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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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daß Skar mehr als einmal befürchtete, den Anschluß zu verlieren und sich erneut zu verirren.
    Rowls Gemach hatte sich vollkommen verändert, als sie es erreichten. Aus dem großen, von schon fast unheimlicher Stille erfüllten stählernen Dom war ein Hexenkessel geworden. Mindestens drei, wenn nicht vier Dutzend Bastarde drängelten sich zwischen den rostigen Möbelstücken, und einer der magischen Spiegel Rowls war in Betrieb: er zeigte wieder das Felsplateau mit Titchs Kriegern, aber das war auch schon alles, was das Bild mit dem von gestern gemein hatte. Wo Skar am Tag zuvor ein zwar eng zusammengepferchtes Heer erblickt hatte, tobte jetzt ein Chaos aus durcheinanderstürzenden, flüchtenden Leibern. Hunderte von Kriegern hatten den Saumpfad erklommen, der weiter an Carans Flanken emporführte, und vor dem Riß im Fels herrschte ein heilloses Chaos. Offensichtlich versuchten die Krieger, ins Innere Carans zu fliehen.
    Rowl schrie einem seiner Männer etwas zu und ließ ihn einfach stehen, und Skar ging zu Titch und Kiina, die er inmitten des Durcheinanders entdeckte. Der Blick des Quorrl war gebannt auf den Zauberspiegel gerichtet, während Kiina offensichtlich schon Zeit gefunden hatte, ihr Staunen zu überwinden. Als sie die blutende Stelle an seiner Hand entdeckte, trat eine stumme Frage in ihre Augen. Skar ignorierte sie.
    »Was ist passiert?«
    Titch hörte seine Worte gar nicht, sondern starrte weiter auf den Spiegel. Es war nicht die Unmöglichkeit der sich bewegenden Bilder, die ihn bannte, begriff Skar. Die Männer dort draußen waren
seine
Männer, und er war für das Leben jedes einzelnen verantwortlich. Was er für Faszination gehalten hatte, war Entsetzen.
    Schließlich beantwortete Kiina seine Frage. »Ich weiß es nicht. Niemand weiß es. Rowl ließ uns vor einer Stunde rufen. Die Krieger aus Ninga sind da. Aber da ist… noch mehr.«
    Skar versuchte, mehr Einzelheiten zu erkennen, aber es gelang ihm nicht. Das Bild war seltsam unscharf, wie von einer dünnen Staubschicht überzogen. »Was ist das?« flüsterte er.
    Die Frage galt niemand besonderem, aber Titch antwortete trotzdem: »Etwas… ist dort draußen, Skar. Nicht die Garde.
    Die Männer sind in Panik. Ich… ich muß zu ihnen!! Den letzten Satz hatte er geschrien. Plötzlich fuhr er herum, stieß Kiina und Skar grob beiseite und lief zum Ausgang. Aber er kam nur wenige Schritte weit, ehe ihm zwei von Rowls Bastarden den Weg vertraten. Titch versuchte auch diese Männer zur Seite zu drängen, aber die beiden Quorrl hielten ihn — vorsichtig, aber trotzdem sehr entschlossen — zurück. Schließlich gab Titch es auf und wandte sich mit zornbebender Stimme an Rowl.
    »Sag ihnen, daß sie mich durchlassen sollen!«
    »Das werde ich bestimmt nicht tun, Titch«, antwortete er ruhig. »Es gibt nichts, was du für deine Männer dort draußen tun könntest.«
    »Du —!«
    »Wir können mehr von hier aus tun«, unterbrach ihn Rowl.
    Er wandte sich brüsk ab und gab Skar einen Wink, näher zu kommen. Kiina schloß sich ihm wortlos an, als Skar gehorchte, und nach ein paar Sekunden gesellte sich auch Titch zu ihnen.
    Die beiden Krieger, die ihn am Verlassen des Raumes gehindert hatten, folgten ihm in geringem Abstand; schweigend und mit steinernen Gesichtern, aber jederzeit bereit, zuzugreifen.
    »Wofür hältst du das, Satai?« fragte Rowl und deutete auf den Spiegel. Er war nervös; noch erschrockener als vorhin, als er Skar vor der Metallspinne gewarnt hatte.
    Skar zuckte hilflos die Schultern. Er wußte, was Rowl meinte
    - der Spiegel war lang nicht mehr so klar wie gestern. Graue Schlieren und treibende Fetzen wie schlieriger Nebel glitten über das Bild, und manchmal meinte man, Bewegung wahrzunehmen, die anders war als die der flüchtenden Quorrl, sich aber nicht greifen ließ.
    »Irgend etwas scheint deinen Zauber zu stören«, sagte er schließlich.
    »Zauber?« Kiina runzelte die Stirn, während es in Titchs Augen abermals zornig aufblitzte. Rowl starrte ihn durchdringend an, und Skar spürte die Drohung, die in diesem Blick lag.
    Er erinnerte sich gut seines gestrigen Gesprächs mit Rowl.
    An jedes Wort. Auch an die, die der Bastard nicht ausgesprochen hatte.
    »Wir —«
    »Herr!«
Einer der Quorrl begann wild zu gestikulieren und deutete auf einen zweiten, kleineren Zauberspiegel, der an der anderen Wand hing. Skar hatte ihn bisher gar nicht beachtet, und er sah auch jetzt nichts als ein wildes Durcheinander von Farben und

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