Es ist nicht alles Gold...
aufmerksam
zu, während ich in aller Ausführlichkeit berichtet und auch von meinem Verdacht
gegen die Western Addition Credit Union gesprochen hatte. Ich war gespannt, ob
das feine Band der Höflichkeit zwischen uns jetzt reißen würde.
Er räusperte sich und sagte: »Vorhin
hat mich übrigens Hank Zahn angerufen.«
Ich nickte und wartete auf das Weitere.
Ich hatte den Eindruck, daß er seine
Worte mit Bedacht wählte.
»Zahn und seine Partner von der
Kooperative haben sich der Polizei gegenüber immer sehr entgegenkommend und
hilfsbereit gezeigt. Sonst würde ich Hanks Vorschlag rundweg ablehnen, obwohl
wir privat gute Freunde sind.«
Das überraschte mich. Mir schien, als
hätten diese beiden Männer überhaupt nichts gemeinsam. Hank hatte eine
jungenhafte, aufgeschlossene Art, hinter der sich hohe Intelligenz und
Hartnäckigkeit verbargen. Marcus hingegen wirkte nüchtern, beinahe schroff.
Hank war trotz seiner Erfahrungen ein Idealist geblieben. Marcus erweckte den
Anschein, als wären ihm keinerlei Ideale geblieben.
»Hank hat mich gebeten«, fuhr er fort,
»Ihnen den Zugang zu dem Laden in der Salem Street zu gestatten, da er für den Nachlaß
die abgeschlossene Bestandsliste braucht. Wir wissen alle drei, worum es ihm in
Wirklichkeit geht. Wenn Sie dort kommen und gehen können, wie Sie wollen,
werden Sie vielleicht ein paar Dinge aufschnappen, die wir möglicherweise
übersehen würden.«
Er hielt inne, um sich eine Zigarette
anzuzünden, und warf das Streichholz mit einer ungeduldigen Bewegung in den
Aschenbecher.
»Sie werden uns über alles informieren,
was Sie in Erfahrung bringen«, sagte er. »Unverzüglich. Und lückenlos. Ist das
klar?«
»Sie haben es klar genug gesagt.«
Ich hatte kein Verlangen danach, mich
mit Greg Marcus anzulegen. Alles an ihm wirkte hart und beherrscht; seine
knappe Art zu sprechen; seine sparsamen Bewegungen; der schlanke, sehnige
Körper — ein verflixt guter Körper für einen Mann, der sicher Ende Dreißig war.
Obwohl Marcus vermutlich nicht mehr Schlaf gehabt hatte als ich, war er
klaräugig und wach.
»Gut. Hauptsache, wir verstehen uns.«
Wieder sah er mich an, die Stirn leicht
gekraust. Ich glaubte, einen Schatten von Verwunderung in seinen Augen zu
sehen, aber da war der Ausdruck schon wieder weg. »Haben Sie wirklich die
Zulassung als Detektivin?« fragte er.
»Ja. Möchten Sie sie sehen?« Ich griff
zu meiner Handtasche.
Er winkte ab. »Nein, nein, lassen Sie
nur. Ich glaub’s Ihnen. Wie kamen Sie denn an diesen Beruf?«
»Zuerst habe ich als
Warenhausdetektivin gearbeitet. Nach zwei Jahren hatte ich genug. Ich konnte
mir nicht vorstellen, daß ich mein Leben lang mit einem Sprechfunkgerät in der
Tasche zwischen Kleiderstangen hin und her schleichen würde. Ich schrieb mich
an der Uni ein und studierte Soziologie.«
»Ah, ja. Das hab ich auch mal studiert.
Und jetzt wissen Sie dank Ihres Studiums über die kriminellen Elemente in
unserer Gesellschaft gründlichst Bescheid, wie?« Er zog spöttisch die
Augenbrauen hoch.
»Im Gegenteil, ich weiß erbärmlich
wenig. Nach meinem Abschluß fand ich keine Stellung. Kein Mensch will einen
Studienabgänger mit einem Haufen theoretischem Wissen haben. Ich hab dann bei
einer größeren Detektei hier in der Stadt angefangen und wurde dort zur Privatdetektivin
ausgebildet. Aber in dieser Branche hat man mit Kriminellen wenig zu tun. Da
erlebt man in erster Linie Ehemänner oder Ehefrauen auf Abwegen.«
Er lächelte. Es war ein zynisches
Lächeln.
»Ja, ein reizendes Gewerbe. Und jetzt
stehen Sie auf eigenen Füßen und sind auf dem besten Weg, eine Superdetektivin
zu werden.«
Er trieb es ein bißchen zu weit. Ich
zwang mich, ruhig zu sprechen.
»Ich stehe nicht auf eigenen Füßen; ich
bin bei der Pro te Kooperative angestellt. Ich fing dort an, nachdem ich bei
der Detektei rausgeflogen war, weil ich mich weigerte, einen Auftrag zu
übernehmen, der für mich entwürdigend gewesen wäre. Es ging darum, einen völlig
unschuldigen Mann so zu kompromittieren, daß er bei einer Scheidung eine
Riesenabfindung hätte zahlen müssen. Was eine, wie Sie es formulieren,
Superdetektivin ist, weiß ich nicht. Ich verstehe mein Handwerk. Ich würde
sagen, meine starke Seite ist ein Gefühl dafür, die richtigen Fragen zu
stellen, ohne dabei den Leuten meine Ansichten aufzudrängen.«
Er richtete sich auf und zwinkerte
verblüfft. »Lieber Himmel, was rollt denn da noch auf mich zu?« fragte er
gedämpft.
»Soll
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