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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Umsicht und Kaltblütigkeit des Quorrl, doch ihm wurde auch fast im gleichen Augenblick klar, daß es in Wahrheit das genaue Gegenteil war: Titch mußte Höllenqualen erleiden. Seine Ruhe war in Wirklichkeit nichts als ein verzweifelter Versuch, sich an Äußerlichkeiten zu klammern, zu
tun,
statt zu
denken.
    Sie erreichten Kiinas Zimmer, ohne einem anderen Menschen zu begegnen. Der Turm schien ausgestorben zu sein. Die unheimliche Stille, die hier oben herrschte, erschien Skar doppelt bedrohlich und furchteinflößend. Und ein kleines bißchen alarmierte sie ihn auch. Er konnte sich nicht vorstellen, daß niemand Ennarts Tod bemerkt haben sollte. Der Ssirhaa war viel mehr als nur der Beherrscher dieses Turms gewesen. Sie hatten nicht sehr viel Zeit.
    Auch die Tür von Kiinas Zimmer teilte sich vor ihnen und glitt wie von Geisterhand bewegt auf, als sie sich ihr näherten.
    Der dahinterliegende Raum war von hellem Sonnenlicht durchflutet, das Skar im ersten Augenblick blendete. Er erkannte nur Schatten, von denen zwei übergroß und fast mißgestaltet wirkten: Ian und der zweite Zauberpriester. Er blinzelte, hob instinktiv die Hand über die Augen und stolperte mit einem ungeschickten Schritt durch die Tür, als Titch ihm einen Stoß versetzte. Obwohl sich seine Augen noch immer nicht völlig auf das ungewohnte Licht eingestellt hatten, erkannte er, daß sich außer den beiden Zauberpriestern nur Anschi und Kiina im Zimmer aufhielten.
    Es ging alles unglaublich schnell; und beinahe
zu
leicht. Skar erkannte Ian in einem der unförmigen Schatten, taumelte in einem perfekt geschauspielertem Stolpern auf ihn zu und griff scheinbar blindlings um sich, wie um sein Gleichgewicht wiederzufinden, Ian schien im letzten Augenblick etwas zu spüren, denn aus dem Haß auf seinem Gesicht wurde Schrecken, und er versuchte sogar noch, die Waffe zu heben. Aber seine Bewegung war viel zu langsam. Skar packte sein Gelenk, verdrehte es mit einem einzigen kraftvollen Ruck und schlug dem Zauberpriester die Handkante gegen den Adamsapfel, als er die Waffe fallen ließ. Hinter ihm erscholl ein gurgelnder, abgehackter Schrei, als Titch sich auf den zweiten Zauberpriester warf und ihn blitzschnell ausschaltete. Die beiden Männer lagen reglos am Boden, noch ehe sich die Tür mit einem leisen Zischen hinter Titch wieder schloß.
    Skar fuhr herum und blieb mitten in der Bewegung stehen, als er sah, daß Anschi zum Fenster zurückgewichen war und ihr Schwert gezogen hatte. Ein leises Gefühl von Verärgerung machte sich in ihm breit. Es war seine eigene Waffe, die die
Errish
trug. Sein
Tschekal.
Er trat einen weiteren Schritt auf Anschi zu und streckte fordernd die Hand aus. Die
Errish
packte den Schwertgriff mit beiden Händen, spreizte die Beine und hob die Waffe ein wenig höher. Ihr Gesicht verriet keine Angst, nur Konzentration.
    »Versuch es nicht«, sagte Skar.
    Anschi fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen und versuchte zur Seite auszuweichen und gleichzeitig Skar und Titch im Auge zu behalten. Ihre Finger spielten nervös am Griff des
Tschekal.
Sie hielt die Waffe mit aller Kraft, erkannte Skar. Ihre Armmuskeln waren bis zum Zerreißen angespannt, was sie im Ernstfall den Sieg kosten würde. Das Satai-Schwert war viel zu leicht, um es wie einen zentnerschweren Bihänder zu führen. Aber er hatte nicht vor, mit Anschi zu kämpfen.
    »Tu es nicht«, sagte er noch einmal. »Selbst wenn du einen von uns besiegen würdest, würde der andere dich töten.« Er machte einen weiteren Schritt auf die
Errish
zu und blieb wieder stehen. Abermals streckte er fordernd die Hand aus.
    Anschis Bewegungen wurden fahriger. Sie machte einen Schritt nach links, blieb wieder stehen, als Titch sich hinter Skar in die gleiche Richtung bewegte und ihr den Weg abschnitt, und sah sich mit kleinen, nervösen Gesten um. Dann senkte sie mit einem Ruck die Arme, warf Skar das Schwert vor die Füße und richtete sich auf.
    »Warum sollte ich dir die Genugtuung bereiten, mich zu besiegen? Ihr kommt sowieso nicht weit, ihr Narren.«
    Skar bückte sich nach seinem
Tschekal,
schob es in den Gürtel und wandte sich zu Kiina um. Das Mädchen hatte sich nicht gerührt, seit sie hereingekommen waren. Sie saß in dem Stuhl unter dem Fenster, in dem Skar sie auch das letzte Mal gesehen hatte, und in ihren Augen war die gleiche Leere wie am Morgen. Sie war wach, und ihr Blick folgte Skar, als er auf sie zutrat, aber es war nicht der Blick eines Menschen, der

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