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Enwor 9 - Das vergessene Heer

Enwor 9 - Das vergessene Heer

Titel: Enwor 9 - Das vergessene Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wirklich begriff, was um ihn herum vorging.
    Skar beugte sich über sie, nahm ihr Gesicht in beide Hände und zwang sie, ihm direkt in die Augen zu sehen. Auf Kiinas Gesicht erschien ein mattes, teilnahmsloses Lächeln. »Skar?« fragte sie. »Du bist zurück?«
    Wütend richtete sich Skar wieder auf und fuhr zu Anschi herum. »Was habt ihr mit ihr gemacht?« fragte er.
    Anschi schürzte herausfordernd die Lippen. »Nichts«, sagte sie. »Sie… schläft, das ist alles.«
    »Dann weck sie auf. Sofort.«
    »Tu es doch selbst, du großer Held!« sagte Anschi trotzig.
    »Du…«
    Skar war mit einem einzigen Schritt bei ihr, riß sie herum und verdrehte ihren Arm. »Weck sie auf«, sagte er noch einmal, »oder ich breche dir den Arm!«
    Anschi keuchte und schlug wild mit der freien Hand um sich, aber Skar ließ ihren Arm nicht los, sondern verstärkte im Gegenteil den Druck auf ihr Ellbogengelenk noch mehr, bis die
Errish
vor Schmerz stöhnte und ihren Widerstand aufgab. Skar versetzte ihr einen Stoß, der sie vor Kiinas Stuhl auf die Knie fallen ließ, und hob drohend die Hand. »Weck sie auf!«
    Zwei, drei Sekunden lang blieb die
Errish
einfach reglos auf den Knien hocken und starrte haßerfüllt zu ihm hoch, dann erlosch ihr Widerstand. Sie stand umständlich auf, trat an ein kleines Tischchen neben dem Fenster und nahm eine silberne Ampulle von der Größe ihres Zeigefingers zur Hand. Sie öffnete sie, schwenkte das Röhrchen ein paarmal unter Kiinas Gesicht hin und her und verschraubte den Deckel sorgfältig wieder, als Kiina unruhig den Kopf zu bewegen begann.
    »Ein Riechfläschchen?« fragte Skar überrascht.
    »Was hast du erwartet?« Anschi machte ein abfälliges Geräusch. »Einen Zauberspruch?«
    Skar schluckte die ärgerliche Antwort herunter, die ihm auf der Zunge lag, und beugte sich statt dessen abermals über Kiina. Die Augen des Mädchens waren noch immer verschleiert, aber ihr Blick begann sich zu klären. Und mit dem Erkennen kehrte die Angst in ihre Augen zurück.
    »Skar«, murmelte sie verstört. »Was ist…«
    »Nicht jetzt«, unterbrach sie Skar. »Wir müssen verschwinden, Kiina. Wir fliehen.«
    »Fliehen?«
    »Fliehen?« wiederholte auch Anschi überrascht. »Du mußt verrückt geworden sein, Satai. Du kommst nicht einmal aus diesem Zimmer heraus, geschweige denn aus dem Turm.«
    Skar beachtete sie nicht. Vorsichtig ergriff er Kiinas Hand, half ihr, sich aus dem Sessel zu erheben und überzeugte sich davon, daß sie aus eigener Kraft stehen konnte, ehe er sie losließ.
    Auf dem Boden regte sich Ian stöhnend. Titch knurrte drohend und machte einen Schritt in seine Richtung, aber Skar winkte rasch ab, kniete selbst neben dem Zauberpriester nieder und drehte ihn grob auf den Rücken. Ian versuchte instinktiv, seine Hände beiseite zu schlagen, aber seine Bewegungen waren schwach und ziellos. Er atmete keuchend und ungleichmäßig, und Skar begriff erschrocken, daß er ihn um ein Haar getötet hätte. Er hatte das nicht gewollt. Sie wollten fliehen, kein Blutbad anrichten. Und außerdem brauchten sie Ian.
    »Sucht alles zusammen, was wir gebrauchen können«, sagte er, an Titch und Kiina gewandt. »Warme Kleider, Decken… und vor allem Wasser. Beeilt euch.«
    »Ihr seid ja wahnsinnig, ihr beiden«, sagte Anschi. »Ihr glaubt doch nicht wirklich, daß ihr hier herauskommt?!«
    Skar ignorierte auch diesen Einwurf. Er beugte sich tiefer über Ian, zog ihn an der Schulter in die Höhe und schlug ihm leicht mit der flachen Hand ins Gesicht. Der Zauberpriester stöhnte, versuchte abermals die Hände zu heben und öffnete die Augen. »Verstehst du mich?« fragte Skar.
    Ian antwortete nicht, aber in den Schmerz auf seinem Gesicht mischte sich Haß. Er war wach, und er hatte ihn erkannt.
    »Hör mir gut zu«, sagte Skar. »Ich habe nicht viel Zeit, mit dir zu diskutieren, Ian. Du wirst uns jetzt sagen, wie wir hier herauskommen. Dafür lasse ich dich am Leben. Wenn nicht, stirbst du.«
    Ian versuchte zu antworten, aber seine Stimme versagte ihm den Dienst; über die Lippen des Zauberpriesters kam nur ein ersticktes Röcheln. Skar stand auf, zerrte Ian mit einer ungeduldigen Bewegung in die Höhe und warf ihn in den Stuhl, in dem Kiina gesessen hatte.
    »Wenn du nicht reden kannst, dann wirst du uns führen«, sagte Skar. »Und falls du vorhast, uns in eine Falle zu locken, dann vergiß das lieber. Wahrscheinlich würde es dir sogar gelingen, aber ich verspreche dir, daß wir noch Zeit finden, dich

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