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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der es kein Entkommen mehr gab.
    Sein Fuß stieß gegen etwas Hartes. Metall klirrte, und als Skar für den Bruchteil einer Sekunde den Blick senkte, sah er den zersplitterten Stumpf des Schwertes, das Ennart ihm aus der Hand geschlagen hatte.
    Der Ssirhaa lächelte böse.
Heb es auf,
sagte sein Blick.
Warum bückst du dich nicht und versuchst es?
Und für einen ganz kurzen Moment war Skar sogar versucht, es zu tun. Vielleicht hätte er eine Chance gehabt, wäre er im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen. Vielleicht wäre es den übermenschlich schnellen Bewegungen eines Satai möglich gewesen, sich zu bücken, das Schwert zu ergreifen und sich zur Seite zu werfen, ehe ihn der tödliche Hieb traf, aber er
war
kein Satai in diesem Moment, und der Ssirhaa schien dies ganz genau zu wissen. Der Anblick der Waffe, die zum Greifen nahe und doch unerreichbar weit vor Skars Füßen lag, schien ihn zu amüsieren. In dem Blut und Schmerz auf seinem goldenen Gesicht erschien ein böses, abgrundtief böses Lächeln. Es war kein Zufall, daß er sich nicht seiner gewohnten Kräfte bedienen konnte, dachte Skar erschrocken. Es war auch nichts an dem Ssirhaa. Es war etwas, was er
tat.
    Und dann geschah etwas Entsetzliches. Für einen kurzen Moment, zu kurz, um sicher zu sein, ob er es wirklich gesehen hatte oder ob ihm seine Nerven einfach einen Streich spielten, schien Ennarts Gesicht zu
zerfließen.
Die goldenen Schuppen flirrten und wogten wie ein Spiegelbild auf klarem Wasser, und darunter glaubte Skar ein zweites Gesicht zu sehen, ein Antlitz wie das eines Menschen, aber nicht ganz, schmal, grausam, mit Augen, in denen sich nichts als Zorn und das Feuer eines Hasses wiederspiegelten, das seit Millionen Jahren brannte.
    Das Trugbild erlosch so schnell, wie es gekommen war. Aber das böse Glühen in Ennarts Augen war heller geworden, sein Lächeln triumphierend, als hätte er Skar im letzten Moment seines Lebens zeigen wollen, gegen wen er
wirklich
kämpfte, wer der Feind war, der eine ganze Welt zum Narren hielt. Er lachte gellend, hob die Faust und schlug zu.
    Bruder!
dachte Skar.
    Neben dem Ssirhaa erschien ein Schatten. Ennart registrierte die Bewegung aus dem Augenwinkel, führte seinen Schlag nicht zu Ende und fuhr herum, um statt Skar Titch niederzuschlagen. Aber es war nicht Titch.
    Vor ihm stand der
Daij-Djan.
Und diesmal konnte der Ssirhaa ihn
sehen.
    Ennart erstarrte. Sein Mund öffnete sich wie zu einem Schrei, aber er gab keinen Laut von sich. Seine Augen schienen vor Entsetzen aus den Höhlen zu quellen, als er auf das kleine, tödliche Insekten-Ding vor sich herabstarrte, und auf seinen Zügen erschien ein Ausdruck so abgrundtiefen Grauens, wie Skar ihn niemals zuvor bei einem lebenden Wesen erblickt hatte. Der
Daij-Djan
hob eine seiner tödlichen Klauen.
    Skar ließ sich fallen, packte den Griff des zersplitterten Schwertes und schrie, so laut er konnte:
»NEIN! TU ES NICHT!«
    Die Bewegung des
Daij-Djan
brach ab. Seine Kralle verharrte Millimeter vor Ennarts Kehle, und die glatte Fläche seines Gesichtes wandte sich Skar zu; fragend, verwirrt, aber auch zornig, als er begriff, daß er betrogen worden war. Und auch Ennart drehte erschrocken den Kopf und sah auf ihn herab.
    Skar packte den Schwertgriff mit beiden Händen, sprang auf und rammte dem Ssirhaa die Waffe bis ans Heft in den Leib. Ennart keuchte vor Schmerz. Er taumelte zurück, schlug Skars Hände in einem blinden Reflex zur Seite und umklammerte den Schwertgriff, der aus seinem Unterleib ragte. Schreiend vor Schmerz brach er in die Knie, riß mit einer letzten, gewaltigen Kraftanstrengung die Waffe aus der furchtbaren Wunde und starb. Er war tot, noch bevor er zur Seite kippte.
    Langsam drehte sich Skar herum. Der
Daij-Djan
stand noch immer da, schweigend, zornig, ein schwarzes Bündel aus Horn und loderndem Haß, das um seine Beute geprellt worden war. Skars Blick suchte Titch. Der Quorrl lag nur wenige Schritte entfernt. Er lebte, war aber offensichtlich ohne Bewußtsein. Gut. Hastig wandte er sich wieder an den
Daij-Djan.
»Geh«, sagte er.
Gehen, Bruder?
Selbst das lautlose Flüstern in seinen Gedan-ken klang wütend.
Du hast mich gerufen. Ich habe dir gesagt, was geschieht, wenn du dies tust. Du gehörst mir.
    »Nein, du Bastard«, antwortete Skar. »Noch nicht. Vielleicht, wenn du für mich tötest. Wenn du es tust, weil ich es will. Aber das hast du nicht.«
    Du hast mich betrogen, Bruder,
wisperte der
Daij-Djan. Aber das wird dir nichts nutzen. Und

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