Erfolgreiches Teamcoaching
auf einen besonderen Aspekt eingehen, der in der Praxis immer wieder vorkommt. Ich meine das Phänomen des Starspielers. Dabei denke ich an einen Athleten, der aus dem Leistungsniveau des sonstigen Teams herausragt und/oder eine besondere Popularität besitzt, sodass er bei Publikum und Medien ein erhöhtes Interesse hervorruft.
Diese Situation tritt keineswegs nur im Leistungssport auf, auch im Amateur- und Breitensport wird man als Trainer immer wieder mit solchen Athleten konfrontiert. Wenn Sie eine Jugendmannschaft trainieren, kann es sein, dass der Sohn von Matthias Sammer in Ihrer Mannschaft mitspielt.
Wie gehen Sie damit um? Oder was machen Sie, wenn ein ehemaliger Oberligaakteur seine Laufbahn in Ihrer Bezirksligamannschaft beendet? Schon die Tatsache, dass ein Fußballer in der A-Jugend beim Hamburger SV spielte, kann ihn in der Folge in einer Landesligamannschaft in einen besonderes Status heben.
Zunächst muss man bei diesem Thema wieder ein paar Fragen stellen. Wer sieht den Athleten überhaupt als Star? Er sich selbst oder die anderen ihn? Das macht einen großen Unterschied. Beansprucht der „Star“ auch besondere Rechte für sich oder verhält er sich wie alle anderen? Weckt sein Status Neid unter den Mitspielern oder wird er in seiner Rolle anerkannt? Verdient er deutlich mehr Geld? Rechtfertigen seine Leistungen seine besondere Position? Je nachdem, wie Sie die Fragen beantworten, führt Sie das zu verschiedenen Konsequenzen.
Ein Starspieler an sich stellt ja noch kein Problem dar. Genauso gut kann er ein echter Glücksfall sein, weil er das spielerische Potenzial Ihrer Mannschaft erhöht, weil er ein anerkannter und erfahrener Führungsspieler ist, weil er den anderen als Vorbild dient und weil er ihnen gemeinsam zu einer größeren Aufmerksamkeit und zu mehr Zuschauern verhilft. Aber nicht immer funktioniert das so reibungslos. (Woran die Trainer manchmal nicht ganz unschuldig sind, weil sich einige Ihrer Kollegen gerne auf Kosten des Stars profilieren wollen. Aber damit tut man sich selten einen Gefallen. Besser ist es, gemeinsam mit dem Athleten die Situation so zu gestalten, dass sie allen Vorteile bringt.)
Ich stelle mir eine gelungene Konstellation von Team, Trainer und Starspieler folgendermaßen vor: Der Starspieler nimmt eine herausragende Position im Teamgefüge ein. Als Führungsspieler trägt er mehr Verantwortung als die anderen. Dafür genießt er auch besondere Rechte. Z. B. musste der langjährige Nationaltorhüter Stefan Hecker am Ende seiner Laufbahn in Gummersbach nur noch 2 × pro Woche trainieren. Wichtig ist aber, dass so etwas von Anfang an dem Team gegenüber offensiv vertreten wird, damit kein heimlicher Unmut entsteht.
Damit meine ich, dass Sie es offen aussprechen und kurz begründen. Dann herrscht auf jeden Fall Klarheit, selbst wenn einzelne Spieler nicht damit einverstanden sind und Klarheit reduziert das negative Gerede schlagartig ganz wesentlich. Außerdem müssen die Vergünstigungen in einem angemessenen Verhältnis stehen. Das reduzierte Training war nur deshalb vertretbar, weil der Keeper schon 40 Jahre alt war und weil seine Leistungen immer noch alle Erwartungen erfüllten.
Kommen wir noch einmal zurück zu meiner Idealvorstellung: Am besten ist es natürlich, wenn der Star von sich aus auf besondere Rechte verzichtet. Damit erwirbt er sich die Hochachtung des ganzen Teams. So dient er zugleich als ein Vorbild für die jüngeren Athleten in der Mannschaft und im ganzen Verein. Der Star hat besondere repräsentative Pflichten, für die er angemessen (!) entlohnt wird. Trotz seiner herausragenden Position und eventueller besonderer Rechte ist immer deutlich, dass er den gleichen Wert besitzt wie alle anderen Spieler. Der grundlegendegleiche Wert stellt eine ganz wichtige Bedingung dafür dar, dass die Konstellation sich auf Dauer positiv entwickelt. Und was noch wichtig ist: Der Star ist genauso wie jeder andere Spieler jederzeit ersetzbar, auch wenn sein Verlust zunächst besonders bedeutungsvoll erscheint.
Ein Starspieler wie Effenberg in Wolfsburg, das konnte kaum gut gehen.
Einfach ausgedrückt, könnte man auch sagen: Der Star ist ein Besonderer zwischen Gleichen. In diesem vermeintlichen Widerspruch verbirgt sich für mich die Realität, die alle Beteiligten anerkennen müssen. Auf der Grundebene sind wir alle gleich, aber im Erscheinungsbild unterscheiden wir uns. Wie das dann im Alltag genau ausgestaltet werden muss, das wiederum kann nicht in
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