Wolfsgefluester
Ein neues Leben
1
Mittwochnachmittag, verträumt schaute ich aus dem Fenster meines Leipziger Büros. Ich arbeitete derzeit an einem Artikel zur momentanen Tierschutzdiskussion.
Wie satt ich das alles hatte. Am liebsten wollte ich alles hinschmeißen, mich in den nächsten Flieger setzen und in Amerika neu anfangen. Warum Amerika? Keine Ahnung.
Je wurde ich, vom Läuten meines Telefons, in meinen Gedanken unterbrochen. Abwesend nahm ich ab, doch bevor ich mich namentlich melden konnte, drang eine wütende Männerstimme an mein Ohr
"Wie weit ist ihr Artikel? In zwei Tagen ist Redaktionsschluss und ich habe bis jetzt immer noch nichts von ihnen gelesen. Wenn sie bis morgenfrüh um elf mir nichts vorlegen können, können sie ihre Sachen packen!" Das Telefon knackte und die Leitung war tot. Morgen um elf? Ich sah auf meine Armbanduhr, also hatte ich noch neunzehn Stunden und siebenundzwanzig Minuten. Verstohlenen warf ich einen Blick auf meinen Monitor, vier Seiten waren bereits fertig. Verdammt um einen Abschluss zu bekommen, musste ich noch einmal zum Tierschutzbund. Gestern war die Debatte zu Ende gegangen.
Während ich meinen Rechner runter fuhr, zog ich bereits meinen Mantel an und schnappte mir meine Tasche. Auf dem Weg zum Aufzug schrieb ich meinem Chef eine SMS:
Bin beim Tierschutzbund, letzte Informationen einholen, S.
Das musste reichen. Auf eine Antwort wartete ich nicht, schaltete es aus und steckte es weg. Wenige Minuten später trat ich auf die Straße.
Während ich drei Blocks die Straße aufwärts zu meinem Auto ging, zog ich mir den Schal enger um den Hals und schloss meinen Mantel richtig. Verdammt, wir hatten gerade mal Mitte Oktober, aber das Wetter passte zu Ende November. Wieder ging mir der Gedanke von Amerika durch den Kopf. Was hält mich hier? Nichts, keine Familie, keine Freunde, kein Leben. Super Samantha du hast es echt weit gebracht. Du bist gerade mal sechsundzwanzig, siehst total durchschnittlich aus und hast einen lausigen Job in einer NoName Zeitung. Ich schüttelte den Kopf um die Gedanken loszuwerden, ja ich hatte eine abgeschlossene Ausbildung als Tierarzthelfer, aber wo hat mich das hingeführt? Nirgendwohin.
Schlecht gelaunt stieg ich schließlich ins Auto, fädelte mich in den Feierabendverkehr und nach drei Stunden war ich endlich am Ziel. Super Mittwochabend achtzehn Uhr, ob ich jetzt noch jemanden antreffen würde?
Die Gebäudetür war offen, also trat ich ein. Beim Pförtner fragte ich nach:
"Entschuldigen sie besteht die Möglichkeit, noch jemanden vom Tierschutzbund zu sprechen? Es wäre sehr dringend."
"Einen Moment Fräulein, ich schaue nach." Der Mann drehte sich zu seinem Computer und tippte auf einigen Tasten, kurz darauf nahm er das Telefon zur Hand. Aus Respekt ging ich etwas zurück, um nicht zu lauschen. "Sie haben Glück Fräulein. Nehmen sie vorne links den ersten Aufzug in die siebte Etage. Sie werden erwartet."
"Recht herzlichen Dank"
Ich ging zu dem mir gezeigten Aufzug, und nachdem ich ihn betrat, drückte ich den Knopf in die siebte Etage. Ungeduldig wartete ich, bis sich endlich die Türen öffneten.
Wie angewurzelt blieb ich stehen, als ein schwarzer Hund, oder war es sogar ein Wolf, vor dem Aufzug wartete. Als er mich sah, drehte er mir den Rücken zu, schaute über seine Schulter und bellte kurz, so als wollte er mir sagen, dass ich ihm folgen sollte. Langsam trat ich aus dem Aufzug und vorsichtigen Schrittes ging ich dem Tier hinterher.
Es brachte mich in ein geräumiges Büro, und nachdem ich den Raum betrat, war er verschwunden. Einige Minuten später klopfte es an der Tür und ein großgewachsener, schwarzhaariger Mann kam hinein.
"Ich entschuldige, dass ich sie hab warten lassen." Begrüßte er mich. Ich nahm seine dargebotene Hand.
"Schon in Ordnung, das Warten hat mir nichts ausgemacht. Ich danke ihnen das Sie mich noch Empfangen"
"Da ich eh noch am Arbeiten war, ist es gar kein Problem. Ich empfinde es als willkommene Abwechslung." Leichte Röte zog sich über mein Gesicht, als mir einfiel, dass ich mich noch nicht einmal vorgestellt hatte.
"Entschuldigen sie meine Unhöflichkeit. Ich heiße Samantha Deveraux und bin von der Zeitung. Es geht um die Tierschutzdebatte, die in den letzten Wochen liefen. Ich wollte sie bitten mir das Ergebnis, für meinen Bericht, mitzuteilen."
"Frau Deveraux, es tut mir leid ihnen mitteilen zu müssen, dass ich ihnen nichts sagen darf."
"Ich bitte sie, Herr ..."
"Hunter, Victor Hunter" "Herr Hunter, ich bitte
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