Erloschen
Alex Kava im Gespräch
Erloschen ist der zehnte Band Ihrer erfolgreichen Thriller-Serie. Die Hauptfigur Maggie O’Dell hat aufregende, aber auch schwierige Situa tionen erlebt. Haben diese Erfahrungen sie verändert?
Maggie hat sich ganz sicher verändert. In ihrem ersten Fall war sie noch eine relativ unerfahrene Profilerin. Erst ihre Erlebnisse haben sie zu einer routinierten Ermittlerin gemacht. Das ist auch ein Grund, wieso sie als Figur so spannend bleibt – für mich als Autorin und hoffentlich auch für meine Leser. Eins hat sich allerdings nicht geändert: Maggie will um jeden Preis das Richtige tun.
Maggie hat zwei langjährige berufliche Begleiter, Agent Tully und Julia Racine. Welche Rolle spielen sie in ihrem Leben?
Die beiden haben mit Maggie nicht nur beruflich zu tun, sondern kennen sie auch privat gut. Maggie ist eine Einzelgängerin. R . J. Tully ist einer der wenigen Menschen, die ihre verletzliche Seite kennen und denen Maggie vertraut. Racine hatte wie Maggie eine schwierige Kind heit, ihre Vergangenheit schweißt sie als Freundinnen zusammen.
Ihre Heldin Maggie setzt sich als Profilerin genauestens mit der Psyche von Verbrechern auseinander. Wie kommen Sie als Autorin zu dem nötigen Hintergrundwissen?
Ich tausche mich sehr intensiv mit Experten aus, mit Mitarbeitern des FBI, von Kriminallaboren und mit Rechtspsychologen. Einige von ihnen sind inzwischen richtig gute Freunde geworden. Außerdem lese ich viele psychologische Berichte über Mörder und sehe mir aufgezeichnete Befragungen an. Dennoch ist es mir wichtig, immer die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit zu ziehen.
Über die Autorin
Alex Kava wuchs in Nebraska auf. Sie studierte Kunst und Englisch und arbeitete einige Jahre in der Werbe- und Grafikdesignbranche. Ihr Debütroman Das Böse war auf Anhieb ein großer Erfolg, seither ist sie mit ihrer Maggie-O’Dell-Serie regelmäßig auf den interna tionalen Bestsellerlisten vertreten. Erloschen ist der zehnte Band mit der FBI-Profilerin.
ALEX KAVA
Erloschen
Thriller
Aus dem Amerikanischen von
Sabine Schilasky
Die Originalausgabe erschien 2012 unter dem Titel Fireproof bei Doubleday, a division of Random House, Inc., New York
Deutsche Erstausgabe 0 5 / 2013
Copyright © 2012 der Originalausgabe by S. M. Kava
Copyright © 2013 der deutschsprachigen Ausgabe
by Diana Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Redaktion | Kristof Kurz
Umschlaggestaltung | t . mutzenbach design, München,
unter Verwendung eines Motivs von © shutterstock
Satz | Leingärtner, Nabburg
ePub-ISBN 978-3-641-10200-5
www.diana-verlag.de
Für Miss Molly
Juni 1996 – Mai 2011
Du warst von Anfang an dabei,
hast elf von zwölf Büchern miterlebt,
zu meinen Füßen, an meiner Seite.
Du fehlst mir, Süße.
Donnerstag
1
Washington , D.C.
Cornell Stamoran schnitt mit dem kurzen Daumennagel durch das straffe Jack-Daniel’s-Siegel. Er sah die Flasche an und schluckte. Seine Kehle war staubtrocken, und seine Zunge glitt über die rissigen Lippen – eine unbewusste Reaktion.
Damals, als er noch Partner in einer der Spitzensteuerberaterfirmen der Stadt gewesen war, hatte er Jack mit Cola getrunken. Nach und nach war die Cola verschwunden, und das lange bevor er anfing, eine Whiskeyflasche in der untersten Schreibtischschublade zu lagern. Als er schließlich so weit war, musste es auch nicht mehr unbedingt Jack oder Jim oder Johnnie sein.
Wahrscheinlich war er nicht der erste Steuerberater, der sich morgens einen Wachmacher genehmigte, sehr wohl aber der einzige, den er kannte, der seinen Schreibtisch und sein Büro gegen einen der begehrten großen Pappkartons mit dem Maytag-Logo auf der Seite eingetauscht hatte.
In seiner ersten Woche auf der Straße hatte Cornell hinter einer Statue auf dem Capitol Hill geschlafen. Was für ein Witz des Schicksals: Früher war er diese Straße in den Limousinen seiner Kunden entlanggefahren. Es war schon komisch, wie schnell alles den Bach runtergehen konnte und man den Wert eines guten Kartons und einer warmen Decke zu schätzen lernte.
Gewöhnlich versteckte Cornell den Karton zwischen einem großen Abfallcontainer und einer dreckigen Mauer, wenn er in die Innenstadt musste. Hier draußen, am Rande des Industriegebiets, war es ruhig. Niemand machte ihm Ärger. Allerdings war es auch höllisch öde. Deshalb zog Cornell mindestens einmal die Woche ins Stadtzentrum, um frische Zigarettenkippen zu sammeln und ein bisschen zu betteln.
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