Erst ich ein Stück, dann du - Ein Drachenfreund für Linus (German Edition)
herüber. Emmy wartete, bis das Pony das Zuckerstück zwischen seine Lippen genommen hatte, dann wandte sie sich um. Am Zaun standen drei Mädchen aus Emmys Klasse und winkten. Es waren Nasra, Sina und Kim.
„Ist das etwa dein Pony?“, fragte Sina, die immer superweite Schlaghosen trug.
Emmy lief auf die Mädchen zu und nickte. „Das hab ich zum Geburtstag bekommen!“, rief sie voller Stolz.
„Dürfen wir da mal drauf reiten?“, wollte Nasra wissen und schüttelte ihre langen schwarzen Locken.
„Das geht nicht“, sagte Emmy. „Letty ist noch viel zu klein“, erklärte sie ihren Klassenkameradinnen. „Aber später mal, ja, wenn sie ausgewachsen ist?“
„Super!“, riefen Kim, Sina und Nasra im Chor.
„Das ist wirklich total nett von dir“, fügte Kim mit den hunderttausend lustigen Sommersprossen auf der Nase hinzu.
Emmy spürte eine warme Welle, die von ihrem Bauch herauf bis in ihre Brust schwappte.
„Kommt doch mal rüber!“, forderte sie die Mädchen fröhlich auf. „Dann könnt ihr Letty streicheln.“
Das ließen die Mädchen
sich nicht zweimal sagen.
Jubelnd kletterten sie über den Zaun.
Sina streichelte über die helle Blesse
auf Lettys Stirn.
Kim tätschelte den Hals des Ponys.
Nasra fuhr über die seidige Mähne.
„Das sind meine besten Freundinnen“,
sagte Emmy.
Das Pony schnaubte leise.
Dann stupste es sanft gegen Emmys Wange.
„Aufwachen, meine Süße!“, ertönte auf einmal Mamas Stimme.
Emmy schlug die Augen auf. „D-du bist ja gar nicht Letty“, stammelte sie.
„Nein“, sagte Mama. „Mein Name ist Bettina.“
Emmy verzog die Mundwinkel zu einem Grinsen. „Und du bist auch kein Pony“, sagte sie.
Mama strich Emmy zärtlich die störrische, dunkle Ponylocke aus der Stirn und guckte plötzlich ganz ernst.
„Tut mir leid, meine Süße, aber du hast wohl wieder nur geträumt.“
„Ja“, sagte Emmy leise.
Natürlich besaß sie kein eigenes Pony.
Früher hatte Letty Opa gehört.
Emmy war oft auf ihr geritten.
Aber dann war Opa
in ein Altenheim gekommen.
Deshalb hatte er Letty verkauft.
„Außerdem musst du jetzt aufstehen“,
sagte Mama.
„Die Schule fängt bald an.“
Die Schule – ach ja!
Emmy hatte überhaupt keine Lust.
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in der Verlagsgruppe Random House
Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform
1. Auflage 2007
© 2007 cbj, München
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Buchidee und Konzept: Patricia Schröder
Umschlagbild und Innenillustrationen: Ute Krause
Umschlagkonzeption, Innenlayout und Satz: Anette Beckmann, Berlin
Ku • Herstellung: IH
Reproduktion: Lorenz & Zeller, Inning a.A.
eISBN 978-3-641-04175-5
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