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Jurassic Park

Jurassic Park

Titel: Jurassic Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Einführung

»Der InGen-Vorfall«

    Das ausgehende 20 Jahrhundert erlebt einen wissenschaftlichen Goldrausch von erstaunlichem Ausmaß: die unbesonnene und überhastete Kommerzialisierung der Gentechnologie. Dieses Projekt entwickelt sich so schnell, mit so viel Geld und so wenig Kontrolle von außen, daß seine Dimensionen und Implikationen noch kaum zu begreifen sind.
    Die Biotechnologie verspricht die größte Revolution in der Geschichte der Menschheit. Bis zum Ende dieses Jahrzehnts wird sie, was die Auswirkungen auf unser alltägliches Leben betrifft, die Kernkraft und den Computer weit hinter sich gelassen haben. Ein Beobachter vermerkt »Die Biotechnologie wird jeden Aspekt des menschlichen Lebens verändern unsere medizinische Versorgung, unsere Nahrung, unsere Gesundheit, unsere Freizeitgestaltung, sogar unsere Körper. Nichts wird je wieder so sein, wie es war. Sie wird das Gesicht unseres Planeten grundlegend verändern «
    Aber die biotechnologische Revolution unterscheidet sich in drei wichtigen Aspekten von früheren naturwissenschaftlichen Umwälzungen.
    Zum einen kann sie sich auf eine breite Basis stützen. Das Atomzeitalter begann in Amerika mit der Arbeit eines einzigen Forschungslabors, dem in Los Alamos. Und das Computerzeitalter begann dank der Bemühungen von nur etwa einem Dutzend Firmen. Doch im Bereich der Biotechnologie arbeiten inzwischen allein in Amerika über zweitausend Forschungslabors. 500 Konzerne investieren pro Jahr fünf Milliarden Dollar in diese Technologie.
    Zum zweiten wird ein Großteil dieser Forschungen von Gedankenlosigkeit oder Leichtsinn geleitet. Versuche, hellere Forellen zu kreieren, die in Flüssen und Bächen leichter zu erkennen sind, quadratische Bäume für eine einfachere Holzverarbeitung oder injizierbare Geruchszellen, die einen Menschen immer nach seinem Lieblingsparfüm riechen lassen, mögen nach einem Witz klingen, sind es aber nicht. In Wirklichkeit verstärkt die Anwendbarkeit der Biotechnologie in Produktionszweigen, die traditionell modischen Veränderungen unterworfen sind, etwa im Bereich der Kosmetik und der Freizeitgestaltung, die Besorgnis über den leichtfertigen Umgang mit dieser mächtigen neuen Technologie erst recht.
    Zum dritten ist die Arbeit keiner Kontrolle unterworfen. Niemand überwacht sie. Kein Bundesgesetz regelt sie. Es existiert keine einheitliche Regierungspolitik, weder in Amerika noch irgendwo anders auf der Welt. Und da die Produktpalette der Biotechnologie von Medikamenten über Saatgut bis hin zu künstlichem Schnee reicht, ist ein vernünftiges Vorgehen auch schwierig. Aber am meisten beunruhigt wohl, daß es unter den Wissenschaftlern selbst keine Wachhunde gibt. Es ist erstaunlich, daß fast jeder Genetiker mit der kommerziellen Nutzung der Biotechnologie beschäftigt ist. Es gibt keine unbeteiligten Beobachter. Jeder hat ein wirtschaftliches Interesse.

    Die Kommerzialisierung der Molekularbiologie ist das verblüffendste moralisch relevante Ereignis in der Geschichte der Naturwissenschaften, und sie vollzieht sich mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit. Nach Galilei hat die Naturwissenschaft vierhundert Jahre lang an der freien und offenen Erforschung der inneren Abläufe der Natur gearbeitet. Die Wissenschaftler ignorierten Staatsgrenzen und sahen sich erhaben über die Wechselfälle der Politik und sogar der Kriege. Wissenschaftler rebellierten gegen Heimlichtuerei in der Forschung und lehnten es ab, ihre Entdeckungen patentieren zu lassen, da sie nach ihrer Überzeugung zum Wohle der gesamten Menschheit tätig waren. Und über Generationen hinweg besaß die Arbeit der Wissenschaftler wirklich eine eigentümlich selbstlose Qualität.
    Als 1953 zwei junge englische Forscher, James Watson und Francis Crick, die Struktur der DNS entzifferten, wurde ihre Arbeit als Triumph des menschlichen Geistes gefeiert, als Erfüllung jahrhundertelangen Strebens nach einem wissenschaftlichen Verständnis des Universums. Und man ging voller Zuversicht davon aus, daß ihre Entdeckung selbstlos zum Nutzen der ganzen Menschheit angewandt würde.
    Aber genau das geschah nicht. 30 Jahre später waren fast alle ihrer Kollegen längst mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Die molekulargenetische Forschung war zu einem gigantischen, viele Milliarden Dollar schweren kommerziellen Unternehmen geworden, das allerdings nicht bereits 1953, sondern erst im April 1976 seinen Anfang gefunden hat.
    Dies war das Datum der inzwischen berühmt

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