Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
Schreck hatte sie gelehrt, keine Dinge aufzuschieben, die wichtig waren. Heute feierten sie sich selbst, einander und das Leben.
Draußen vor der Kirche beglückwünschten alle das Brautpaar mit Umarmungen und Küssen. Die Männer schlugen Max auf die Schulter und zogen ihn damit auf, dass er jetzt wohl ein richtiger Kopenhagener werden würde.
Miroslav hatte sich gerade nach vorn gelehnt, um die Braut auf die Wange zu küssen, als hinter ihm etwas explodierte. Instinktiv griff er nach seiner Waffe, die er natürlich nicht bei sich hatte, und merkte, dass alle ihn anstarrten. Roland hielt eine Flasche Champagner in der Hand, der oben heraussprudelte.
Da lachte er, und alle lachten mit.
Am lautesten lachte Liv, die ihren mageren Körper zur Feier des Tages in ein langes, schreiend gelbes Kleid gezwängt hatte. Hut und Cowboystiefel trug sie aber trotzdem. In deren Schaft hatte sie ihr Handy und ihre Zigaretten, die sie jetzt herausholte. Sie suchte sich einen diskreten Ort, um eine zu rauchen. Ein paar Sekunden hing sie ihren Tagträumen nach, während sie die Bilder von Josephine und Alba im Fotoalbum ihres Handys durchblätterte. Die letzten beiden Tage hatte sie die zwei nicht in den Kindergarten geschickt und einfach nur Zeit mit ihnen verbracht. Sie auf die Wangen geküsst, unzählige Male Memory mit ihnen gespielt, mit Popcorn im Arm mit ihnen Spongebob und Dora im Fernsehen geschaut. Sie waren den ganzen Tag im Schlafanzug herumgelaufen und hatten einfach nur das getan, für das sie sonst keine Zeit hatten.
Heute waren die Mädchen wieder bei ihrem Vater, wo sie das ganze Wochenende über bleiben sollten. Montag würden sie in ihren Alltag zurückkehren, und dann kehrte hoffentlich auch ein bisschen Ruhe ein. Wackelzähne und Kinder ins Bett bringen war ihr Leben, und sie liebte jede Sekunde davon. Sie hatte jedoch mit dem Vater der Kinder eine neue Abmachung treffen müssen, sodass sie in Zukunft auch jeden Mittwoch bei ihm waren und dort übernachten durften. Das hatte seinen Wunsch, mehr Zeit mit ihnen zu verbringen, erst einmal zufriedengestellt.
Liv hatte am gleichen Morgen eine Postkarte erhalten, als sie auf dem Polizeirevier vorbeigegangen war. Sie war in Sarajevo abstempelt und zeigte ein Flugzeug. Auf dem Flughafen gekauft und abgeschickt, hatte sie gedacht.
»Danke«, hatte einfach nur darauf gestanden. Und ein »Gruß F«. Jetzt lag sie im Handschuhfach ihres Mercedes und wartete darauf, zusammen mit ihr nach Hause in ihre Wohnung nach Helsingør zu kommen.
»Komm jetzt«, rief Miroslav.
Vor der Kirche wurde das Brautpaar, das zu dem Oldtimer lief, für den die NEC-Einheit zusammengelegt hatte, um die frisch Vermählten von der Kirche abzuholen, bejubelt und mit Reis beworfen.
»Sie fahren jetzt.«
Sie schaute ihn an und lächelte.
»Ich komme.«
Sündenspiel ist reine Fiktion. Alle Figuren des Buches sind frei erfunden, und jegliche Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist zufällig. Außerdem habe ich meine Freiheit als Autorin genutzt, Diskotheken, Geschäfte, Bars, Galerien etc. an Stellen zu platzieren, an denen sie sich in Wirklichkeit nicht befinden.
Die Geschichte ist, wie immer, von dem inspiriert, was wir in den Zeitungen lesen und im Fernsehen sehen. Im Besonderen aber hat mich eine Reise im Jahr 2000 dazu animiert, als ich Bosnien und vor allem Srebrenica besucht habe und Geschichte und Menschen der Stadt einen starken Eindruck auf mich gemacht haben. Die tiefsten Spuren hat jedoch der Gedanke hinterlassen, dass diese Menschen in einem Land in Europa gelebt und ein Leben wie wir geführt haben, bevor das Ganze losgebrochen ist. Heute ist so viel Blut geflossen, dass sie, wie sie selbst sagen, nicht mehr vergeben können, aber gleichzeitig einen Weg finden müssen, um weiterzukommen.
Ich möchte mich gern bei allen bedanken, die mich bei der Entstehung dieses Buches unterstützt haben. Einen besonderen Dank an Leutnant Jacob Schmidt für die große Hilfe bei der Recherche. Außerdem schulde ich meiner geschätzten Familie und besonders meinem Mann ein großes Dankeschön, der mein Bedürfnis, in Ruhe und Frieden schreiben zu können, versteht und der mir dafür eine schöne, angenehme Umgebung geschaffen hat. Ebenfalls danke ich meiner fantastischen Redakteurin Lisbeth MøllerMadsen für die Zusammenarbeit an diesem Buch. Danke für deinen beständigen Glauben an mich. Und schließlich geht mein Dank an meinen Verlag, People’s Press.
Therese Philipsen
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