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Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Titel: Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und sie reagierten genauso, wie Skar gehofft hatte — der eine trat ihm entgegen, sichtlich angespannt und die Hand auf dem Schwertgriff, während der zweite Krieger ein Stück zur Seite wich, um Skar keine Gelegenheit zu geben, sie beide mit einem überraschenden Angriff auszuschalten.
    »Wer bist du?« drang eine dumpfe Stimme durch die Nacht.
    »Was willst du?« Der Mann sprach nicht sehr laut, was Skar bewies, daß die Männer in den Zelten noch schliefen und er sie nicht wecken wollte. Gut. Ein weiterer, winziger Vorteil für ihn. Ruhig trat er den beiden Posten entgegen, hob die Hand zum Satai-Gruß und blieb auf ein Zeichen des einen hin gehorsam stehen.
    »Mein Name ist Troun«, sagte er auf die gleiche, gedämpfte Weise, auf die der Wächter sprach. »Ich komme aus Denwar. Ich habe eine Nachricht für den Hohen Satai.«
    »Eine Nachricht?« Der Wächter kam näher, blieb zwei Schritte vor ihm stehen und musterte ihn mit unverhohlenem Mißtrauen von Kopf bis Fuß. Aber was er sah, schien seine Bedenken zumindest zum Teil zu zerstreuen, denn seine Haltung entspannte sich ein wenig. »Was für eine Nachricht?«
    »Eine wichtige Nachricht«, erwiderte Skar, mit genau der Spur von Ungeduld und Überheblichkeit in der Stimme, die ihm in einem Moment wie diesem angebracht schien. »Sie ist nicht für deine Ohren bestimmt.« Er runzelte die Stirn. »Ich bin nicht drei Nächte geritten, um mich mit dir zu streiten. Führe mich vor!« Irgend etwas war falsch. Er hatte einen Fehler gemacht, auch wenn er nicht wußte, welchen — aber aus dem abklingenden Mißtrauen im Gesicht des Postens wurde Überraschung, dann Schrecken, und Skar sah aus den Augenwinkeln, wie sich auch die Gestalt des zweiten Postens versteifte.
    Der Satai spürte nicht einmal, wie er starb. Skars Rechte ruckte hoch. Die Dolchklinge glitt zwischen seinen Fingern hervor, wobei sie zwei tiefe, blutende Linien in die Haut riß, bewegte sich in einem unglaublich schnellen, blitzenden Halbkreis nach oben und herum und glitt durch die Kehle des Mannes. Beinahe gleichzeitig senkte sich Skars Linke zum Gürtel, ergriff einen der fünfzackigen
Shuriken
und schleuderte ihn.
    Die Zeit schien stehenzubleiben. Skar streckte die Arme aus, um den zusammenbrechenden Wächter aufzufangen, sah, wie der zweite Krieger herumfuhr und den Mund zu einem Schrei öffnete, gleichzeitig machte er einen Schritt und hob die Arme, dann traf der winzige Wurfstern seine Schläfe mit tödlicher Präzision. Die Wucht des Wurfes war so gewaltig, daß der Mann wie von einem Faustschlag getroffen und zu Boden geschmettert wurde, wo er mit grotesk verrenkten Gliedern liegenblieb. Das Geräusch, mit dem er auf den festgetretenen Boden aufschlug, hallte wie ein Peitschenhieb in Skars Ohren.
    Für die Dauer von drei, vier endlosen Herzschlägen blieb er reglos stehen und lauschte, jeden Sekundenbruchteil darauf gefaßt, Lärmen und Schreie zu hören.
    Aber nichts geschah. So unglaublich es ihm selbst erschien —niemand hatte etwas gehört. Das Schicksal gab ihm noch eine letzte Chance.
    Skar widerstand der Versuchung, den toten Wächter einfach liegen zu lassen, sondern hob ihn vorsichtig hoch, wandte sich um und trug ihn hinter die Felsen, hinter denen er selbst vor Augenblicken Deckung gesucht hatte. Dann ging er zurück, hob auch den zweiten Wächter auf die Arme und legte ihn neben seinen toten Kameraden. Auch das Fehlen der Posten würde Alarm auslösen, aber vielleicht gewann er auf diese Weise kostbare Sekunden, die entscheiden mochten.
    Unschlüssig blieb er stehen. Er wußte noch immer nicht, wo er suchen sollte — der Posten hatte versucht, das direkt hinter ihm stehende Zelt zu erreichen, wohl um Alarm zu schlagen und Verstärkung herbeizurufen, so daß er auch dies mit einiger Sicherheit ausklammern konnte, aber es blieben immer noch zwei Zelte, und wenn er das falsche wählte und sich plötzlich inmitten eines Dutzends Satai wiederfand, die bei seinem Eintreten zweifellos aufwachen würden, war alles vorbei.
    Und wenn sein Sohn bei ihnen war? wisperte die Stimme in seinem Kopf. Zum ersten Mal kam ihm zum Bewußtsein, daß er ja keine Ahnung hatte, nach wem er überhaupt suchte. Er hatte einen Säugling zu den Gesichtslosen Priestern gebracht, aber er war hier, um einen achtzehnjährigen Knaben zu finden, möglicherweise einen — wahrscheinlich sogar — der die Kleider eines Satai trug. Aber irgendwie würde er ihn erkennen.
    Skar wählte willkürlich das linke der

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