Es grünt so grün
diskutieren, eine Episode, die schon so lange zurückzuliegen schien, tatsächlich aber noch nicht einmal zwei Wochen her war.
Auf beiden Seiten von seinen Kollegen flankiert wurde der Vorsitzende, Senator Jones. Der kleine schwarze Stöpsel seines Hörgeräts ragte wie das falsch plazierte Horn eines Einhorns hervor; seine faltigen alten Finger lagen locker auf dem glänzenden Tisch, die Nägel gerade und kantig, die Haut braungefleckt. Er setzte seine Goldrandbrille auf, fand die Verbesserung seiner Sehschärfe aber offenbar nicht sehr angenehm und grollte: „Was hat das den Steuerzahler gekostet?“
Im Zeugenstand saß der Polizeichef verlegen so weit vorn auf der abgerundeten Kante seines Stuhls, daß die Galerie fasziniert spekulierte, wieso er das Gleichgewicht behielt. Er rutschte noch einen riskanten Zentimeter vor, doch ehe er Zeit zu antworten fand, legte Richter Robinson vom Bundesgericht, der anders als Senator Jones jede Erleichterung seiner Schwerhörigkeit verschmähte, die Hand hinter das linke Ohr und keifte: „Was? Was? Lauter! Sitzen Sie nicht da rum und nuscheln!“
Senator Brown, Vorsitzender des Kongreßausschusses zur Bekämpfung des Bandenunwesens, demonstrierte mit nach vorn geschobenen Schultern und den wellenförmigen Falten auf seiner jungen Stirn intensivste Konzentration, während er fragte, ob es denn nicht zutraf, daß das Öl durch einen Disput der Bundesjuristen aufgehalten worden war. Diese geschickte Frage rief unter den Zuhörern Beifall hervor, und ein Mann ganz hinten rief: „Scha…“ und setzte sich rasch wieder hin.
Generalbundesanwalt Smith wollte wissen, wer als erster den Einsatz des Öls angeordnet hatte und ob die Grundstückseigentümer dieser Maßnahme zugestimmt halten. Das kantige Gesicht des Bundesanwalts, von Fettpolstern abgerundet, strahlte wie ein Scheinwerfer auf den sich windenden Polizeichef; seine Lippen, die zwingend an zwei dünne Scheiben angegarten Steaks erinnerten, öffneten sich zu einem gefälligen Lächeln, als er seine Frage beendet hatte. Die beiden übrigen Ausschußmitglieder schienen gerade weitere Fragen stellen zu wollen, als es dem Polizeichef zu stammeln gelang, es täte ihm schrecklich leid, meine Herren, aber er sei gar nicht in der Stadt gewesen und hätte bis zu diesem Augenblick von dem Öl überhaupt nichts gewußt.
Er wurde auf der Stelle aus dem Zeugenstand entlassen. Ein anderer Zeuge aus dem Büro des Bürgermeisters wurde aufgerufen, mit ähnlich dürftigem Erfolg. Auch er sollte gerade wieder entlassen werden, als Dr. Johnson, der im Ausschuß die Wissenschaft repräsentierte, sich aus den Wolken der Abstraktion herabließ, um sich zu erkundigen, welche Wirkung das Öl auf das Gras ausgeübt habe.
Erregtes Flüstern und hochgereckte Köpfe weiblicher Zuhörer waren die Folge dieser Frage. Das Interesse, das er erregte, war allerdings im wesentlichen ein indirektes. Denn er war nicht so sehr seiner selbst wegen berühmt, sondern als Ehemann der vielgelesenen Klatschkolumnistin des Intelligencer, deren Stilblüten noch mehr als eine Flucht nach Nevada für nervöse Erregung und furchtsame Erwartungen sorgten.
„Und welche Wirkung hatte das Öl auf das Gras?“ wiederholte er.
Die Frage verursachte Verwirrung, denn anscheinend konnte der Ausschuß nicht fortfahren, bis dieser Tatbestand geklärt war. Man schickte nach mehreren Ingenieuren, und der Doktor, hochgewachsen, würdig und gütig, schaute über seinen steifen, nach unten geknickten Kragen und die schwarze Schnürsenkelkrawatte, als suche er nach einer grundlegenden Wahrheit, die sich ihm allein schon bald offenbaren werde.
Die Fachleute referierten langatmig mit esoterischem Vokabular – einer brachte sogar eine tragbare Tafel mit, auf der er mit Diagrammen die chemischen, geologischen und mathematischen Aspekte des Problems aufzeigte –, aber eine sachdienliche Information kam nicht zustande, bis ein kleiner Beamter von den Stadtwerken, der nur durch eine Namensverwechslung in den Zeugenstand geraten war, kühn sagte: „Überhaupt keine Wirkung.“
„Wieso nicht?“ fragte Richter Robinson. „War das Öl gepanscht? Lauter, lauter, nuscheln Sie nicht so!“
Henry Miller, der bekannteste Immobilienmakler des Südens („Die Nummer eins bei der Bevölkerung von Los Angeles“), der Verbindungen zur Ölindustrie besaß, ebenso wie zu Zitrus- und Walnußkonserven, runzelte mißbilligend die Stirn. Der Beamte sagte, genau wüßte er es nicht, aber er
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