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Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Titel: Erdzauber 03 - Harfner im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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auf der anderen Seite des Reiches sitzen.«
    »In Caithnard?« fragte ein anderer Kaufmann ungläubig. »Wo gleich nördlich davon in den Küstengebieten von Ymris der Krieg tobt? In Lungold gibt es wenigstens Zauberer. Caithnard hat nur Fischweiber und Gelehrte zu bieten. Ein toter Fisch ist als Waffe ebenso untauglich wie ein Buch. Ich bin aus Caithnard weggegangen. Ich bin auf dem Weg ins Hinterland; in fünfzig Jahren komm’ ich da vielleicht wieder raus.«
    Morgon ließ die Stimmen wieder mit dem allgemeinen Lärmen verschmelzen. Er merkte, daß der Wirt neben ihm stand.
    »Herr?« fragte der Wirt kurz, und Morgon bestellte Bier. Es kam aus Hed, und es spülte den Straßenstaub von hundert Meilen seine Kehle hinunter. Sporadisch tauchte er in andere Gespräche ein. Eine Bemerkung von einem Händler mit säuerlichem Gesicht fesselte seine Aufmerksamkeit.
    »Es ist dieser verwünschte Krieg in Ymris. Den Bauern in Ruhn sind fast sämtliche Pferde beschlagnahmt worden - die Nachkommen der Schlachtrösser von Ruhn, die jetzt zum Pflügen gezogen werden. Der König behauptet sich noch immer auf der Ebene der Winde, aber er zahlt einen blutigen Preis für das Patt. Seine Krieger kaufen alle Pferde, die ihnen angeboten werden - und die Bauern genauso. Keiner fragt mehr, woher die Pferde kommen. Ich laß mein Gespann jede Nacht von zwei bewaffneten Leuten bewachen, seit ich aus Caithnard fortgezogen bin.«
    Morgon stellte sein leeres Glas hin. Plötzliche Unruhe packte ihn. Rendel war mit den Pferden allein. Ein Händler neben ihm stellte ihm eine freundliche Frage; er knurrte eine mürrische Antwort. Er wollte eben gehen, als sein eigener Name ihm ans Ohr drang.
    »Morgon von Hed? Ich hab’ gehört, er wäre in Caithnard gewesen, als Rätselschüler verkleidet. Er verschwand wieder, noch ehe die Meister ihn erkannt hatten.«
    Morgon blickte sich um. Eine Gruppe von Spielleuten scharrte sich um einen Krug Wein, den sie miteinander teilten.
    »Er war in Anuin«, bemerkte ein Flötenspieler, während er Speichel aus seinem Instrument wischte. Er blickte auf die stummen Gesichter rundum. »Ihr habt die Geschichte nicht gehört? Er holte den Harfner des Erhabenen schließlich in Anuin ein, im großen Königssaal - «
    »Den Harfner des Erhabenen!« sagte ein hochaufgeschossener Jüngling, der mit mehreren kleinen Trommeln behangen war, bitter. »Und was hat der Erhabene in dieser ganzen Zeit getan? Ein Mann verliert seine Landherrschaft, wird im Namen des Erhabenen von einem Harfner verraten, der jeden König im Reich belogen hat, und der Erhabene rührt keinen Finger - wenn er überhaupt einen hat - , um ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.«
    »Wenn ihr mich fragt«, mischte sich ein Sänger ein, »dann ist der Erhabene nichts weiter als ein Märchen. Erfunden vom Gründer von Lungold.«
    Darauf trat ein kurzes Schweigen ein. Der Sänger zwinkerte ein wenig nervös, als hätte er Angst, der Erhabene könnte neben ihm stehen und zuhören, während er ein Bier trank.
    »Keiner hat dich um deine Meinung gefragt«, knurrte ein anderer Sänger. »Haltet jetzt endlich den Mund alle miteinander. Ich möchte hören, was in Anuin passiert ist.«
    Abrupt wandte Morgon sich ab. Eine Hand hielt ihn fest. Der Händler, der ihn zuvor angesprochen hatte, sagte langsam und verwirrt: »Ich kenne Euch. Euer Name liegt mir auf der Zunge, ich weiß ihn... Es hat irgend etwas mit Regen zu tun...«
    Morgon erkannte ihn; es war der Händler, mit dem er vor langer Zeit an einem regnerischen Herbsttag in Hlurle gesproeben hatte, nachdem er das Hügelland von Herun hinter sich gelassen hatte.
    Er sagte brüsk: »Ich weiß nicht, was, in Hels Namen, Ihr da redet. Es hat seit Wochen nicht mehr geregnet. Wollt Ihr Eure Hand behalten, oder soll ich sie mit mir nehmen?«
    »Meine Herren, meine Herren«, murmelte der Wirt. »Keine Ausfälligkeiten in meinem Gasthaus.«
    Der Händler nahm zwei Bier von seinem Tablett und stellte eines vor Morgon hin.
    »Nichts für ungut.« Noch immer neugierig und verwirrt, blickte er forschend in Morgons Gesicht. »Sprecht ein wenig mit mir. Ich war seit Monaten nicht mehr zu Hause in Kraal und hab’ dringend ein bißchen Geschwätz - «
    Morgon entzog sich mit einem Ruck seiner Hand. Sein Ellbogen stieß gegen den Krug, so daß das Bier über den Tisch floß und einem Pferdehändler auf die Knie sickerte. Der Mann sprang fluchend auf. Etwas, das sich in Morgons Gesicht regte, ein Aufblitzen von bezwingender

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