Eroberer 3 - Die Rache
I
Der Himmel direkt voraus erstrahlte in einem wolkenlosen Blau. Und zu allen Seiten, bis hin zur fernen Krümmung des Horizonts, verschmolzen die Braun- und Grau- und pastellzarten Grüntöne der Landschaft des Planeten wie in einem surrealistischen Bildnis mit dem Blau des Himmels. Hinten - gewissermaßen schräg oben -
hing die Sonne des Planeten wie eine fahle blutorangefarbene Kugel.
Und direkt darunter befand sich das feindliche Territorium.
»Samurai, ich registriere eine Reaktions-Aktivität«, ertönte die Stimme des Kampfbeobachters der Corvine in Commander Rafe Taokas Ohr. »Vierunddreißig Kilometer achtern. Ich weiß noch nicht, um welche Art von Geräten es sich handelt, aber ich habe fünf Einheiten aufgefasst.«
»Bestätigung«, meldete Juggler, Taokas Kampfbeobachter. »Ich bestätige ebenfalls Talismans Zählung.«
»Verstanden«, sagte Taoka und rief mit einer Bewegung des linken Augenlids die taktische/Sensoren-Ansicht für den Bereich hinter seinem Catbird-Jäger auf. Die Abbildung wurde in die grafisch verstärkte Abbildung des Terrains in Flugrichtung eingeblendet, das unter ihm vorbeiraste; und er nahm sich einen Moment Zeit für die Untersuchung der blinkenden Kreise, die Juggler markiert hatte. Es waren zwar noch keine Fluggeräte zu sehen, aber die Falschfarbendarstellung zeigte definitiv thermische und Turbulenz-Signaturen. »Gusto, geh noch einen halben Kilometer höher - ich möchte, dass Talisman ein Auge auf die Signaturen da unten hat. Juggler, Argus: Ihr beiden bleibt am vorderen Abtastkegel dran.«
»Verstanden«, sagte Gusto von der Corvine; seine Stimme klang etwas belegt. »Sollten wir aber nicht nach X
fliegen?«
»Strategische Order Drei, Gusto«, sagte Crossfire aus dem anderen Catbird, das ein Dutzend Meter neben Taokas Flügelspitze herflog. »Wir werden erst nach X fliegen, wenn die unbekannten Flugobjekte identifiziert wurden.«
»Das ist keine Übung, Crossfire«, sagte Gusto in einem Ton, als ob er eine Rüge aussprechen wollte. »Das ist ein echter Einsatz.«
»Ja, wissen wir«, sagte Crossfire geduldig. »Immer mit der Ruhe. Wir kriegen das schon hin.«
»Jawohl, Sir«, murmelte Gusto. »Immer mit der Ruhe.«
»Glücklich klingt er aber nicht gerade, oder?«, meinte Juggler vom Sitz des Kampfbeobachters hinter Taoka.
»Ich kann's ihm auch nicht verdenken«, erwiderte Taoka knurrend. Das war nämlich eine völlig sinnlose Vorschrift, diese Strategische Order Drei, und jedermann - von der Friedenstruppen-Triade abwärts - wusste das auch. Level X, die vollständige MindLink-Integration zwischen dem Piloten, dem Kampfbeobachter und dem Raumjäger selbst war das Basiskonzept der Copperheads. Die Level A-Verknüpfung, mit der sie im Moment arbeiten, war im Grunde kaum besser als die standardmäßigen Head-up-Displays, mit denen die Poppers ausgerüstet wurden, die Axeheads oder Dragonflies flogen.
Allerdings war die Strategische Order Drei auch nicht von Militärs erlassen worden. Es handelte sich vielmehr um eine politische Maßnahme, zu der die Copperheads vor ein paar Jahren vom NorCoord-Parlament vergattert worden waren - eine Art Kurzschlussreaktion wegen der dramatisierten Meldungen über den Burnout der Copperheads.
Eine Meldung, die vom damaligen ehrgeizigen Par-limin Lord Stewart Cavanagh lanciert und aufgebauscht worden war.
Von Politikern erwartete man schließlich nichts anderes als hirnrissigen und kurzsichtigen Aktionismus. Was Taoka dann aber als einen Schlag ins Kontor empfunden hatte, war der Umstand, dass Cavanaghs Kreuzzug von einem ehemaligen Copperhead unterstützt und befürwortet wurde. Und noch schlimmer, von einem Copperhead, der einmal fast eine Legende gewesen war. Adam Quinn: Maestro.
Oder, wie Taoka ihn heute einschätzte: Adam Quinn, der Verräter.
Es war eine schmerzliche Zeit der Demütigung gewesen, und Taoka hatte sich geschworen, diesen Schmerz niemals zu vergessen. Doch vielleicht war ihnen nun späte Gerechtigkeit widerfahren. Laut letzter Nachricht des Schnellboots, die die Einsatzgruppe Trafalgar vor dem Abflug aus dem Raumsektor des Commonwealth noch erreicht hatte, war Quinn verhaftet und des Diebstahls von Eigentum der Friedenstruppen angeklagt worden. Und mit etwas Glück würde Lord Cavanagh vielleicht auch noch dafür zur Verantwortung gezogen werden; Taoka hatte nämlich gehört, dass Quinn damals für Cavanagh gearbeitet hatte. Wenn die beiden dann für die nächsten zwanzig Jahre in Tiefkühl-Haft kämen,
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