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Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Titel: Enwor 5 - Das schwarze Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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flüsterten lautlose Worte.
    Skar legte die Hand unter Rayans Kopf, zwang sich, das zerstörte Gesicht des Freiseglers anzusehen und setzte ihm den Becher mit dem heißen Wein an die Lippen. Rayan wehrte mühsam ab. »Laß es, Satai«, murmelte er. »Es ist... Verschwendung. Man gießt keinen guten Wein in ein durchlöchertes Faß.«
    »Sprich jetzt nicht, Rayan«, sagte Skar. »Ich habe nach Gowenna geschickt. Sie wird dir helfen.«
    »Unsinn.« Rayans Stimme zitterte, aber sie war trotzdem noch klar. Wahrscheinlich hatte er nicht einmal mehr Schmerzen. »Ich weiß, daß... daß ich sterbe. Jetzt. Aber das... das macht nichts. Ich... ich wußte immer, daß er mich eines Tages erwischen würde. Es war... es war ein Spiel, weißt du? Ein Spiel um den höchsten Einsatz, um den ein Mann spielen kann. Fast... fast hätte ich gewonnen.«
    Skar musterte den Freisegler verwirrt. Er verstand nicht, was Rayan ihm mit seinen Worten sagen wollte, aber er begriff, daß sie mehr waren als die Fieberphantasien eines Sterbenden.
    »Er hat uns alle geholt«, fuhr Rayan fort. »Einen nach dem anderen. Zuerst Suquann, dann... dann Brad... und... und jetzt mich...
    Helth... was... was ist mit Helth?«
    »Er lebt«, sagte Skar leise. Der Vede kniete neben ihm nieder und legte behutsam die Hand auf Rayans Schulter. »Dein Sohn lebt.«
    Rayan sah Skar mit einer Spur von Überraschung an. »Du... weißt...«
    »Brad erzählte es mir, ehe er starb. Oben, auf der Klippe.«
    »Er muß... großes Vertrauen zu dir gehabt haben«, murmelte Rayan. »Es... es gibt nicht sehr viele Menschen, die das Vertrauen eines Veden erringen.«
    Skar sah auf, als hinter ihm hastige Schritte über das Deck polterten und Gowenna herbeigeeilt kam. Ein Ausdruck ungläubigen Schreckens huschte über ihr Gesicht, als sie den verletzten Freisegler sah. Sie ließ sich neben Rayan in die Hocke sinken und untersuchte mit geübten Bewegungen seinen Arm und die Wunde in seinem Schädel.
    »Was ist passiert?« fragte sie ungläubig. »Bei allen Göttern, Skar-was ist dort draußen geschehen?«
    »Der Dronte«, murmelte Helth dumpf. »Er war nicht ganz so tot, wie dein Freund geglaubt hat.«
    Skar sah alarmiert auf, aber Helth starrte mit unbewegtem Gesicht auf den See hinaus. Er schüttelte den Kopf, ließ Rayans Haupt behutsam zurücksinken und setzte sich etwas bequemer hin.
    »Kannst du ihm helfen?« fragte er leise.
    Gowenna lächelte traurig. »Ich kann ihm seinen Tod erleichtern, Skar«, sagte sie. »Mehr nicht.«
    Helth fuhr auf. »Aber du hast ihn ja nicht einmal untersucht.«
    »Es gibt nichts, was ich für ihn tun könnte«, wiederholte Gowenna ruhig. »Es tut mir leid, Helth. Er stirbt.«
    »Die... die Errish könnte ihm helfen«, stammelte Helth. Plötzlich, von einer Sekunde auf die andere, war von seiner übermenschlichen Selbstbeherrschung nicht einmal mehr eine Spur geblieben. Er war jetzt nur noch ein Sohn, der um seinen sterbenden Vater bangte. »Auch sie kann nicht zaubern, Helth«, erwiderte Gowenna. »Die Errish können heilen, aber wo der Tod einmal seinen Anspruch angemeldet hat, sind auch sie hilflos.«
    »Versuche es«, bat Skar. »Geh hinunter und hole sie.«
    »Aber es ist sinnlos, Skar«, sagte Gowenna. »Du weißt es so gut wie ich. Sie...«
    »Sie steht unter dem Einfluß der Droge, die du ihr gibst«, sagte Del hart. »Das ist es doch, nicht wahr?«
    Gowenna sah mit einem zornigen Laut auf. »Das ist es nicht«, sagte sie wütend. »Sie könnte so oder so nichts mehr für ihn tun. Er stirbt. Er ist schon tot, siehst du das nicht? Er wehrt sich nur noch.«
    »Hört auf«, murmelte Rayan. »Bitte — Gowenna hat recht. Ich... weiß, daß es zu Ende geht. Aber... aber ich möchte dich um etwas bitten, Satai. Du... du mußt mir etwas versprechen.«
    Skar nickte, und Rayan fuhr nach langem Schweigen fort: »Ich habe dich belogen, Skar. Dich und Gowenna. Es... war kein Zufall, daß wir auf den Dronte gestoßen sind. Nicht auf dieser Fahrt.«
    »Wie meinst du das?« fragte Skar. Er spürte, wie sich Helth neben ihm spannte.
    Rayans zerschmettertes Gesicht verzerrte sich zu einem mühsamen Lächeln. »Ich habe ihn gesucht«, sagte er. »Mein ganzes Leben lang habe ich ihn gesucht. Ich wollte ihn haben. Ich... wollte diesen Kampf. Die letzten zwanzig Jahre meines Lebens habe ich allein dieser Aufgabe gewidmet, Skar. Ich... habe mehr Fahrten durch das Gebiet des Dronte gemacht als irgendein anderer Kapitän. Ich... ich wußte, daß es eines Tages so

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