einem Werk Monets.
    Davids Anwesenheit brachte mich augenblicklich durcheinander. Mein Herz sc hlug unregelmäßig und dieses unangenehme Gefühl in meinem Inneren, das ich nicht definieren konnte, beunruhigte mich. Es war eine Mischung aus Unbehagen, Beklommenheit und Argwohn. Ich konnte es nicht richtig deuten, wusste auch nicht, woher es kam, aber es war irritierend und aufwühlend und ich hätte gern darauf verzichtet.
    Selbst als ich ihm den Rücken zuwandte, spürte ich Davids Blick auf mir, was mich noch mehr aufwühlte. Wieso sah er mich so seltsam an? Wieso sah er mich überhaupt an? Die anderen beachteten mich schließlich kein bisschen. Daran war ich gewohnt. Aber diese seltsame Aufmerksamkeit dieses griechischen Halbgottes irritierte mich. Zum Glück nahmen ihn Marianne und Brigitte sofort in Beschlag, so dass ich mich abseits halten konnte.
    Ich tat, als sei ich fasziniert von einem Bild und schaffte es so, die drei vor mir hergehen zu lassen. Langsam und in gebührendem Abstand folgte ich ihnen, dabei beobachtete ich David unauffällig. Er ließ sich von den beiden Frauen durch die Gänge leiten und wirkte dabei völlig gelassen und relaxt, fast ein wenig gelangweilt, als würde er die ausgestellten Bilder bereits zum hundertsten Mal sehen. Obwohl Brigitte und Marianne sich gegenseitig darin überboten, ihn anzuhimmeln und seine Aufmerksamkeit zu erlangen, schien er völlig unbeteiligt und reagierte gar nicht darauf. Die meiste Zeit schwieg er und sah sich die Gemälde an und wirkte dabei seltsam abwesend, als wäre er in Gedanken ganz woanders.
    Er beunruhigte mich, obwohl ich mir nicht erklären konnte, wieso. Aber in seiner Anwesenheit schien sich die Atmosphäre zu verändern, denn seit er da war, spürte ich wieder diesen seltsamen Druck im Kopf, und ich hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, an die frische Luft zu gehen.
    Nach und nach ließ ich mich immer weiter zurückfallen. Ich hatte kein Verlangen mehr, der Gruppe zu folgen und beschloss, mich alleine weiter umzusehen. Da ich nun schon mal Eintritt bezahlt hatte, wollte ich mir auch das ganze Museum ansehen, aber weit entfernt von diesem seltsamen David. Es waren genug Besucher im Museum, um vorzutäuschen, ich hätte die Gruppe beim Durchschlendern verloren. Also wartete ich, bis sie alle um eine Ecke gebogen waren und machte mich dann schnell in die entgegengesetzte Richtung davon.
    Ich ging zum anderen Ende des Museums, wo ich ihnen so schnell nicht mehr begegnen würde und sah mir in Ruhe die dort ausgestellten Skulpturen an.
    Ich liebte Skulpturen. Die Fähigkeit, aus einem riesigen Marmorklotz eine exakt nachgebildete menschliche Figur zu formen, bewundert e ich zutiefst.
    Am Faszinierendsten fand ich die Emotionen, die sich auf den Gesichtern der Statuen widerspiegelten. Einen hochmütigen Gesichtausdruck einzufangen und in kühlem, unbeweglichem Stein gemeißelt wiederzugeben, empfand ich als wahrhaftige Kunst.
    Ich schlenderte genüsslich durch die Ausstellung und entspannte mich allmählich wieder. Vor dem David-Bildnis von Antonin Mercié blieb ich

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