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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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sie der Schule; seit Wochen reden die Meister von nichts anderem. Außerdem hat sie mich immer schon interessiert. Es heißt, alle Neuigkeiten und Nachrichten laufen über das Haus der Morgol, und daß der Harfner des Erhabenen sie liebt.«
    »Thod?« Sie wälzte den Gedanken ein Weilchen hin und her. »Dann weiß sie vielleicht, wo er ist. Sonst scheint es ja niemand zu wissen.«
    »Wenn überhaupt jemand es weiß, dann sie.«
    Rendel schwieg, während sie des geheimnisvollen tiefen Wissens gedachte, das sie in den Augen der Morgol gesehen hatte.
    Allmählich ließen sie die geräuschvollen, von Menschen bevölkerten Gassen hinter sich; die Straße wurde breiter, kroch aufwärts zur hohen Felsklippe und dem düsteren, verwitterten-
    Gemäuer der Schule. Die Morgol warf einen Blick nach rückwärts und ließ ihr Pferd langsamer gehen, um den Männern, die die Truhen trugen, den Anstieg zu erleichtern. Rendel blickte aufs Meer hinaus und sah Hed, teilweise verhüllt unter den blaugrauen Wolken eines Frühjahrsgewitters. Plötzlich und drängend ging ihr die Frage durch den Kopf, was wohl im Herzen der kleinen, einfachen Insel verborgen lag, daß gerade sie den Sternenträger hervorgebracht hatte. Und dann war ihr flüchtig, als könnte sie durch die über der Insel hängenden Regenschleier hindurch einen jungen Mann sehen, braun und kräftig wie eine Eiche, der, den gelben Kopf im Regen gesenkt, quer über den Hof von einer Scheune zu einem Haus schritt.
    Abrupt fuhr sie hoch und murmelte etwas vor sich hin. Rood hob eine Hand, um sie zu beruhigen.
    »Was ist denn?«
    »Nichts. Ich weiß nicht. Rood -«
    »Was?«
    »Nichts.«
    Eine der Leibwächterinnen löste sich aus der Reihe und kam nach rückwärts zu ihnen geritten. Mit einer einzigen fließenden Bewegung von Roß und Reiter, die beherrscht und instinktiv zugleich erschien, wendete sie ihr Pferd, um neben ihnen weiterzureiten.
    »Die Morgol«, sagte sie höflich, während sie das Geschwisterpaar musterte, »die am Pier mit den Schülern bekannt gemacht wurde, würde gern wissen, wer anstelle von Tes sich ihrem Begleitzug zugesellt hat.«
    »Ich bin Rood von An«, antwortete Rood. »Dies ist meine Schwester Rendel. Und ich bin - oder ich war bis gestern abend - ein Schüler am Seminar.«
    »Ich danke Euch.« Sie schwieg ein Weilchen, während sie Rendel betrachtete; ein lebhafter, seltsam überraschter Ausdruck blitzte in den dunklen, wie nach innen gekehrten Augen auf. Impulsiv fügte sie hinzu: »Ich bin Lyraluthuin, die Tochter der Morgol.«
    Damit trabte sie zurück zur Spitze des Zugs. Rood folgte mit den Blicken der hochgewachsenen, geschmeidigen Gestalt und pfiff leise.
    »Vielleicht braucht die Morgol Begleitschutz zurück nach Herun.«
    »Du reist nach Anuin.«
    »Ich könnte über Herun nach Anuin reisen. - Da kommt sie wieder.«
    »Die Morgol«, sagte Lyra, als sie wieder an ihrer Seite war, »würde sehr gern mit Euch sprechen.«
    Rood brach aus der Kette aus und folgte ihr den Hügel hinauf. Rendel, die recht unglücklich im Sattel saß, klammerte sich an der Mähne des Pferdes fest, während sie auf und nieder geworfen wurde, umd kam sich etwas lächerlich vor. Doch das Lächeln, das das Gesicht der Morgol erhellte, zeigte nur Freude darüber, sie und Rood zu sehen.
    »Ihr also seid Mathoms Kinder«, sagte sie. »Ich habe mir immer gewünscht, Euren Vater kennenzulernen. Ihr habt Euch meinem Zug recht unversehens angeschlossen. Nie hätte ich erwartet, die zweitschönste Frau von An unter meinen Begleitern zu sehen.«
    »Ich bin nach Caithnard gekommen, um Rood Neuigkeiten zu bringen«, erklärte Rendel schlicht.
    Das Lächeln der Morgol erlosch; sie nickte.
    »Ich verstehe. Wir bekamen die Nachricht erst heute morgen, als wir anlegten. Sie war unerwartet.« Ihr Blick richtete sich auf Rood. »Lyra berichtet mir, daß Ihr nicht mehr an der Schule seid. Habt Ihr den Glauben an die Rätselkunde verloren?«
    »Nein. Nur die Geduld.«
    Seine Stimme klang rauh. Rendel, die ihn neugierig ansah, gewahrte, daß er, soweit sie wußte, zum ersten Mal in seinem Leben errötet war.
    »Ja«, sagte die Morgol leise. »Mir geht es genauso. Ich habe sieben von Iffs Büchern mitgebracht und zwanzig andere, die sich im Lauf der Jahrhunderte in der Bibliothek in der Stadt der Kreise angesammelt haben. Ich will sie der Schule übergeben, und dazu eine Botschaft, die, wie die Nachricht aus Hed, selbst in der Bibliothek der Großmeister den Staub aufwirbeln

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