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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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bekommen, weil niemand etwas begriff. Ein Typ hatte versucht, Henrys Nachtlicht auszuschalten. Das Nachtlicht war Donald Duck mit seiner kleinen Matrosenmütze. Donald war sein Beschützer, wenn die Sonne untergegangen war. Ohne Licht konnten Wesen hereinkommen. Die Schlösser an der Tür und der Maschendrahtzaun konnten sie nicht aufhalten. Sie kamen wie Nebel. Wesen. Sie redeten und lachten... und manchmal packten sie zu. Haarige Wesen, glatte Wesen, Wesen mit Augen. Die Art von Wesen, die Vic und Belch in Wirklichkeit getötet hatten, als die drei im August 1958 die Kinder in die Tunnel unter Derry verfolgt hatten.
    Als er sich jetzt umsah, erblickte er die anderen von der Blauen Station. Da war George DeVille, der in einer Winternacht 1962 seine Frau und vier Kinder ermordet hatte. George hielt den Kopf ständig gebückt, sein weißes Haar wehte im Wind, Rotz floss ihm fröhlich aus der Nase, sein riesiges Holzkruzifix baumelte beim Jäten. Da war Jimmy Donlin, und über Jimmy stand nur in der Zeitung, dass er im Sommer 1965 seine Mutter ermordet hatte, aber die Zeitung hatte verschwiegen, dass Jimmy ein neues System der Leichenbeseitigung ausprobiert hatte: Als die Polizisten ihn holten, hatte Jimmy mehr als die Hälfte von ihr gegessen, einschließlich des Gehirns. »Das hat mich doppelt so schlau gemacht«, versicherte Jimmy Henry eines Nachts, nachdem das Licht gelöscht worden war.
    In der Reihe hinter Jimmy war der kleine Franzose Benny Beaulieu und jätete wie verrückt. Benny war Pyromane gewesen, ein Feuerteufel. Jetzt sang er beim Jäten immer wieder eine Zeile der Doors: »Try to set the night on fire, try to set the night on fire, try to set the night on fire, try to …«
    Nach einer Weile ging es einem auf die Nerven.
    Hinter Benny war Franklin D’Cruz, der über fünfzig Frauen vergewaltigt hatte, ehe sie ihn mit heruntergelassener Hose im Terrace Park von Bangor geschnappt hatten. Das Alter seiner Opfer schwankte zwischen drei und einundachtzig. Ein unscheinbarer Mann war Fran D’Cruz. Hinter ihm, aber auf gewisse Weise sehr weit entfernt, kam Arlen Weston, der so oft verträumt auf die Harke starrte, wie er sie tatsächlich benutzte. Fogarty, Adler und John Koontz hatten alle schon den Münzrolle-in-der-Faust-Trick mit Weston versucht, um ihn dazu zu bringen, etwas schneller zu arbeiten, aber eines Tages hatte Koontz ihn vielleicht ein wenig zu fest geschlagen, denn es war nicht nur Blut aus Arlen Westons Nase gelaufen, sondern auch aus Arlens Ohren, und in jener Nacht hatte er Krämpfe gehabt. Keine schlimmen; nur kleinere. Aber seither war Arlen immer tiefer in seine innere Schwärze abgerutscht, und jetzt war er ein hoffnungsloser Fall, fast völlig losgelöst von der Außenwelt. Hinter Arlen kam...
    »Wenn du nicht sofort weiterarbeitest, Henry, mach ich dir Beine!«, rief Fogarty, und Henry begann wieder Unkraut zu jäten. Er wollte keine Krämpfe, er wollte nicht enden wie Arlen Weston.
    Bald begannen die Stimmen erneut. Aber diesmal waren es die Stimmen der anderen, die Stimmen jener Kinder, die hauptsächlich daran schuld waren, dass er hier war, und die ihm vom Geistermond herunter zuflüsterten.
    Du konntest nicht mal einen Fettkloß wie mich erwischen, Bowers, flüsterte einer von ihnen. Jetzt bin ich reich, und du jätest Unkraut. Ha-ha, du Arschloch!
    B-B-Bowers, hast du g-g-gute B-Bücher gelesen, seit d-du hier drin b-bist? Ich hab’ne g-g-ganze M-Menge geschrieben! Ich b-b-bin reich, und d-d-du b-bist im I-I-Irrenhaus! Ha-ha, du d-dummes Arschloch!
    »Haltet die Klappe«, flüsterte Henry den Geisterstimmen zu und jätete schneller, wobei er die jungen Erbsenstauden wieder zusammen mit dem Unkraut herausriss. Schweiß rollte ihm über die Wangen wie Tränen. »Wir hätten euch erledigen können. Ja, das hätten wir.«
    Uns hast du’s zu verdanken, dass du eingesperrt wurdest, du Arschloch!, lachte eine andere Stimme. O weia, wenn der Arsch nur nicht aus dem Leim gegangen ist!
    »Haltet die Klappe«, murmelte Henry und jätete noch schneller. »Seid still!«
    Wolltest in mein Höschen greifen, Henry?, lachte wieder eine andere Stimme. Wie schlimm für dich! Ich hab’s mir von allen gefallen lassen, ich war nichts weiter als eine kleine Nutte, aber nicht von dir, weil du so ein Arschloch warst, und jetzt bin auch ich reich, und wir sind alle wieder beisammen, und wir treiben’s wieder, aber du könntest nicht mal, selbst wenn ich dich ließe, weil du ihn nicht hochkriegst,

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