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Es bleibt natürlich unter uns

Es bleibt natürlich unter uns

Titel: Es bleibt natürlich unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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grauenhaft provinzielles Käseblättchen sein, — ihm gab es die Chance, zu zeigen, was mit ihm los war und was in ihm drinsteckte! Seine Lokalspitzen würden wie Brillanten funkeln! Hoho, wird man fragen, wer ist das, der sich hinter dem schlichten —ll oder —lo verbirgt...? Ein neuer Mann? Schau doch einmal im Impressum nach, Marie... Lothar Lockner... hm, er wird einer Einladung zum Gänsebraten nicht unzugänglich sein — und es schadet nie, sich die Presse ein wenig zu verpflichten und mit ihr auf gutem Fuß zu stehen. Na also!
    Er lächelte plötzlich. Anni fiel ihm ein, die am Tage die Lampenabteilung von Woolworth betreute und vielleicht aus diesem Grunde Beleuchtungskörper in der Nacht so wenig schätzte. Die Nachricht, daß er nach Aldenberg ginge, hatte sie ein wenig erschüttert, aber auch nicht allzusehr. Ob er ihr einmal schreiben würde? — Gewiß, gewiß... Und dann hatte sie die Katze aus dem Sack gelassen und ihn gefragt, ob er nun als festangestellter Redakteur mit dreihundertfünfzig im Monat nicht daran dächte, einen eigenen Hausstand zu gründen. Und ihr wäre in der letzten Zeit überhaupt manchmal so merkwürdig zumute, gar nicht gut und ein wenig schwindlig, besonders morgens... Dieses kleine Biest! Ein Glück nur, daß er den Schwindel sofort durchschaut und ihr hellauf ins Gesicht gelacht hatte. Und dann war von den Schwindelanfällen auch keine Rede mehr gewesen. Aber ihm war es eine Warnung. Am sichersten war man vor solchen listigen Fallen noch als armer Schlucker, wenn man nichts zu bieten hatte als sich selbst. Aber wehe, wenn das Weibervolk hinter dem Mann einmal eine Stellung, ein festes Gehalt und womöglich noch eine Zukunft witterte!
    „Dürfte ich mal um Feuer bitten...!“
    Er fuhr herum und starrte, aus seinen Gedanken herausgerissen, der Fragenden fast ärgerlich ins Gesicht. Was wollte sie von ihm? Ach so — er sah die Zigarette zwischen ihren Fingern und begann seine Taschen abzuklopfen.
    „Feuer — Moment bitte — ich habe das Feuerzeug doch eben noch in der Hand gehabt... und wenn nicht anders... ich bin nämlich ein ziemlich feuriger Bursche...“
    Oh, es wäre ihm lieber gewesen, er hätte diese billige Redensart, mit der man vielleicht Mädchen wie seiner verflossenen Anni ein Lächeln entlocken konnte, hier unterlassen, denn die junge Dame, die vor ihm stand, schob eine Braue gelangweilt in die Höhe und bat ihn kühl, sich nicht weiter zu bemühen.
    „Warten Sie, bitte, einen Moment!“ rief er einigermaßen verlegen, „das Feuerzeug muß da sein — ah, da ist es ja!“ Er angelte hinter sich und holte es unter dem Mantel hervor, wo es sich verkrochen hatte. Sie beugte sich, die Lippen saugend um das Mundstück gerundet, ihm entgegen. Er stand höflich auf, während er das Feuerzeug anknipste. Natürlich funktionierte es nicht beim erstenmal.
    „Ein Peutêtre...“, bemerkte sie und nahm die Zigarette, die vom Lippenrot eingefärbt war, für einen Moment aus dem Munde. Er suchte krampfhaft nach einer witzigen Entgegnung, aber ihm fiel nichts ein und dabei sah die junge Dame so fabelhaft aus, daß er wer weiß was darum gegeben hätte, ihr mit einer geschliffenen Pointe zu begegnen.
    „Ich meine, es ist ein wenig erschrocken…“ , murmelte er.
    „Weshalb erschrocken?“
    „Weil es von Ihrer Anwesenheit in diesem alten Klapperkasten keine Ahnung hatte.“ — Das konnte sie als Kompliment auffassen. Er ließ das Feuerzeug zum zweitenmal aufspringen und endlich zuckte die Flamme empor.
    „Ich bin vor fünf Minuten zugestiegen. Der Wagen ist mir unterwegs sauer geworden. Und bis zur nächsten D-Zugstation sind es zwanzig Kilometer. Außerdem hätte ich auf den nächsten Triebwagen bis zum Abend warten müssen.“
    Sie nickte ihm kurz zu und wollte sich mit ihrer brennenden Zigarette entfernen.
    „Nehmen Sie mein Feuerzeug mit“, sagte er und reichte es ihr hin „es ist bequemer für Sie.“
    „Und Sie selber?“
    „Ich brauche es nicht mehr, — mir sind die Zigaretten ausgegangen.“
    Sie zögerte unschlüssig: „Keine Zigaretten... Das ist ziemlich schlimm...“
    „Ich werde mir unterwegs welche besorgen können.“
    „Dazu haben Sie die letzte Gelegenheit in Rosenheim versäumt. Nun ja...“
    „Ich hoffe, daß ich es bis Aldenberg durchhalten werde.“
    „Bis Aldenberg? — Das sind zwei gute Stunden. Übrigens fahre ich auch nach Aldenberg. Also, wenn Sie rauchen wollen, dann holen Sie sich ungeniert eine Zigarette bei mir. Ich sitze

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