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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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wird.«
    »Sieben«, sagte Rood ehrfürchtig. »Ihr habt sieben von Iffs Büchern geöffnet?«
    »Nein. Nur zwei. Der Zauberer selbst öffnete an dem Tag, an dem wir nach Caithnard aufbrachen, die anderen fünf.«
    Rood riß an seinen Zügeln; Rendel fiel schwankend gegen ihn. Die Leibwächterinnen hinter ihm zogen ruckartig ihre Pferde herum, um nicht auf ihn aufzuprallen; die Männer mit den Truhen blieben abrupt stehen und die Schüler, die nicht aufgepaßt hatten, stießen fluchend zusammen.
    Die Morgol hielt ihr Pferd an.
    »Iff lebt?« Rood schien des Durcheinanders hinter sich gar nicht gewahr zu werden.
    »Ja. Er hatte sich unter meiner Leibwache versteckt gehalten. Unter dieser oder jener Maske hat er sich sieben Jahrhunderte lang am Hof von Herun aufgehalten; er sagte, der Hof wäre selbst in seinen frühen Tagen schon ein Ort der Gelehrsamkeit gewesen. Er sagte -«
    Die Stimme stockte ihr, und als sie fortfuhr, lag eine Schwingung staunender Verwunderung in ihrem Ton. »Er sagte, er wäre der alte Gelehrte gewesen, der mir half, jene zwei Bücher zu öffnen. Als der Gelehrte starb, wurde er mein Falkner, dann ein Leibwächter. Aber das gefiel ihm nicht. An dem Tag, an dem Morgon gestorben sein soll, nahm er seine eigene Gestalt wieder an.«
    »Wer hat ihn befreit?« flüsterte Rood.
    »Das wußte er nicht.«
    Rendel preßte beide Hände auf ihren Mund; plötzlich sah sie nicht mehr das Gesicht der Morgol, sondern die uralten, kraftvollen Züge der Schweinehirtin von Hel, in den Augen die Schatten einer großen und schrecklichen Dunkelheit.
    »Rood«, flüsterte sie. »Raiths Schweinehirtin. Sie hörte eine Nachricht über den Sternenträger, die Elieu aus Isig mitbrachte, und sie tat einen Schrei, der die Schweineherden von Hel auseinandertrieb wie aufgescheuchte Hühner. Dann verschwand sie. Sie nannte - sie nannte einen Eber Aloil.«
    Sie hörte, wie er scharf den Atem einsog. »Die Zauberin Nun?«
    »Vielleicht hat der Erhabene sie befreit.«
    »Der Erhabene!« Ein Unterton in der Stimme der Morgol, so nachdenklich sie klang, erinnerte Rendel an Mathom. »Ich kann mir nicht vorstellen, warum er den Zauberern geholfen haben soll und nicht dem Sternenträger; aber wenn es so war, dann hatte er gewiß seine Gründe dafür.«
    Sie blickte nach rückwärts die Straße hinunter, sah, daß die Reihen sich geordnet hatten, und setzte sich wieder in Bewegung. Sie hatten die Anhöhe beinahe erreicht; im Park, der sich über das Ende der Straße hinaus erstreckte, trieben Licht und Schatten unter alten Eichen ihr Spiel.
    Rood sah die Morgol an und sagte mit einer für ihn ungewöhnlichen Zaghaftigkeit: »Darf ich Euch etwas fragen?«
    »Natürlich, Rood.«
    »Wißt Ihr, wo der Harfner des Erhabenen sich aufhält?«
    Doch die Morgol antwortete nicht gleich. Ihre Augen waren auf das massige Bauwerk aus rohbehauenem Stein gerichtet, in dessen Fenstern und Türen sich die Schüler drängten, um sich ihre Ankunft nicht entgehen zu lassen. Dann sah sie auf ihre Hände nieder.
    »Nein. Ich habe nichts von ihm gehört.«
    Schwarz wie die Krähen traten die Großmeister heraus, die Morgol zu empfangen. Die Truhen wurden zur Bibliothek hinaufgetragen, die Bücher mit Hingabe von den Meistern begutachtet, während die Morgol den Staunenden berichtete, wie es ihr gelungen war, zwei von ihnen zu öffnen.
    Rendel betrachtete eines der Bücher, das aufgeschlagen auf einem breiten Ständer lag. Die schwarze Schrift wirkte gedrängt und schmucklos, doch als sie umblätterte, entdeckte sie ganz unerwartet auf der nächsten Seite feine, wie gestochen aussehende Zeichnungen wildwachsender Blumen, die sich am Rand entlangzogen. Wieder mußte sie an die Schweinehirtin denken, wie sie mit nackten Füßen unter den mächtigen Eichen gehockt und ihre Pfeife geraucht hatte, und in ihrer Nachdenklichkeit lächelte sie ein wenig. Dann zog eine reglos dastehende Gestalt im Raum ihr Auge auf sich: Lyra, die in gewohnter Haltung an der Tür Posten bezogen hatte, Rücken kerzengerade, die Beine leicht gespreizt, als müßte sie die Menschen im Raum vor Eindringlingen schützen. Doch ihre Augen waren von Schwärze verhüllt, und sie sah nichts.
    Es wurde still im Raum, als die Morgol den Meistern vom Wiedererscheinen des Zauberers Iff berichtete. Sie bat Rendel, die Geschichte von der Schweinehirtin zu wiederholen, und Rendel tat es, gab auch die bestürzenden Neuigkeiten weiter, die Elieu veranlaßt hatten, Isig den Rücken zu kehren, um

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