Ernest Hemingway
.................................... 59
Eine Leserin schreibt ............................................. 65
Huldigung an die Schweiz ...................................... 67
Ein Tag Warten ..................................................... 83
Eine Naturgeschichte der Toten ............................. 88
Wein aus Wyoming ............................................. 100
Der Spieler, die Nonne und das Radio ................. 121
Väter und Söhne ................................................. 144
Nach dem Sturm
Es ging um gar nichts, um irgendwas über Punschmachen, und dann begannen wir zu raufen, und ich rutschte aus, und er kriegte mich unter, kniete mir auf der Brust und würgte mich mit beiden Händen, als ob er mich umbringen wollte, und die ganze Zeit über versuchte ich, mein Messer aus der Tasche zu ziehen, um ihn loszuschneiden. Die anderen waren alle zu betrunken, um ihn von mir fortzuzerren. Er würgte mich und hämmerte meinen Kopf auf den Boden, und ich bekam das Messer raus und öffnete es, und ich schnitt seinen Armmuskel quer durch, und er ließ mich los. Er hätte nicht länger festhalten können, wenn er’s noch so gewollt hätte. Dann wälzte er sich und hielt sich den Arm und fing an zu jammern, und ich sagte:
«Zum Teufel noch mal, wozu willst du mich auch abmurksen?»
Ich hätte ihn umbringen können. Eine Woche lang konnte ich nicht schlucken. Er hatte meinen Hals übel zugerichtet.
Na, ich machte von da weg, und es waren ‘ne Menge Leute bei ihm, und ein paar kamen hinter mir her, und ich schlug einen Haken und war unten bei den Docks, und ich traf einen Kerl, und der sagte: «Die Straße rauf hat irgendwer einen Mann umgebracht.» Ich sagte: «Wer hat ihn umgebracht?» Und er sagte: «Ich weiß nicht, wer ihn umgebracht hat, aber tot ist er», und es war dunkel, und in der Straße war Wasser und kein Licht und zerbrochene Fenster und Boote in der Stadt alle kieloben und Bäume umgeweht, und alles ganz verweht, und ich nahm ein Skiff und fuhr hinaus und fand mein Boot dort, wo es innerhalb von Mango Key lag, und es war in Ordnung, nur war es voll Wasser. Also schöpfte ich es aus und pumpte es aus, und der Mond schien, aber reichlich Wolken und noch reichlich stürmisch, und ich fuhr mit ihm los, und als es Tageslicht war, war ich auf der Höhe von Eastern Harbor.
Junge, das war vielleicht ein Sturm! Ich war das erste Boot draußen, und du hast nie Wasser gesehen wie das da. Es war geradeso weiß wie ein Faß Lauge, und wenn man von Eastern Harbor nach Southwest Key fuhr, konnte man die Küste nicht erkennen. Mitten durch den Strand war eine breite Rinne gesprengt, Bäume und alles herausgesprengt und eine Rinne quer durchgetrieben und das ganze Wasser weiß wie Kreide und alles mögliche drauf: Zweige und ganze Bäume und tote Vögel, und alles trieb. Innerhalb der Keys waren alle Pelikane der Welt, und alle Sorten von Vögeln flogen herum. Die waren wohl da reingeflüchtet, als sie merkten, daß es losging.
Einen Tag lang lag ich in Southwest Key, und niemand war hinter mir her. Ich war das erste Boot draußen, und ich sah eine Spiere treiben, und ich wußte, da mußte ein Wrack sein, und ich fuhr los, um es zu suchen. Ich fand es. Es war ein dreimastiger Schoner, und ich konnte gerade die Enden seiner Spieren aus dem Wasser ragen sehen. Er lag zu tief im Wasser, und ich bekam überhaupt nichts aus ihm raus. Also fuhr ich weiter und suchte nach etwas anderem. Ich war allen anderen voraus, und ich wußte, was immer es gab, das mußte ich bekommen. Ich fuhr weiter von da, wo ich den dreimastigen Schoner zurückließ, über die Sandbarren, und ich fand nichts, und ich fuhr ein langes Stück weiter. Ich war weit draußen in der Nähe des Treibsandes, und ich fand nichts, deshalb fuhr ich weiter. Dann, als das Rebecca-Leuchtfeuer in Sicht kam, sah ich alle Arten von Vögeln, die sich über irgendwas hermachten, und ich steuerte zu ihnen rüber, um zu sehen, was es war, und da war vielleicht eine Wolke von Vögeln!
Ich konnte etwas sehen, das wie eine Spiere aussah und aus dem Wasser ragte, und als ich nah dran war, stiegen die Vögel alle auf in die Luft und blieben dicht um mich rum. Das Wasser da draußen war klar, und da ragte was wie ‘ne Spiere gerade aus dem Wasser raus, und wie ich dicht heran bin, sah ich, daß es unter Wasser ganz dunkel war wie ein langer Schatten, und ich fuhr direkt drüber weg, und da unter Wasser lag ein Passagierdampfer, lag einfach da,
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