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Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Titel: Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Sohn! Ehre deines Stammes! Allah schirme dich vor jeder Gefahr und jedem Ungemach! Höre die Worte deines Vaters!«
    »Meide jeden Verrath, wenn er auch großen Gewinn verspricht; traue dem nicht, der dir dazu räth, selbst wenn er dein Bruder wäre. Halte fern von dir die Gesellschaft von Verräthern; denn wie kannst du gewiß sein, daß der, welcher falsch gegen Andere war, gegen dich treu und wahr sein werde?«
    »Hüte dich, mein Sohn, vor der Verführung der Liebe. Sie ist eine eitle Leidenschaft, welche das Herz schwächt und das Urtheil blendet; sie macht den Mächtigen schwach und wandelt Fürsten in Sklaven um.«
    »Wenn du bemerkst, daß irgend eine Schwäche lasterhafter Art in deiner Natur aufkeimt, so reiße sie aus, welche Schmerzen es dir auch mache. Jeder Fehler kann, so lange er neu ist, leicht ausgejätet werden; läßt man ihn aber Wurzel fassen, so kömmt er in Blüthe und trägt Saamen und bringt hundertfältige Frucht.«
    »Folge diesem Rathe, Sohn meines Herzens, und du wirst glücklich sein.«
    Abdalasis dachte über dieses Schreiben nach; denn ein Theil desselben schien ein Geheimniß zu enthalten, welches er nicht im Stande war zu durchdringen. Er ließ seinen Verwandten und Rathgeber, den klugen Ayub, rufen.
    »Was beabsichtigt wohl mein Vater,« sagte er zu ihm, »damit, daß er mich vor Verrath und Verräthern warnt? Glaubt er, mein Charakter sei so gemein, daß ich zu solchen niedrigen Mitteln meine Zuflucht nehme?«
    Ayub las den Brief aufmerksam.
    »Dein Vater,« sagte er dann, »will dich vor den Verräthern Julian und Oppas, und vor denen aus ihrer Partei, welche dich umgeben, gewarnt wissen. Welche Liebe kannst du von Männern erwarten, welche unnatürlich an ihren Verwandten gehandelt haben? Welche Treue kannst du von Elenden erwarten, die ihr Vaterland verrathen haben?«
    Abdalasis war mit dieser Auslegung zufrieden. Der Verkehr mit diesen Männern war ihm seit langer Zeit zuwider gewesen; denn ein offener und edler Charakter verabscheut nichts mehr, als Falschheit und Verrath. Auch die Klugheit forderte ihre Mitwirkung ferner nicht mehr; ihr schmachvolles Werk war vollbracht; sie hatten jetzt kein Vaterland mehr zu verrathen: aber sie konnten wieder wechseln und ihre bisherigen Freunde verrathen. Abdalasis entfernte sie daher von seinem Hofe und brauchte sie zu solchen Diensten, wo sie nicht schaden konnten; auch empfahl er seinen Untergebenen, daß sie sich in jeder Weise ihres Einflusses entschlagen und ihrer Hülfe niemals bedienen sollten.
    Er vertraute nun ganz und allein auf seine arabischen Schaaren und auf die maurischen Krieger Afrika’s, und durch ihre Hülfe vollendete er die Eroberung Lusitania’s bis zu den äußersten Theilen Algarbiens, oder des Westen, und selbst zu den Gestaden des großen »Oceanischen Meeres.« [Fußnote: Algarbe oder Algarbien bedeutet im Arabischen den Westen, so wie Azarkia den Osten, Agulfia den Norden und Aquibla den Süden. Dies wird einige geographische Bezeichnungen der Halbinsel erklären helfen, welche offenbar arabischen Ursprungs sind. – Der Verf. ]
    Von hier sandte er seine Oberbefehlshaber aus, um alle jene öden und wilden Sierras, welche wie Bollwerke die Meeresküste der Halbinsel entlang sich erheben, zu ersteigen und sie zu säubern. Und sie trugen die Fahne des Islam im Triumphe selbst bis zu den Gebirgen Biscaya’s und sammelten alle Arten von kostbarer Beute.
    »Es ist nicht genug, Abdalasis,« sagte Ayub, »daß wir dieses Land mit dem Schwerte erobern und beherrschen. Wenn wir wollen, daß unsere Herrschaft von Dauer sei, müssen wir die Künste des Friedens pflegen und das Vertrauen des Volkes uns sichern, das wir besiegt haben, und sein Wohlergehen fördern.«
    Abdalasis gefiel dieser Rath, welcher mit seinem eigenen wohlwollenden Charakter so sehr übereinstimmte. Er bemühte sich daher, das Wirre und Stürmische des Kampfes niederzuschlagen, verbot unter den schärfsten Strafen jede muthwillige Bedrückung oder Plünderung und schützte die alten Einwohner des Landes in dem Genusse und in dem Anbau ihrer Besitzungen und in der Pflege aller nützlichen Gewerbe und Künste. Auch ermuthigte er auf Ayub’s Rath eine große Menge thätiger Mauren und Araber, aus Afrika einzuwandern, und gab ihnen Ländereien und Wohnungen und führte so eine friedliche mahometanische Bevölkerung in die eroberten Provinzen ein.
    Die gute Wirkung der Rathschläge Ayub’s zeigte sich bald. Statt eines plötzlich erwachsenden, aber

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