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Ernest Hemingway

Ernest Hemingway

Titel: Ernest Hemingway Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Schwestern. Mit allen anderen vermied er jede Berührung. Sein Geruchssinn stumpfte ab, als er zu rauchen anfing. Das war gut so. Für einen Hühnerhund war es wichtig, aber einem Mann war es zu nichts nutze.
    «Wie war es denn, Daddy, als du ein kleiner Junge warst und mit den Indianern auf die Jagd gingst?»
    «Ich weiß nicht.» Nick fuhr zusammen. Er hatte nicht einmal bemerkt, daß der Junge wach war. Er blickte ihn an, wie er da neben ihm auf dem Sitz saß. Er hatte sich ganz allein gefühlt, aber der Junge da war bei ihm gewesen. Wie lange wohl? «Wir pflegten den ganzen Tag über schwarze Eichhörnchen zu jagen», sagte er. «Mein Vater gab mir nur drei Patronen am Tag. Er sagte, das würde mir’s Schießen beibringen, und es wäre nicht gut für einen Jungen, einfach rumzulaufen und draufloszuknallen. Ich ging mit einem Jungen, der Billy Gilby hieß, und seiner Schwester Trudy. Wir gingen einen ganzen Sommer über jeden Tag zusammen los.»
    «Das sind komische Namen für Indianer.»
    «Ja, nicht?» sagte Nick.
    «Aber erzähl mir, wie sie waren.»
    «Es waren Ojibways», sagte Nick. «Und sie waren sehr nett.»
    «Aber wie waren sie so, wenn man mit ihnen zusammen war?»
    «Das ist schwer zu sagen», sagte Nick Adams. Konnte man sagen, daß sie als erste machte, was keine je besser gemacht hat, und konnte man dralle braune Beine erwähnen, einen flachen Bauch, harte kleine Brüste, fest umschließende Arme, eine schnell umhersuchende Zunge, die flachen Augen, den guten Geschmack ihres Mundes, dann unbehaglich, eng, süß, feucht, wunderbar, eng, schmerzhaft, voll, endgültig, nicht endend, niemals endend, niemals enden sollend, plötzlich endend war der große Vogel aufgeflogen wie eine Eule im Zwielicht, nur daß es Tageslicht war in den Wäldern und einem Tannennadeln am Bauch klebten. So daß man, wenn man an einen Platz kommt, wo Indianer gelebt haben, sie riecht, wenn sie auch fort sind, und all die leeren, kummerstillenden Flaschen und die Fliegen, die herumsummen, töten nicht den Geruch von Riedgras und den Geruch von Rauch und jenen anderen, wie von einem frisch abgezogenen Marderfell. Weder irgendwelche Witze über sie noch alte Squaws können einem dies nehmen. Auch nicht der süßlich-üble Geruch, den sie dann haben. Auch nicht, was sie zum Schluß taten. Es war nicht, was sie zum Schluß machten. Zum Schluß waren sie alle gleich. Vor langer Zeit einmal gut. Jetzt nicht mehr.
    Und das andere. Wenn man einen Vogel im Flug geschossen hat, hat man alle Vögel im Flug geschossen. Sie sind alle verschieden, und sie fliegen auf verschiedene Art und Weise, aber die Sensation ist die gleiche, und der letzte ist ebensogut wie der erste. Dafür war er seinem Vater dankbar.
    «Vielleicht würden sie dir nicht gefallen», sagte Nick zu dem Jungen, «aber ich glaube eigentlich doch.»
    «Und mein Großvater lebte auch, als er ein Junge war, mit ihnen zusammen, nicht wahr?»
    «Ja. Als ich ihn fragte, wie sie waren, sagte er, daß er viele Freunde unter ihnen hatte.»
    «Werde ich auch mal mit ihnen leben?»
    «Ich weiß nicht», sagte Nick. «Das hängt von dir ab.»
    «Wie alt werd ich sein, wenn ich ein Gewehr bekomme und allein auf die Jagd gehen darf?» «Zwölf Jahre, wenn ich sehe, daß du vorsichtig bist.»
    «Ich wünschte, ich wäre jetzt zwölf.»
    «Das wirst du bald genug sein.»
    «Wie war mein Großvater eigentlich? Ich kann mich nicht an ihn erinnern, außer daß er mir, als ich aus Frankreich damals herüberkam, ein Luftgewehr und eine amerikanische Flagge geschenkt hat. Wie war er eigentlich?»
    «Er läßt sich schwer beschreiben. Er war ein großer Jäger und Angler, und er hatte wunderbare Augen.»
    «War er besser als du?»
    «Er war ein viel besserer Schütze als ich, und sein Vater war auch ein großer Flugschütze.»
    «Ich wette, daß er nicht besser war als du.»
    «O doch, das war er. Er schoß sehr schnell und schön. Ich sah ihm lieber beim Schießen zu als irgendeinem anderen Menschen, den ich je gekannt habe. Er war immer sehr enttäuscht über meine Art zu schießen.»
    «Warum gehen wir nie ans Grab meines Großvaters beten?»
    «Wir leben in einem anderen Teil des Landes. Es ist weit von hier entfernt.»
    «In Frankreich würde das nichts ausmachen. In Frankreich würden wir hinfahren. Ich finde, ich sollte ans Grab meines Großvaters gehen und beten.»
    «Irgendwann fahren wir mal hin.»
    «Ich hoffe, daß wir niemals irgendwo wohnen werden, wo ich niemals an deinem Grab

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