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Erinnerungen der Kaiserin Katharina II.

Erinnerungen der Kaiserin Katharina II.

Titel: Erinnerungen der Kaiserin Katharina II. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina II. von Rußland
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seinem Leben ein Ende gemacht. Sein Herz war winzig klein und gebrochen. –
    Nach seiner Abreise von Peterhof riet man mir, geradewegs nach Petersburg zu gehen. Da ich indes voraussah, daß sich die Truppen dagegen widersetzen würden, ließ ich das Gerücht von meiner Rückkehr nach der Stadt unter dem Vorwandeverbreiten, ich wolle wissen, um welche Zeit sie bereit wären, sich auf den Weg zu machen. Und sie setzten nach einem dreitägigen ermüdenden Marsch die zehnte Stunde am Abend fest, »das heißt,« fügten sie hinzu, »nur wenn sie mit uns kommt.«
    So reiste ich also mit ihnen ab, aber auf der Hälfte des Wegs ruhte ich ein wenig im Landhause Kurakins aus, wo ich mich völlig angekleidet aufs Bett warf. Ich schlief bis einhalb drei Uhr morgens, worauf es weiter nach Katharinenhof ging. Von neuem bestieg ich mein Pferd; ein Husarenregiment marschierte vor mir, dann folgte meine Eskorte, die Garde zu Pferd. Unmittelbar hinter mir kam mein ganzer Hof, die Garden, der Anciennität nach und drei Landregimenter. Unter großer Begeisterung hielt ich meinen Einzug in die Stadt und den Sommerpalast, wo mich der Hof, die Synode, mein Sohn und alle, die mir nahe standen, erwarteten. Ich ging zur Messe. Dann sang man das Te Deum und beglückwünschte mich, die ich seit Freitag früh sechs Uhr kaum getrunken, gegessen noch geschlafen hatte. Ich war daher sehr froh, mich am Sonntag abend niederlegen zu können.
    Doch kaum war ich gegen Mitternacht eingeschlafen, als der Kapitän Passik in mein Zimmer trat und mich weckte: »Unsere Leute sind entsetzlich betrunken,« sagte er, »ein betrunkener Husar ist durch die Reihen gegangen und hat geschrien: ›Zu den Waffen! 3000 Preußen kommen und wollen uns unsere Mutter entführen!‹ Darauf haben alle zu den Waffen gegriffen und sind nun hier, um sich Ihres Wohlbefindens zu versichern. Sie sagen, sie hätten Sie seit drei Stunden nicht gesehen, würden aber ruhig nach Hause zurückkehren, wenn sie Sie in guter Gesundheit wüßten; die Soldaten gehorchen weder ihren Offizieren noch Orloff.«
    So mußte ich denn abermals aufstehen. Um aber nicht meine Leibgarde in Schrecken zu jagen, ging ich zuerst zu dieser und teilte ihr den Grund meines Ausganges zu so später Stunde mit. Darauf setzte ich mich in Begleitung zweier Offiziere in meinen Wagen und begab mich zu den Truppen, um ihnen zu sagen, daß ich mich vollkommen wohl befände; sie sollten sich nur schlafen legen und auch mir ein wenig Ruhe gönnen, denn ich hätte drei Nächte nicht geschlafen. Auch wünschte ich, daß sie in Zukunft ihren Offizieren gehorchten. Sie antworteten mir, man hätte sie mit diesen verfluchten Preußen erschreckt, und sie wollten alle für michsterben. – »Gut,« sagte ich, »ich danke euch; aber geht jetzt zur Ruhe.« – Darauf wünschten sie mir Gute Nacht und alles Gute für mein Wohlbefinden und gingen dann, zahm wie die Lämmer, in die Kasernen, immer die Blicke auf meinen Wagen gerichtet. Am nächsten Tag ließen sie sich entschuldigen und bedauerten es sehr, mich aus dem Schlafe gerissen zu haben.
    Um das Verhalten eines jeden Offiziers einzeln zu beschreiben, würde man ein ganzes Buch brauchen. Die Orloffs glänzten besonders durch ihre Kunst, die Gemüter zu leiten, ferner durch kluge Kühnheit, große Geistesgegenwart und tausend große und kleine Einzelheiten, sowie durch den Respekt, den sie durch ein solches Benehmen allen einzuflößen wußten. Sie besitzen alle drei sehr viel gesunden Menschenverstand, edlen Mut, sind Patrioten bis zum Enthusiasmus und Ehrenmänner vom Scheitel bis zur Sohle. Sie sind mir leidenschaftlich ergeben und leben, wie selten Brüder, in vollkommener Eintracht miteinander. Im ganzen sind es fünf Brüder, aber nur drei haben teilgenommen.
    Kapitän Passik zeichnete sich hauptsächlich dadurch aus, daß er 12 Stunden in seiner Haft ausharrte, obgleich ihm die Soldaten Türen und Fenster öffneten. Aber er wollte sein Regiment nicht vor meiner Ankunft in Verwirrung bringen, obwohl er jeden Augenblick gewärtig sein mußte, nach Oranienbaum gebracht, und dort verhört zu werden. Glücklicherweise traf ein solcher Befehl Peters III. erst ein, als ich schon meinen Einzug in die Stadt gehalten hatte.
    Die Fürstin Daschkoff, obgleich sie sich gern alle Ehren und Verdienste um diese Thronrevolution aneignen möchte, stand in sehr schlechtem Geruch wegen ihrer Verwandtschaft, und ihre neunzehn Jahre imponierten keinem Menschen. Sie behauptet, alles wäre

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