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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ich es tun? Du kannst seinen Platz einnehmen. Du kannst alles beenden. Hier und jetzt.
    Ja, das konnte er. Aber zugleich wußte er, was geschehen würde, wenn er es zuließ. Enwor würde untergehen, wenn er den Tod an diesen Ort brachte.
    »Nein«, sagte er mit fester Stimme. »Niemals.«
    Du bist ein Narr,
antwortete sein Dunkler Bruder. Seine Stimme klang bedauernd und fast gar nicht mehr höhnisch.
Du glaubst noch immer, es verhindern zu können. Aber du wirst mich rufen.
    Bald.
    »Niemals«, wiederholte Skar. »Hörst du?!
NIEMALS!«
    Bald, Bruder,
flüsterte der
Daij-Djan.
    Bald.
    Es war wie das Erwachen aus einem bösen Traum. Skar erinnerte sich kaum, wie er den Weg zurück bewältigte; das letzte Stück führte ihn der Ssirhaa wie ein kleines Kind an der Hand. Er war unfähig, sich zu bewegen oder irgend etwas aus eigener Kraft heraus zu tun. Die Ausstrahlung des Blutkristalls hatte etwas in ihm gelähmt. Nur als sie die Statue des
Daij-Djan
passierten, mußte Skar all seine Willenskraft aufbieten, um nicht aufzuschreien und sich loszureißen. Obwohl er wußte, daß es nichts als toter Stein war, der schwarz und mörderisch über ihnen aufragte, die dürren Arme wie zu einem blasphemischen Gebet erhoben und ausgestreckt, hatte er das unheimliche Gefühl, von etwas hinter dem glatten Gesicht der Bestie belauert zu werden. Augen, die nicht da waren, starrten ihm nach.
    Ennart blieb unter der Tür stehen und machte eine ungeduldige Geste zu Anschi, weiter zu gehen, hielt Skar aber zurück. »Du kennst dieses Wesen.«
    Es war keine Frage. Skars Reaktion auf die Statue war zu deutlich, um sie zu übersehen, selbst für einen weniger aufmerksamen Beobachter, als der Ssirhaa es war.
    »Ich… nein. Es war… ein Irrtum. Eine Verwechslung«, sagte Skar. Er sprach stockend, unsicher, mit einer Stimme, die vor Furcht bebte. Er verfluchte sich innerlich selbst, sich nicht besser in der Gewalt zu haben. Aber er war… erschüttert. Ein Teil seiner Seele hatte weißglühendes Eisen berührt. Verwirrt und erschüttert zugleich sah er Ennart an. Ob der Ssirhaa ahnte, wie nahe er dem Tod gewesen war?
    »Belüg mich nicht«, sagte Ennart ärgerlich. »Du
kennst
dieses Ding. Was ist es?«
    »Ich dachte, du wolltest
mir
etwas zeigen«, antwortete Skar.
    Er riß sich los, trat mit einem Schritt, der so schnell war, daß er mehr an eine Flucht erinnerte als an alles andere, unter der Tür hindurch und wartete, daß der Ssirhaa ihm folgte. Ennart zögerte. Sein Blick wanderte zwischen der riesigen schwarzen Statue, dem Altar und ihm hin und her, und Skar hätte in diesem Moment seine rechte Hand dafür gegeben, zu wissen, was hinter der Stirn des Goldenen vorging. Ennart mußte schon blind sein, um nicht zu sehen, wie sehr ihn dieser Raum und das, was er enthielt, erschütterte. Aber er schien auch zu begreifen, daß es die Statue des
Daij-Djan
war, die Skar lähmte. Nach einem Augenblick drehte er sich mit einer abrupten Bewegung herum, trat neben Skar und berührte die Wand.
    »Also?« Ennarts Stimme war befehlend, in seinem Blick keine Spur von Geduld oder Freundlichkeit mehr. Trotzdem sagte Skar kein Wort, sondern ging mit erzwungen ruhigen Schritten weiter, bis sie zurück in Ennarts Gemach waren.
    »Ich… bin einem ähnlichen Wesen begegnet«, sagte er ausweichend. »Es ist lange her.«
    »Wo? Wann?« Ennarts Stimme war scharf wie ein Peitschenhieb. Skar spürte die Erregung des Ssirhaa. Auch für ihn mußte der Steinkoloß mehr sein als eine tote Statue. Ob er ahnte, dachte Skar, wie nahe er dem Tod gewesen war, dort drinnen? Kaum.
    Er zuckte mit den Schultern und bediente sich selbst aus Ennarts Weinkrug, um Zeit zu gewinnen. Seine Hände zitterten leicht, als er den Becher ansetzte. »Vor zwanzig Jahren«, antwortete er, nachdem er getrunken hatte. »Im Norden. Auf der Eisinsel des
Dronte.«
    »Dem
Daij-Djan?«
Ennarts Stimme machte deutlich, wie schwer es ihm fiel, Skars Worten Glauben zu schenken. »Und er lebte?«
    »Ja«, sagte Skar. »Nein. Ich… weiß es nicht.« Er hob hilflos die Schultern, setzte den Becher an und senkte ihn rasch wieder, ohne getrunken zu haben. Ennarts Atem ging schneller. Der Ssirhaa war aufs Höchste erregt.
    »Ich habe es nur einen kurzen Moment lang gesehen«, log Skar. »Vielleicht war es auch nur eine Statue, wie die da drinnen. Ich weiß es wirklich nicht. Es ging alles so schnell, damals. Und es ist sehr lange her.«
    Er sah Ennart so ruhig in die Augen, wie er konnte, aber das

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