Es grünt so grün
steigerte. Diesmal verdorrten die eingesprühten Pflanzenteile tatsächlich innerhalb von vierundzwanzig Stunden. Aber das Gras wurde nicht vernichtet, und schon nach kurzer Zeit wurde die Fläche wieder von neuem, kräftigen Gewächs überwuchert. Am Anfang des Kampfes hätte ein solcher Sieg sicher einiges bedeutet, doch jetzt ist es für eine stückweise Zerstörung zu spät. Wir müssen ein Gegenmittel haben, daß seine tödliche Wirkung auf einen größeren Bereich des Grases ausdehnt – oder zumindest auf den besprühten Flächen künftigen Bewuchs verhindert.
Was hilft es schon, wenn F. sich selbstzufrieden die Hände reibt und sagt: „Wir sind auf dem richtigen Weg, ganz eindeutig.“ Seit Monaten sind wir auf dem richtigen Weg, aber er führt nirgendwo hin.
12. Oktober: Kolumbustag.
13. Oktober: Gras in Fife und Stirling. BBC fordert zur Ruhe auf.
14. Oktober: Man munkelt, die Arbeiten in Stonehenge seien eingestellt worden. Es war sowieso eine nutzlose Geste. Ich bin sicher, F. stellt das Gegenmittel jeden Tag fertig.
75. Oktober: Mrs. H. kündigt an, daß sie mit der Auswahl der fünfzig jungen Frauen fertig sei und fügt hinzu: „Ich hoffe, Sie werden zufriedengestellt sein, Sir.“ Einen entsetzlichen Augenblick lang fragte ich mich, ob sie dachte, ich würde einen Harem einrichten.
16. Oktober: Beschloß, mich an Bord der Sisyphos zu begeben; nur aus Bequemlichkeit und nicht aus panischer Angst, wie sie sogar die traditionell gelassenen Engländer zu erfassen scheint. Gras in den Außenbezirken von Edinburgh.
17. Oktober: Mit einer wahren Energieleistung habe ich gestern abend meine Geschichte bis zum Auftauchen des Grases in Europa weitergeschrieben.
Verzwickte Sache, die meisten Besatzungsmitglieder einschließlich des Kapitäns wollen ihre Frauen mitnehmen. Ich kann einfach nicht glauben, daß sie alle unter dem Pantoffel stehen – so oder so ist es keine Vergnügungsreise. Habe mich einverstanden erklärt, daß der Kapitän seine Frau mitnimmt und ihn beauftragt, mit den anderen einen Kompromiß zu finden. Die Kapazität der Sisyphos ist nicht beliebig dehnbar.
18. Oktober: Das Gras ist fast am Tweed. PM versichert im Rundfunk, daß innerhalb einer Woche ein Gegenmittel entwickelt ist. F. wütend; wollte wissen, ob ich meine Poli tiker nicht besser unter Kontrolle hätte. Ich antwortete sanft – wirklich, ihr Zorn war irgendwie drollig –, daß ich amerikanischer Bürger sei und kein britischer Wähler und daher keinen Einfluß auf den Premierminister von Großbritannien hätte. Aber im Ernst, vielleicht wird die verfrühte Ankündigung sie anspornen.
Das ohnehin unzuverlässige Telefonnetz ist völlig zusammengebrochen.
19. Oktober: Aufstände und Plünderungen – unenglische Demonstrationen, die auf sehr englische Weise durchgeführt werden. Hysterische Redner verlangten die Vernichtung aller vom Gras vertriebenen Ausländer oder zumindest ihren Ausschluß von den Wohltaten der Plünderungen. In jedem einzelnen Fall antwortete die Menge ihnen mit fast identischen Argumenten: „Gerechte Verteilung“, „Jedem das Seine“, „Sie ’eißen ’itler, vielleicht?“ „Nu lasses schon, Jungchen, oder biste Jude? Der allmechtije Jott ist Auslender, oder?“ Wenn sie die Redner ausmanövriert hatten, machten sie sich johlend daran, sich aller verfügbaren Waren zu bemächtigen – wobei die Flüchtlinge ihren gerechten Anteil erhielten. Die englische Luft muß besonders bekömmlich sein. Sonst könnten die Briten sich zu Hause nicht so grundlegend anders als im Ausland benehmen.
Bin wirklich dankbar, daß alle Läden von Consolidated Pemmican ausreichend gesichert sind.
20. Oktober: Wie vorauszusehen, hat das Gras den Tweed überquert und damit Northumberland erreicht, aber unerwartet ist England noch aus einer anderen Ecke überrannt worden. In Norfolk wächst das Gras von Yarmouth bis Cromer. F., der PM und ich selbst als Strohpuppen aufgehängt. Es ist höchste Zeit. Wir sollten nicht länger zögern.
21. Oktober: Durham und Suffolk. Habe mich mit dem Kapitän über einen Satz Hilfssegel für die Sisyphos unterhalten. Gehen heute abend an Bord.
22. Oktober: Habe über Umwege erfahren, daß die Tharios zusammen mit Freunden einen seetüchtigen Schlepper chartern konnten. Das nimmt mir eine große Last ab.
Die Einschiffung aufgeschoben, um das Verstauen persönlicher Gegenstände, einschließlich des Manuskripts meiner Geschichte, zu überwachen. F. sagt, es sei nicht
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