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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hinausgescheucht worden, um Unkraut zu jäten, die ganze Blaue Station, in die man gesteckt wurde, wenn man früher einmal sehr gefährlich gewesen war, jetzt aber nur noch als bedingt gefährlich galt. Im Prinzip waren alle Insassen von Juniper Hill bedingt gefährlich; es war eine Anstalt für geisteskranke Kriminelle. Henry Bowers war hier, weil er der Ermordung seines Vaters im Spätherbst des Jahres 1958 für schuldig befunden worden war – es war ein berühmtes Jahr für Mordprozesse gewesen: Wenn es um Mordprozesse ging, war 1958 der Knüller.
    Nur dachten sie natürlich, dass er nicht nur seinen Vater umgebracht hatte; wäre es nur sein Vater gewesen, hätte Henry nicht zwanzig Jahre im Augusta State Mental Hospital verbracht, größtenteils unter Psychopharmaka und ans Bett gebunden. Nein, nicht nur seinen Vater, die Behörden waren der Meinung, dass er sie alle umgebracht hatte; jedenfalls die meisten.
    Nach dem Urteil hatten die News einen Leitartikel auf Seite 1 mit der Schlagzeile »Das Ende von Derrys langer Nacht« veröffentlicht. Dort hatten sie die ausschlaggebenden Indizien aufgelistet: Der Gürtel in Henrys Schrank gehörte dem vermissten Patrick Hockstetter; die Schulbücher waren teils auf den Namen des vermissten Belch Huggins ausgestellt, teils auf den des vermissten Victor Criss, beide bekanntermaßen Kumpel von Henry Bowers – auch sie waren in dem Schrank; ausschlaggebend aber war der Slip, der unter Henrys Matratze geschoben war und der anhand eines Monogramms als der der ermordeten Veronica Grogan identifiziert worden war.
    Henry Bowers, verkündete die News, war das Monster gewesen, das Derry im Frühling und Sommer des Jahres 1958 heimgesucht hatte.
    Aber die News hatten das Ende von Derrys langer Nacht in der Ausgabe vom 6. Dezember verkündet, und selbst ein Trottel wie Henry wusste, dass die Nacht in Derry nie aufhörte.
    Sie hatten ihn mit Fragen bedrängt, waren im Kreis um ihn herumgestanden und hatten mit Fingern auf ihn gezeigt. Zweimal hatte ihm der Polizeichef ins Gesicht geschlagen, und einmal ein Polizist namens Lottman in den Bauch und hatte ihm gesagt, er solle ein Geständnis ablegen, aber plötzlich.
    »Da draußen sind Leute, und die sind gar nicht glücklich, Henry«, hatte dieser Lottman gesagt. »Es ist schon lange keiner mehr in Derry gelyncht worden, aber das heißt nicht, dass es nicht mal wieder vorkommen könnte.«
    Er ging davon aus, dass sie so lange wie nötig weitergemacht hätten – nicht weil einer von ihnen tatsächlich geglaubt hatte, die guten Leutchen von Derry würden ins Polizeirevier einbrechen, Henry hinaustragen und an einem Apfelbaum aufknüpfen, sondern weil sie verzweifelt diesen blutigen Sommer des Grauens hatten abschließen wollen; sie hätten weitergemacht, aber Henry hatte sie nicht dazu gezwungen. Nach einer Weile war ihm klar geworden, dass sie nur wollten, dass er alles gestand. Henry war es einerlei gewesen. Nach dem Grauen in der Kanalisation, nach dem, was mit Belch und Victor passiert war, war ihm alles einerlei. Ja, er hatte seinen Vater umgebracht. Das stimmte. Ja, er hatte auch Victor Criss und Belch Huggins umgebracht. Das stimmte auch, jedenfalls in dem Sinn, dass er sie in den Tunnel geführt hatte, wo sie getötet worden waren. Ja, er hatte Patrick ermordet. Ja, Veronica. Ja, einen, ja, alle. Es stimmte nicht, aber das war einerlei. Ein Schuldiger musste gefunden werden. Vielleicht war er deshalb verschont worden. Und wenn er sich weigerte …
    Er wusste, wie das mit Patricks Gürtel kam. Er hatte ihn eines Tages im April beim Kartenspielen von Patrick gewonnen, festgestellt, dass er nicht passte, und ihn in den Schrank geworfen. Auch das mit den Büchern war ihm klar – verdammt, sie drei hingen zusammen herum und scherten sich so wenig um ihre Schulbücher wie um ihre anderen Bücher, was heißen sollte, sie scherten sich etwa so viel darum wie ein Waldmurmeltier ums Steptanzen. Wahrscheinlich waren in ihren Schränken ebenso viele seiner Bücher, und das wussten die Bullen wahrscheinlich auch.
    Das Höschen … nein, er hatte keine Ahnung, wie das Höschen von Veronica Grogan unter seine Matratze gekommen war.
    Aber er glaubte zu wissen, wer – oder was – sich darum gekümmert hatte.
    Über so etwas sprach man am besten nicht.
    Am besten sagte man keinen Pieps.
    Und so hatten sie ihn nach Augusta geschickt, und 1979 war er schließlich nach Juniper Hill verlegt worden, und dort hatte er nur einmal am Anfang Ärger

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