Erfolgreiches Teamcoaching
richtig gewesen wäre. „Wenn die Vereinsführung nicht so rigoros wäre, dann wären wir hier alle nicht so erfolgreich. Diese Konsequenz, diese Härte, das ist doch das Credo der ewig Erfolgreichen.“
Aus diesen beiden Erfahrungen lässt sich etwas Einfaches folgern: Wenn Ihr Team einen großen Erfolg gefeiert hat, aber noch ein weiteres wichtiges Match ansteht, so müssen Sie die Feier klein halten, wollen Sie nicht riskieren, dass das zweite Spiel in die Hose geht. Das ist der Preis, den ein möglicher weiterer Sieg Sie kostet: Wenn Sie Pech haben, verlieren Sie das zweite Match auch trotz der disziplinierten Abstinenz und dann ist keinem mehr so richtig nach Feiern zumute.
20.3 Der Erfolgsweg nach Pat Riley (1993)
Der Erfolgsweg nach Pat Riley: Die neun Schritte der LA Lakers
1. Der „unschuldige Schritt“
2. Die Krankheit des „Ichs“
3. Das Kernbekenntnis
4. Unglücke
5. Das Scheitern
6. Der Durchbruch
7. Selbstzufriedenheit
8. Meisterschaft
9. Den Einsatz erhöhen
In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde das amerikanische Basketball von den LA Lakers dominiert. Innerhalb von neun Jahren gewannen sie fünf Meisterschaften. Der Trainer dieser Mannschaft war Pat Riley. Er hat in seinem äußerst interessanten (aber bisher leider nur in Englisch veröffentlichten) Buch „The winner within“ (Riley, 1993) den Prozess seines Teams von einer Überraschungsmannschaft hin zu einem echten Starteam modellhaft beschrieben.
Zunächst gelang seinem Team das, was häufig der Beginn einer großen Erfolgsgeschichte ist: überraschend gewannen sie ihren ersten Titel in der NBA. Der von Pat Riley gewählte Begriff „Der unschuldige Schritt“ erscheint mir sehr passend, weil dieser erste Erfolg tatsächlich häufig sehr unschuldig errungen wird. Nur, damit ist die Unschuld dahin und wer die Unschuld einmal verloren hat, der gewinnt sie nicht mehr wieder! Von diesem Moment an wird man von allen anders angesehen. Die Erwartungen steigen, die Presse reagiert völlig anders und auch man selbst ist nie mehr der, welcher man zuvor war.
Dann geschieht das, was er „die Krankheit des Ichs“ nennt. Damit ist gemeint, dass jeder Einzelne etwas vom Erfolgskuchen für sich persönlich abhaben will. Die Spieler werden egoistischer, seiner Beobachtung nach besonders die Ergänzungsspieler. Ob Letzteres stimmt, kann ich bisher nicht bestätigen. Grundsätzlich habe ich diesen Effekt aber deutlich erleben können. Der zunehmende Egoismus führt zu einem Auseinanderfallen des Teams.
Um nach dieser Krise wieder zusammen zu kommen, braucht es das „Kernbekenntnis“ . Die Mannschaft muss sich wieder darauf besinnen, was ihre gemeinsame Basis darstellt. Dieses Bekenntnis ist die Essenz dessen, wer die Mannschaft ist und wohin sie sich entwickeln will.
Früher oder später wird jede Mannschaft von Unglücken getroffen. Ob es sich dabei um umfangreiches Verletzungspech, Benachteiligungen durch Schiedsrichter, Unstimmigkeiten im Verein, finanzielle Engpässe, Punktabzug oder irgendwelche anderen Faktoren handelt, spielt keine Rolle. Jeder kennt es, dass es einfach ein „Seuchenjahr“ gibt, bei dem alles schief zu laufen scheint. Diese Unglücke werfen das Team zurück, bilden aber zugleich eine Wachstumschance für den Teamcharakter.
Zu den Unglücken kann es auch gehören, dass man sportlich scheitert . Ob es eine dramatische Niederlage wie die von Bayern München in Barcelona gegen Manchester United ist oder einfach eine rundherum schlechte Saison, vielleicht sogar ein Abstieg aus der Bundes- oder Landesliga. Solche Rückschläge muss jedes Team verkraften. Kaufen Sie sich ein Kicker-Jahresheft und schauen sich die 10-Jahres-Bilanzen der einzelnen Vereine an. Jede Mannschaft hat über die Zeit ein deutliches Auf und Ab zu verzeichnen. Die Niederlage von heute aber ist, wenn ich sie mir zunutze mache, die Grundlage für den Erfolg von morgen.
Wenn ich alle diese Rückschläge verdaue, dann gelingt mir „der Durchbruch“ . Fragen Sie Boris Becker, wie die Jahre 1987 und 1988 für ihn waren. In dieser Zeit hat er vieles durchmachen müssen, sportlich wie privat. Aber er hat alles das überstanden und 1989 seinen großen Durchbruch an die absolute Weltspitze geschafft. Nach dem Sieg bei den US-Open war er wirklich die Nummer 1 der Welt, auch wenn ihn der Computer erst zwei Jahre später als solchen führte. Genau solche Momente meint Riley hiermit, nämlich nach allen Rückschlägen nur noch stärker
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