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Erzähl es niemandem!: Die Liebesgeschichte meiner Eltern (German Edition)

Erzähl es niemandem!: Die Liebesgeschichte meiner Eltern (German Edition)

Titel: Erzähl es niemandem!: Die Liebesgeschichte meiner Eltern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lillian Crott Berthung , Randi Crott
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wir von hier
fort, wohin natürlich noch unbekannt.
    Abbildung 26
     
    19. Februar
    Heinz
Crott, Wuppertal, an Unteroffizier Helmut Crott, Harstad:
    Die halbe Portion ist nicht mehr in Zeitz. Schon im vergangenen
Brief hätte ich Dich vorbereiten können, aber ich habe davon abgesehen, weil
ich es nicht wahrhaben wollte. Die Damen aus Weimar sind nämlich schon seit
Anfang Februar abbefördert worden, und da konnte es ja nur eine Frage der Zeit
sein, daß es auch die von Zeitz treffen würde. Grund war leicht zu finden, wenn
man die Ereignisse im südlichen Ostabschnitt sich vor Augen hält. Sonnabend
erhalte ich denn auch eine Karte, worin mir die halbe Portion unter dem 13.
mitteilt, daß sie mit den anderen Damen – nur die jungen Mädels bleiben
vorläufig noch – am nächsten Morgen um sechs Uhr mit unbekanntem Ziel abtransportiert
würden. Sie bestellt u.a. auch an Dich herzlichste Grüße. Was das unbekannte
Ziel anbelangt, so befürchte ich zu wissen, wohin es gegangen ist, und zwar
wird es mit dem von Tetta übereinstimmen. Doch wollen wir noch nicht verzagen,
weil die Zeiten sich doch inzwischen erheblich gewandelt haben …
     
    26. Februar
    Heinz
Crott, Wuppertal, an Unteroffizier Helmut Crott, Harstad:
    Wie Du Dir wohl denken kannst, habe ich von der halben Portion
noch keine weitere Nachricht. Ich hab von anderer Seite, die eine Karte von
unterwegs erhalten hat, erfahren können, dass sie nicht wie die meisten
Betroffenen in einem Güterwagen, sondern in einem Personenwagen Unterkunft
gefunden hat. Immerhin war man nach mehr als zwei Tagen noch nicht aus Sachsen
heraus, was bei nicht geheizten Zügen keiner weiteren Erklärung mehr bedarf.
Für mich war es ein grausamer Schlag, als ich die Nachricht von der Abschiebung
hinnehmen mußte. Wie die Verhältnisse jetzt da unten sein werden, weiß man
nicht. Wir wollen uns jetzt noch nicht über alle Möglichkeiten einer künftigen
Entwicklung in dieser Beziehung unterhalten, da man sich das Herz damit nur
noch schwerer macht. Eine persönliche Annäherung wird kaum möglich sein. Hast
Du schon Nachricht von Hun , ob sie gut an ihrem vorläufigen
Aufenthaltsort angelangt ist? Falls möglich, grüße sie auch herzlichst von mir.
Bei ihrem mitfühlenden Herzen wird sie die neue Wendung mit der halben Portion
mit großer Betrübnis aufnehmen.
     
    5. März
    Heinz
Crott, Wuppertal, an Unteroffizier Helmut Crott, Harstad:
    Ich habe seit Wochen keinen Brief mehr von Dir erhalten. Ich könnte
mir Sorgen machen, wenn ich nicht die inzwischen mehr als verworrenen
Postverhältnisse berücksichtigte. Somit will ich denn Deinethalben auch
weiterhin guter Dinge sein, da ich ganz selbstverständlich den Fortgang der
Dinge auf allen Kriegsschauplätzen mit großem und begreiflichem Interesse
verfolge. Dort oben ist danach wieder alles ruhig. Von der halben Portion habe
ich noch keine Nachricht. Es ist auch in absehbarer Zeit kaum mit einer solchen
zu rechnen. Von einem der jungen Mädels, die vorläufig in Zeitz zurückgeblieben
sind, erhalte ich vor wenigen Tagen die Schilderung von dem Abtransport. Die
halbe Portion hat nicht einen Schritt gehen können. Zwei Mädels haben sie zum
Bahnhof und nachher in das Abteil getragen. Das Mädel hat dann noch den
Lagerführer von Zeitz, mit dem ich erfolgreich verhandelt hatte, veranlaßt, daß
er das Tragen der halben Portion in Halle in den endgültigen Wagen, den
einzigen Personenwagen, anordnete. Schließlich hat die Mutter dieses Mädels ausdrücklich
versprochen, daß sie nicht von der Seite der halben Portion weichen würde.
Damit ist, wenn auch wenig, doch alles getan worden, was im Augenblick getan
werden konnte.
     
    Das sind die letzten Informationen, die Heinz über den Verbleib
von Carola erhalten hat. Er weiß nicht, wohin man sie verschleppt hat.
    Ich fahre im Januar 2011 noch einmal nach Wuppertal zur Begegnungsstätte
Alte Synagoge . Sie ist an der Stelle in der Genügsamkeitsstraße,
wo früher jene Synagoge gestanden hat, in die meine Großmutter und mein Vater
jeden Samstag gegangen sind. Aus den dort befindlichen Akten entnehme ich, dass
die Gestapoleitstelle Frankfurt für die Deportierten aus dem Arbeitslager der
»Organisation Todt« in Zeitz zuständig war. In deren Protokoll steht: »Abfahrt
von Zeitz 13.2.1945, über Frankfurt dann mit dem Transport XII/X von Frankfurt nach Theresienstadt. Ankunft dort:
    18.2.1945.« Dieser Tag ist ein Sonntag. Dreieinhalb Wochen vor dem 58. Geburtstag meiner

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