Erfolgreiches Teamcoaching
älteren Spieler den entscheidenden Elf- bzw. Siebenmeter ausführen. Sie bekleiden das Amt des Mannschaftskapitäns und müssen ihr Team durch die schwierigen Momente führen.
Es geht also nicht darum, jemanden zu bevorzugen oder zu benachteiligen. Mit dieser Grundregel ist nur eine einfache Lebenserfahrung gemeint, die wir alle machen können und deren Einhaltung dem gesamten System dient. Heutzutage sind wir als Folge der 68er Generation und der Emanzipation versucht, alle Menschen in einer überzogenen Weise gleich zu machen. Aber mir scheint, dass uns das nicht gut tut.
Gleichwertigkeit ist etwas völlig anderes als Gleichmacherei. Jeder im System hat denselben Wert. Ich kann gleichwertig sein, aber sehr unterschiedliche Aufgaben übernehmen und eine unterschiedliche Position im Team besetzen. Auch wenn es konservativ erscheinen mag, ich erlebe immer wieder, wie viel Ruhe in eine Mannschaft kommt, wenn solche Ordnungsprinzipien wie das Recht auf Vorrang berücksichtigt werden.
Kommen wir als Drittes zum Ausgleich von Geben und Nehmen . Gemeinschaften basieren darauf, dass jeder etwas eingibt und dafür etwas bekommt. In einem Unternehmen bringen die einzelnen Arbeitnehmer ihre Arbeitskraft ein und erhalten dafür ihren Lohn. In einer Sportmannschaft bringt jeder seine Zeit und seine Leistungsbereitschaft in Training und Wettkampf ein. Dafür erhält er ein Gemeinschaftserlebnis, welches er alleine niemals erfahren könnte. Und am eintretenden Erfolg trägt er ebenfalls seinen Anteil.
Problematisch wird es dann, wenn das Verhältnis von Geben und Nehmen nicht mehr stimmt. Das geschieht entweder dann, wenn ein oder mehrere Spieler nicht mehr den vollen Einsatz zeigen, aber weiterhin in vollem Maße am Mannschaftserfolg beteiligt werden wollen. Konkret könnte das so aussehen, dass ein Spieler nurnoch sporadisch zum Training erscheint, aber einen festen Platz in der Startformation beansprucht. In einem solchen Fall werden die anderen Mannschaftsmitglieder schnell unruhig – und das zu Recht!
Genauso problematisch ist der entgegengelagerte Fall. Wenn ein Spieler (oder auch Betreuer) sich die ganze Zeit mit engagiert, ihm dann aber der Anteil am Erfolg verwehrt wird, so wird ihm ein Unrecht angetan, das dem gesamten System schadet. Wenn er bei der Siegprämie übergangen wird, oder wenn er etwa nicht auf das Siegerfoto mit draufkommt, so wird ihm die verdiente Anerkennung verwehrt. Auch wenn er Ersatzspieler ist, so war er für den Erfolg genauso wichtig wie der entscheidende Torschütze.
3.6 Gruppenspezifische Regeln
Neben den zuvor beschriebenen, allgemein gültigen Regeln für Gruppen bildet jedes Team eigene Regeln und Normen aus. Diese Regeln sind veränderlich und Ausdruck der spezifischen Ausrichtung dieser Gruppe. Diese Regeln und Normen haben eine wichtige Funktion. Sie regeln nicht nur das tägliche Miteinander, sie definieren auch näher, wer die Gruppe ist und welches Selbstverständnis sie hat.
Wir Menschen haben ein grundlegendes Bedürfnis danach, über unsere sozialen Bezugsgruppen eine persönliche Identität zu gewinnen. Ein Mitglied in einem Schützenverein erfährt sich ebenso über diese Gruppe wie als Mitglied einer Religionsgemeinschaft oder einer Nationalität. Wenn Sie sich einem unbekannten Menschen vorstellen, dann tun Sie dies in der Regel nicht darüber, dass Sie Ihre individuellen Eigenschaften oder Ihre Körpergröße nennen. Vielmehr erzählen Sie, wo Sie leben (regionale Identität), welchen Beruf Sie ausüben (sozialer Status) und wie Ihre familiären Verhältnisse sind (familiäre Zugehörigkeit). Dieses Beispiel macht deutlich, worüber wir primär unsere Identität beziehen. Nämlich aus unseren Zugehörigkeiten zu Gruppen und unserem Status innerhalb dieser Gruppe.
Es ist uns demnach nicht egal, wie die Mannschaft beschaffen ist, zu der wir gehören. Wir wollen uns mit unseren Bezugsgruppen identifizieren können. Ob wir das können oder nicht, hängt entscheidend mit den Gruppennormen und -regeln zusammen. In ihnen wird ausgedrückt, welche Werte die Gruppe verkörpert. Unterschätzen Sie diesen Aspekt nicht. Ein gemeinsames Ziel alleine reicht auf Dauer nicht für das Funktionieren einer Gruppe. Es muss auch unter den Mitgliedern Einigkeit über die grundlegenden Werte und ihre konkrete Umsetzung in Regelungen bestehen.
Das ist gerade für Vereinsführungen ein interessanter Hinweis. Ich habe einige Vereine erlebt, die diesen Punkt zu sehr vernachlässigen. Als
Weitere Kostenlose Bücher