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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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hungrigen Familien zu ernähren, leicht und schnell zerschlagen. In New York und Detroit brachen Unruhen aus, aber die Polizei war glücklicherweise wohlgenährt, und die Armee, die die Gummiknüppel auf die Schädel der unterernährten Aufrührer sausen ließen, war kräftig.
    Es kam zu einem raschen Wiederaufleben der Religion, und Menschen, die zu arm waren, um in das nächste Kino zu gehen, füllten die Kirchen. Bruder Paul, dessen Sendung jetzt in allen Staaten ausgestrahlt wurde, wiederholte seine Ermahnungen an alle Christen und drängte sie, sich um ihren Retter in der Mitte des Grases zu scharen. Es gab eifrige Bemühungen, ihm Einhalt zu gebieten; zurückhaltendere Pfarrer wiesen darauf hin, daß er für die Zunahme der Selbstmordziffern verantwortlich war, aber der Rundfunk-Kontrollrat unternahm nichts gegen ihn, möglicherweise deshalb, weil es, wie einige sagten, billiger war, einen Teil der überzähligen Bevölkerung einen ekstatischen Tod finden zu lassen, als ihn zu ernähren.
    Auf politischen Landkarten hatten die Vereinigten Staaten nicht einen Meter Territorium verloren. Bevölkerungsstatistiken belegten, daß sie ebenso viele Männer, Frauen und Kinder wie vorher beherbergten. Nicht einmal ein Zehntel des Nationalvermögens war vom Gras zerstört worden, nicht einmal ein Sechstel des Landes ihm ausgeliefert, und doch hatte es bewirkt, was sieben Kriege nicht geschafft hatten: Es brachte das Land an den Tiefpunkt seiner Existenz, ließ es in hoffnungslose Mutlosigkeit versinken.
    An diesem verzweifelten Punkt entschied die Bundesregierung, daß sie sich dem Verlangen, die Atombombe gegen das Gras einzusetzen, nicht länger verschließen konnte. All die Argumente, die am Anfang so schwer gewogen hatten, wurden angesichts der brutalen Tatsache unbedeutend. In einer Pressekonferenz in Washington wurde angekündigt, daß die schrecklichste aller Waffen eingesetzt würde, sobald alle Vorbereitungen getroffen waren.
38.

    Niemand bezweifelte, daß die Atombombe der Geschichte ein für allemal ein Ende setzen würde. Die sengende, vulkanische Hitze, die unwiderstehliche Durchschlagskraft, die vernichtenden Eigenschaften und die Nachwirkungen der apokalyptischen Strahlung verhießen das Ende des Grases.
    Wenn ich „niemand“ sage, meine ich natürlich die klardenkenden, einsichtigen Menschen, die mit beiden Beinen auf dem Boden der Tataschen stehen und nicht immer nur nach den Haken einer Sache suchen. Natürlich gab es Verrückte – wie es sie immer gibt –, die dem Einsatz der Bombe aus den unterschiedlichsten unhaltbaren Gründen widersprachen, und ich war nicht verwundert, Miss Francis unter ihnen zu finden.
    Obwohl ihre pessimistischen und unpopulären Ansichten immer und immer wieder angezweifelt worden waren, holten die Zeitungen sie zu Interviews, womöglich um die nun ständig pessimistischen Artikel mit etwas Humor aufzuhellen, die in der Regel, mit Abweichungen je nach der Politik des Herausgebers – folgendermaßen abliefen:
    Würden Sie unseren Lesern sagen, was Sie vom Einsatz der Atombombe gegen das Gras halten?
    Ich halte ihn bestenfalls für Zeitverschwendung, schlimmstenfalls für außerordentlich gefährlich.
    Auf welche Weise, Miss Francis?
    Auf jede Weise. Haben Sie jemals von einer Kettenreaktion gehört, junger Mann? Oder von Radioaktivität? Können Sie sich vorstellen – und denken Sie daran, es handelt sich nur um eine Möglichkeit, eine vage, unwissenschaftliche Vermutung, die ich nur in der vergeblichen Hoffnung äußere, das weit törichtere vermieden werden –, können Sie sich vorstellen, daß die ganze Pflanzenmasse radioaktiv wird, ihr Wachstumstempo potenziert wird oder sie vielleicht einen kilometerbreiten todbringenden Streifen vor sich herschiebt? Wohlgemerkt, ich erwarte nichts von dem, sage nicht einmal, daß ich es für wahrscheinlich halte, aber diese oder ähnliche Gefahren können durchaus die Folge dieses unüberlegten Risikos sein.
    Starke Worte, Miss Francis. Keine dieser doch ziemlich phantastischen Erscheinungen folgte auf Hiroshima, Nagasaki oder das Bikini-Atoll.
    Zuerst einmal habe ich, offensichtlich ohne Erfolg, klarzumachen versucht, daß ich nichts vorhersage. Ich spreche nur von Möglichkeiten. Zweitens wissen wir nicht genau, was die Nachwirkungen der damaligen Bomben waren, weil man nicht in der Lage war, Ursache und Wirkung in Korrelation zu bringen. Ich weiß nur, daß in jedem Fall dem Einsatz der Atombombe in längeren oder kürzeren

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