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Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Titel: Enwor 5 - Das schwarze Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wieder glatt und makellos.
    Del atmete hörbar ein und schlug mit dem Schwertknauf gegen die Wand neben dem Durchgang, als hätte er Angst, das Eis könne hinter ihm zusammenbrechen, ehe er gebückt hindurchtrat und vorsichtig den Fuß auf die oberste Stufe setzte. Skar folgte ihm.
    Die Treppe führte steil in die Tiefe. Ihre Stufen waren unterschiedlich hoch und in verschiedenen Winkeln zueinander geneigt, das Gehen war schwierig. Das Licht, das hinter ihnen durch die Tür fiel, breitete sich wie eine glitzernde Flüssigkeit in den Wänden aus und ließ sie von innen heraus leuchten. Skar versuchte, die Stufen zu zählen, die sie nahmen, aber irgend etwas schien mit seinen Gedanken zu geschehen: Er verzählte sich, wußte plötzlich nicht mehr weiter und gab es auf. »Skar!« Dels Stimme wehte geisterhaft verzerrt zu ihm herauf, leise und hallend, als wäre er Meilen unter ihm statt weniger Schritte. »Hier geht es weiter.«
    Del deutete mit der Schwertspitze auf ein gezacktes, mannsgroßes Loch in der Wand, zögerte einen Moment und trat dann kurz entschlossen hindurch. Skar beeilte sich, ihm zu folgen.
    Der Anblick war überwältigend, von fast betäubender Wirkung. Sie standen auf einem schmalen, an einer Seite im Nichts endenden Sims aus Eis, zu ihren Füßen ein Schacht, der geradewegs in die Hölle hinabzuführen schien. In seiner Mitte erhob sich eine gewaltige zer-schrundene Säule aus Eis, hundert oder mehr Manneslängen durchmessend und auf unmögliche Weise zusammengestaucht und in sich selbst verdreht. Skar schwindelte, als er versuchte, an ihr hinabzusehen. Der Schacht mußte mehr als eine Meile in die Tiefe führen; der Fuß der gewaltigen Eissäule verlor sich in wogendem Nebel, und irgendwo unter ihnen leuchtete etwas.
    »Endstation«, sagte Del lakonisch. Seine Stimme wurde vom Eis aufgefangen und reflektiert, tausendfach gebrochen und verzerrt.
    »Hier geht es jedenfalls nicht weiter.«
    Der Sims, auf dem sie standen, führte auf einer Seite in kühnem Bogen über den Abgrund und verschmolz mit den obersten Stufen einer steilen, wie ein Schneckenhaus gewundenen Treppe, die in einer endlosen Spirale an der Außenseite des titanischen Pfeilers in die Tiefe führte. Der Anblick erinnerte ihn an die Höhle der Drachen tief unter den Mauern Elays. Aber anders als dort war diese Treppe zerstört; die Stufen endeten nach wenigen Metern im Nichts, zerfetzt und zerbrochen von den gleichen Gewalten, die den Pfeiler zusammengepreßt hatten. Skar war fast erleichtert. Die Vorstellung, über diese Treppe eine Meile oder vielleicht mehr hinabsteigen zu sollen, jagte ihm einen eisigen Schauer über den Rücken.
    Skar schluckte, um den bitteren Geschmack, den er auf seiner Zunge spürte, loszuwerden, drehte sich um und trat wieder hinaus auf die Treppe. Der Weg hinauf erschien ihm weiter als der hinunter, und mit jeder Stufe, die er nahm, wurde das Bedürfnis stärker, einfach loszustürmen und zu rennen, so schnell er konnte. Er atmete erleichtert auf, als sie endlich wieder oben in der Halle waren.
    Etwas war anders. Es war, als wäre ihnen die Furcht, die sie dort unten überfallen hatte, nachgekrochen und hätte sich in den eisigen Wänden hier oben eingenistet. Anders als noch vor wenigen Augenblicken fingen die glitzernden Eisskulpturen an den Wänden und an der Decke das Licht auf und verstärkten es; der Saal schimmerte wie ein gewaltiger ausgehöhlter Kristall, in dem ein Strahl Sonnenlicht eingefangen war. Skar machte einen Schritt, blieb stehen und tauschte einen beinahe hilflosen Blick mit Del. Das Knistern und Mahlen war noch immer zu hören, aber es gelang Skar nicht, die Quelle des Geräusches auszumachen — es schien aus Boden und Wänden und Decke, ja selbst aus der Luft zu kommen, körperlos und unabhängig von irgend etwas anderem zu entstehen, als hätte es keine Ursache, sondern existierte isoliert. Vielleicht war es kein Geräusch, sondern etwas, das er nur dafür hielt, weil er kein anderes Wort dafür fand. Und es war jetzt auf
dieser
Seite der Wand...
    Del drehte sich langsam um seine eigene Achse, streckte den Arm aus und stützte sich an der Wand ab. Das Eis begann unter seinen Fingern zu schmelzen; Dels Körperwärme verwandelte es in Wasser, das in winzigen gezackten Bahnen zu Boden lief und auf halbem Wege wieder gefror. Tausendmal rascher als normal. Der Gedanke blitzte so schnell hinter Skars Stirn auf, als wäre er nicht in ihm entstanden, sondern von außen gekommen; eine

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