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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Mißtrauen des Ssirhaa war keineswegs beseitigt. Im Gegenteil. Und plötzlich fiel es Skar wie Schuppen von den Augen. Titch. Titch hatte es ihm gesagt, so, wie sein Vater ihm die Wahrheit über die Ssirhaa gesagt hatte.
Unsere Götter sind wirklich, Skar.
Wie hatte er nur so blind sein können? Wie hatte er sich jemals auch nur für eine Sekunde einbilden können, daß der
Daij-Djan
auf der Seite Ennarts und der Zauberpriester stand?
    »Was hast du gesehen?« fragte Ennart. »Was war es?« Er schrie fast, aber seine Erregung überraschte Skar plötzlich nicht mehr.
    Es gibt ein Wort in eurer Sprache dafür,
hatte Titch gesagt.
Er ist für uns das, was für euch der Teufel ist.
    Und wenn Ennart ein Gott war, dann war das
Ding
dort drinnen das Abbild seines Erzfeindes…
    »Nicht viel«, antwortete er, langsam, vorsichtig, so, als müsse er sich zwingen, die Bilder aus der Vergangenheit heraufzubeschwören, in Wahrheit, um Zeit zu gewinnen. Ennart hatte einen Fehler begangen, ihn in den Tempel zu führen, aber er mußte sich jedes Wort genauestens überlegen, wollte er nicht einen ebensoschweren Fehler machen.
    »Es ging alles so schnell«, fuhr er fort. »Es war plötzlich da, und dann…»
    »Dann?«
    »Der
Dronte
hat es verbrannt«, sagte Skar achselzuckend. »Es hat einige von unseren Leuten getötet, ehe der
Dronte
es angriff. Wie gesagt, es ging sehr schnell.«
    »Verbrannt?« Ennarts Augen wurden schmal. »Du lügst! Niemand kann den
Daij-Djan
töten.«
    »Er konnte es. Vielleicht hat er es auch nur vertrieben. Auf jeden Fall war es fort, als die Flammen erloschen.« Er nippte an seinem Wein und tat so, als blicke er nachdenklich auf den Rest der hellroten Flüssigkeit in seinem Becher. In Wahrheit beobachtete er Ennart aufmerksam aus den Augenwinkeln. Er hatte nie gerne gelogen, nicht einmal so sehr aus angeborener Ehrlichkeit, sondern aus der Erfahrung heraus, daß Lügen selten lange Bestand hatten und sich meistens gegen den kehrten, der sie aufbrachte. Aber seine Version der Geschehnisse hielt sich dicht genug an der Wahrheit, um Ennart vielleicht zu überzeugen, selbst wenn er wußte, was damals wirklich geschehen war.
    »Und danach nicht wieder?« fragte der Ssirhaa lauernd. Hatte Titch ihm erzählt, was in der Burg geschehen war?
    Skar zuckte abermals mit den Schultern, füllte umständlich seinen Becher neu und stellte ihn zurück auf den Tisch, ohne zu trinken. »Wovor hast du Angst, Ennart?« fragte er.
    »Angst?«
    »Das
Ding
dort drinnen.« Skar deutete auf die geschlossene Tür hinter dem Ssirhaa. »Du hast mehr Angst davor als ich.« »Unsinn.«
    »Sie sind eure Feinde«, führ Skar fort. »Tausendmal mehr als wir es je waren.
Sie
sind es, die ihr wirklich fürchtet.«
    Ennart schwieg, aber Skar wußte, daß er die Wahrheit getroffen hatte. Der Ssirhaa starrte ihn an, und zum zweiten Mal erkannte Skar, daß er seine Selbstsicherheit erschüttert hatte. Das Wesen mit der goldenen Haut war kein Gott, so wenig wie er. Es spielte ihn nur. Und das nicht einmal besonders gut.
    »Wir haben sie besiegt«, sagte Ennart schließlich. »Lange, bevor es euch gab.«
    »Besiegt?« Skar lachte so abfällig und höhnisch, wie er nur konnte. »O nein, Ennart. Ihr habt sie vertrieben. Eingesperrt.
    Aber nicht besiegt.«
    »Wir haben sie geschlagen«, beharrte Ennart. »Es ist gleich, wie. Sie sind besiegt, für alle Zeiten.«
    »Und trotzdem hast du vor Angst gezittert, als du gemerkt hast, daß ich den
Daij-Djan
kenne«, sagte Skar. »Du bist wahnsinnig, Ennart! Du willst, daß ich diese Macht dort drinnen entfessele? Vielleicht kann ich es sogar. Aber weißt du, was geschehen wird, wenn ich es tue?« Ennart wollte antworten, aber Skar sprach schnell und lauter und in einem Ton weiter, der selbst den Ssirhaa verstummen ließ. »Du hast Angst vor einer Statue, du Narr, und du willst, daß ich das Wesen zum Leben erwecke,
nach dessen Vorbild sie erschaffen wurde?«
    Ennart machte eine wütende Handbewegung. »Was für ein Unsinn. Die Macht dort drinnen ist uralt. Millionen von Jahren.
    Aber die Wesen, denen sie diente, existieren nicht mehr. Es sind nur… Reste. Wie dieser Turm hier, den unsere Vorfahren erbaut haben. Er existiert. Sie nicht mehr.«
    Skar lachte. »Der
Daij-Djan
existiert sehr wohl, Ennart.«
Du sprichst mit ihm.
    »Du hast ihn also doch gesehen?« Ennarts Stimme wurde lauernd.
    »Vor nicht einmal allzu langer Zeit«, bestätigte Skar.
Um präzise zu sein, vor ein paar Augenblicken,
fügte er in

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