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Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Titel: Enwor 5 - Das schwarze Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kommen würde. Und ich wußte auch, daß nur einer von uns die Begegnung überleben konnte. Die Welt ist nicht groß genug für den Dronte und mich.«
    »Den Dronte?« wiederholte Skar betont. »Du redest, als gäbe es nur diesen einen.«
    »Das stimmt«, nickte Rayan. »Ich... ich habe ihn so oft gesehen wie kein anderer. Es gibt nur diesen einen. Deshalb... muß er vernichtet werden.«
    »Du bist absichtlich in sein Gebiet gesegelt?« fragte Skar ungläubig.
    »Ja. Noch... noch nie waren die Karten besser verteilt. Wir hätten es schaffen können. Wir waren nicht so wehrlos wie die anderen. Zwei Veden und zwei Satai auf einem Schiff... Der... der Dronte hat niemals gegen einen gefährlicheren Gegner kämpfen müssen. Wir haben auf diesen Tag zwanzig Jahre lang gewartet, Brad, Helth und ich.« »Aber warum?« fragte Skar. Er ahnte den Sinn von Rayans Worten. Aber sein Verstand weigerte sich, sie zu glauben.
    »Suquann«, murmelte Rayan. »Sie war... mein Weib. Die Mutter von Brad und Helth. Sie... sie starb, als das Schiff, mit dem sie nach Hause kommen sollte, vom Dronte vernichtet wurde. An... an diesem Tag habe ich Rache geschworen. Und... ich habe meinen Schwur gehalten. Beinahe, jedenfalls.« Mit einer Kraft, die Skar seinem geschundenen Körper niemals mehr zugetraut hätte, stemmte er sich hoch und sah ihn an.
    »Versprich mir etwas, Satai«, flüsterte er. »Rette das Schiff. Ich... lege das Kommando in deine Hände. Du... du kannst es schaffen, Skar. Nur du.«
    »Aber Helth...«
    Rayan unterbrach ihn mit einem abgehackten Kopfschütteln.
    »Du!« beharrte er. »Du bist... wie Brad, und Brad... hätte es geschafft. Es darf nicht alles umsonst gewesen sein! Ich will nicht, daß alle umsonst gestorben sind. Rette das Schiff, Skar! Du... du mußt es zurückbringen und allen sagen, was hier geschehen ist. Sie müssen es wissen. Die... die ganze Welt muß erfahren, daß der Dronte nicht unverwundbar ist. Wir... hätten es schaffen können, aber wir waren nicht stark genug. Aber wenn es alle wissen..., sie..., gemeinsam können sie es schaffen. Gemeinsam können sie ihn vernichten... Sage ihnen, wie man das Meer von dieser Plage befreien kann. Sag ihnen, wie...« Seine Stimme ging in einem unterdrückten Aufschrei unter, als ein neuer Krampf seinen Körper schüttelte. Er fiel zurück, bäumte sich noch einmal auf und lag dann still.
    »Er ist tot«, sagte Gowenna.
    Skar nickte. Rayan war tot, aber es war ein Tod, um den Skar den Freisegler fast beneidete, trotz all der Qualen, mit denen er verbunden gewesen war. Wenigstens hatte er etwas mit hinüber in das dunkle, schweigende Reich jenseits des Styx nehmen können. Etwas, das wohl die wenigsten auf diesem Fluß ohne Wiederkehr bei sich hatten: Hoffnung.
    Er stand auf und winkte einen Matrosen herbei. »Bringt ihn fort.
    Und behandelt ihn vorsichtig. Er war ein tapferer Mann.«
    Ein paar der Seeleute machten sich daran, seinen Befehl zu befolgen, während die anderen stumm dastanden und abwechselnd Skar und den Veden ansahen.
    Skar spürte plötzlich die Spannung, die zwischen ihm und Helth bestand. Die ganze Mannschaft war hier auf dem Vorderdeck zusammengekommen. Sie alle hatten die letzten Worte ihres Kapitäns vernommen, und es war wohl nicht einer unter ihnen, der nicht wußte, welcher Schrecken in der treibenden Nebelwand dort vorne auf sie lauerte. Auf allen Gesichtern waren die gleichen Empfindungen geschrieben: Angst, Hoffnungslosigkeit und Schrecken; da und dort Verzweiflung. Keine Hoffnung mehr. Mit Rayan war mehr gestorben als ihr Kapitän.
    Skar begann sich mit jeder Sekunde unwohler zu fühlen. Der Freisegler hatte ihm die Verantwortung für ein halbes Hundert Menschenleben aufgebürdet. Eine Verantwortung, die er weder tragen konnte noch wollte. Und da war noch Helth. Rayans Sohn und Erbe. Auch wenn ihn die Besatzung offensichtlich nicht besonders mochte, so war er immer noch Rayans Sohn und bekannter als Skar, der fremde, von allen halbwegs gefürchtete, halbwegs wohl auch bewunderte, aber von keinem geliebte Satai.
    »Ihr habt gehört, was Rayan gesagt hat«, sagte er laut. »Ich bin euer neuer Kapitän, bis wir einen Hafen erreicht haben. Erkennt ihr mich an?«
    Sein Blick glitt über die Reihe stummer Gesichter und bohrte sich schließlich in den des Veden. Helth blieb stumm; sein Gesicht eine starre, undurchdringliche Maske.
    »Erkennt ihr mich an?« fragte er noch einmal.
    »Sie werden dich nie anerkennen«, sagte Helth leise. »Nicht dich,

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