Er ist wieder da
so herzlich darüber gelacht, dass ich fast erwog, meine weitere politische Laufbahn ein wenig nach hinten zu verschieben.
»Frau Bellini und Herr Sensenbrink schicken beste Genesungsgrüße«, hat Sawatzki gesagt, »die Frau Bellini kommt morgen oder übermorgen vorbei, mit den Besprechungsergebnissen zum neuen Sendeplatz, zum neuen Studio …«
»Sie haben’s doch schon gesehen«, habe ich vermutet, »wie ist Ihr Eindruck?«
»Sie werden nicht enttäuscht sein. Da steckt richtig Geld dahinter! Und von mir haben Sie’s nicht: Der Etat ist noch längst nicht ausgeschöpft. Noch längst nicht!«
»Das reicht jetzt«, hat die jetzige Frau Sawatzki gebremst, »wir müssen noch zum Kinderwagenkaufen, bevor ich mich nicht mehr rühren kann.«
»Ist ja gut«, hat Sawatzki geantwortet, »aber denken Sie bitte noch über meinen Vorschlag nach.« Dann sind die beiden abgezogen. Und ich könnte schwören, ich hätte gehört, wie er beim Hinausgehen zu ihr so etwas sagte wie: »Hast du ihm eigentlich schon gesagt, wie der Kleine heißen soll?« Aber da kann ich mich auch irren.
Ja, sein Vorschlag. Er hat völlig recht, der Schritt ist absolut logisch. Wenn einen eine Handvoll Parteien fragen, ob man Mitglied werden möchte, ist man gut beraten, den Wert der eigenen Person nicht für andere Zwecke zu verschenken als die eigenen. 1919 wäre ich in einer anderen Partei untergegangen. Stattdessen habe ich eine bedeutungslose Kleinstpartei übernommen und nach meinem Wunsche geformt, was wesentlich effektiver war. In diesem Falle nun könnte ich mit dem Schwung einer Buchveröffentlichung und der zeitgleich startenden neuen Sendung eine Propagandaoffensive starten und dann eine Bewegung gründen. Er hat mir auch schon einige Entwürfe für Plakate auf den mobilen Telefonapparat geschickt. Sie gefallen mir gut, wirklich gut.
Sie zeigen mich und sind stark in Anlehnung an die alten Plakate gehalten. Damit fallen sie mehr auf als mit jeder noch so neuen Schrifttype, sagt Sawatzki, und er hat recht. Ich sollte auf ihn hören, er hat ein Händchen dafür. Er hat auch bereits einen neuen Wahlspruch geliefert. Er prangt unter allen Plakaten, als verbindendes Element. Er greift alte Verdienste auf, alte Zweifel, und hat obendrein ein humorvoll-versöhnliches Element, mit dem man die Wählerschaft dieser Piraten und anderen Jungvolks auf die eigene Seite ziehen kann. Der Slogan lautet:
»Es war nicht alles schlecht.«
Damit kann man arbeiten.
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