Erfolgreiches Teamcoaching
problematisches Verhalten von Spielern zugleich eine Anregung für Sie enthält, Ihr eigenes Handeln wie auch die Zustände im Team kritisch zu überdenken. Es kann sein, dass Sie am Ende zu dem Schluss kommen, mit sich selbst vollkommen einverstanden zu sein. Das wird sogar häufig der Fall sein, denn wie ich selbst oft genug erlebt habe, liegen viele Fehler wirklich auf Seiten der Athleten. Aber nicht selten verdeckt das auffällige Verhalten des Einzelnen nur ein Symptom für tiefer liegende Probleme und es beinhaltet damit für Sie die Chance, diesen Schwierigkeiten auf die Schliche zu kommen.
19.4 Das Kritikgespräch
Jetzt habe ich immer wieder davon gesprochen, dass Sie den Athleten zum Einzelgespräch bitten. Man kann ein solches Gespräch auch als Kritikgespräch bezeichnen. Wie ich oft genug betont habe, hat ein Kritikgespräch eine wichtige positiveFunktion, genauso kann es aber auch, wenn es ungeschickt durchgeführt wird, negative Wirkungen haben. Damit das nicht geschieht, sollten Sie folgenden Ablauf einhalten:
Ablauf eines Kritikgesprächs
1. Eröffnungsphase
2. Inhaltzentrierte Phase
3. Abschlussphase
Zunächst sollten Sie in der Eröffnungsphase die Beziehung pflegen. Ihr Gegen-über wird nur dann bereit sein, Kritik überhaupt aufzunehmen, wenn die Beziehung zwischen Ihnen beiden gut ist. Sagen Sie ihm etwas Nettes, loben Sie ihn. Versichern Sie Ihrem Gesprächspartner, dass Sie ihm wohlgesonnen sind. Dann braucht er die Kritik nicht als Angriff auf seine Person zu sehen, sondern kann sich sachlich damit auseinander setzen. Die so genannte Sandwichtechnik basiert genau auf diesem Prinzip. Dabei sagt man dem anderen zunächst etwas Positives, dann etwas Kritisches und zuletzt wieder etwas Positives. Die Kritik wird also in zwei anerkennende Äußerungen eingebettet und dadurch leichter verdaulich. Natürlich ist diese Technik etwas „weich gespült“, aber vom Grundprinzip her ist sie sehr hilfreich. Für die Eröffnung sollten Sie sich maximal fünf Minuten Zeit nehmen.
Nach der Einführung kommen Sie „zur Sache“. Die inhaltzentrierte Phase bildet das Kernstück des Gesprächs. Beide Seiten äußern zunächst ihre Wahrnehmung und Empfindungen. Es ist wichtig, dass Sie so genannte „Ich-Aussagen“ verwenden. Damit ist gemeint, dass Sie davon sprechen, wie Sie die Dinge sehen, anstatt Ihre Eindrücke als allgemein gültig darzustellen. Sagen Sie also anstatt: „Mit deiner Leistung kann man nicht zufrieden sein“ besser: „ Ich bin mit deiner Leistung nicht zufrieden“.
Ich-Aussagen lassen dem anderen die Möglichkeit, eine eigene Sichtweise zu haben. Geben Sie dem Athleten die Möglichkeit, selbst dazu Stellung zu nehmen. Anschließend sollten mögliche Ursachen, Handlungsalternativen, Forderungen, Hilfen und Sanktionen angesprochen werden, genauso wie ich es oben schon mehrfach gesagt habe. Wichtig ist, dass das Gespräch nicht zu einem Zerreden des Problems führt, sondern dass Ihre Kritik ebenso wie alles Folgende kurz und prägnant formuliert wird. Für diese Phase sollten Sie maximal 15-20 Minuten aufbringen.
Schließlich kommen Sie zur Abschlussphase des Gesprächs. Am Ende sollte eine gemeinsame Vereinbarung stehen. Wer macht was in welchem zeitlichen Rahmen? Das sollte möglichst deutlich und konkret ausgesprochen werden, damit später keine Missverständnisse und daraus resultierende neuerliche Konflikte entstehen. Möglicherweise ist außerdem ein erneutes Eingehen auf die Beziehungsebene notwendig. Der Gesprächsabschluss sollte wiederum nicht mehr als fünf Minuten umfassen. Insgesamt dauert ein solches Gespräch, wenn es nach diesen Vorgaben durchgeführt wird, also zwischen 10 und maximal 30 Minuten.
Es ist wichtig, ein Kritikgespräch gut vorzubereiten. Überlegen Sie sich schon vorher, was Ihr Ziel ist und wie Sie dieses erreichen wollen. Wie wollen Sie das Gespräch einführen? Was wollen Sie mitteilen? (Trennen Sie dabei gut zwischen Wahrnehmung, Empfindung und Interpretation.) Welche Vereinbarung soll am Ende stehen?
Bedenken Sie bitte auch, dass Ihre Kritik Sie selbst angreifbar macht. Sind Sie dazu bereit? Häufig reagieren Menschen nämlich auf Kritik mit Gegenkritik. (Offensichtlich reduziert Kritik an der eigenen Person unsere Hemmung, andere Menschen direkt zu kritisieren. Das dürfte u. a. daran liegen, dass Gegenkritik eine Form der Selbstverteidigung ist.)
19.5 Der Starspieler
Wenn wir über problematische Spieler sprechen, dann sollten wir auch noch
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