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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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über der Stadt, lange nachdem Eddies Mutter ihn besucht hatte und wieder nach Hause gegangen war (sie war entsetzt über Eddies Entschlossenheit, das Krankenhaus schon am nächsten Tag zu verlassen – sie hatte sich einen Aufenthalt von mindestens einer Woche in absoluter Ruhe vorgestellt, damit die Knochen sich wieder »zusammenfügen« konnten, wie sie es ausdrückte).
    Schließlich lösten sich die geballten Gewitterwolken auf und verzogen sich, ohne dass in Derry auch nur ein einziger Regentropfen gefallen war. Die Schwüle lastete unverändert auf der Stadt, und viele Leute schliefen in jener Nacht auf Veranden, auf Rasen und in Schlafsäcken auf Feldern.
    Der Regen fiel erst am nächsten Tag, kurz nachdem Beverly sah, wie Patrick Hockstetter etwas Schreckliches zustieß.

Kapitel siebzehn
     
    Ein weiterer Vermisster – Patrick Hockstetters Tod
     

1
     
    Gegen Ende seiner Erzählung gießt Eddie sich mit etwas unsicherer Hand noch einen Drink ein. Er schaut Beverly an und sagt: »Du hast’s gesehen, nicht wahr? Am Tag, nachdem ihr alle eure Namen auf meinen Gips geschrieben habt, hast du gesehen, wie Es Patrick Hockstetter geschnappt hat.«
    Die anderen beugen sich vor.
    Beverly wirft ihre rotgoldene Haarmähne zurück. Ihr Gesicht ist sehr bleich. Sie holt eine neue Zigarette aus der Packung – die letzte – und will sie anzünden. Aber ihre Hand zittert so, dass es ihr nicht gelingt. Schließlich greift Bill nach ihrer Hand und führt sie. Beverly wirft ihm einen dankbaren Blick zu und stößt eine Wolke blaugrauen Rauchs aus.
    »Ja«, sagt sie, »ich habe es gesehen.«
    Sie schaudert.
    »Er war verrückt«, sagt Bill und denkt: Allein schon die Tatsache, dass Henry einen Psycho wie Patrick Hockstetter um sich duldete, als der Sommer immer weiter fortschritt … das besagt doch sehr viel, oder? Entweder hatte Henry viel von seiner Anziehungskraft verloren, oder er war zu dieser Zeit selbst schon so verrückt, dass Hockstetter ihm normal vorkam. Beides läuft letztlich auf dasselbe hinaus – Henrys zunehmende … was? Entartung? Trifft es das? Ja, ich glaube, aufgrund der Tatsache, was mit ihm passierte, wo er schließlich landete, kann man das sagen.
    Diese Theorie wird auch noch von etwas anderem gestützt, denkt Bill, aber er kann sich nur vage daran erinnern. Er, Richie und Beverly waren auf dem Gelände der Gebrüder Tracker gewesen – Anfang August war das, und die Sommerschule, der sie ihre weitgehende Ruhe vor Henry zu verdanken hatten, würde demnächst beendet sein -, und war da nicht Victor Criss plötzlich auf sie zugekommen? Ein sehr verängstigter Victor Criss? Ja, so war es gewesen. Die Dinge hatten sich damals sehr schnell auf das Ende hin entwickelt, und Bill denkt jetzt, dass jedes Kind in Derry das damals vermutlich irgendwie gespürt hat – und am stärksten der Klub der Verlierer und Henrys Bande. Aber das war etwas später gewesen.
    »O ja, das kann man wohl sagen«, stimmt Beverly tonlos zu. »Patrick Hockstetter war verrückt. Kein Mädchen wollte in der Schule vor ihm sitzen. Man saß da, rechnete oder schrieb einen Aufsatz, und plötzlich spürte man diese Hand … federleicht, aber warm und verschwitzt. Fleischig.« Sie schluckt. Die anderen sehen sie ernst an. »Man spürte diese Hand auf den Rippen oder auf der Brust. Nicht dass wir damals schon nennenswerte Brüste hatten, aber das schien Patrick nichts auszumachen.
    Man spürte diese … diese Berührung, und man rückte rasch ab und drehte sich um, und Patrick saß da und grinste mit seinen wulstigen Lippen. Er hatte einen Stiftkasten …«
    »Das Ding war voller Fliegen«, fällt Richie ihr plötzlich ins Wort. »Klar, jetzt seh ich’s genau vor mir – er tötete die Fliegen mit seinem grünen Lineal und legte sie in seinen Stiftkasten. Ich weiß sogar noch, wie er aussah – rot, mit einem gewellten weißen Schiebedeckel aus Plastik.«
    Eddie nickt.
    »Er grinste, und manchmal öffnete er den Stiftkasten, sodass man die toten Fliegen sehen konnte«, sagt Beverly. »Und das Schlimmste – das Grauenhafteste – war die Art, wie er grinste und nie etwas sagte. Mrs. Douglas wusste genau über ihn Bescheid. Greta Bowie hatte sich bei ihr beschwert, und ich glaube, Sally Mueller ebenfalls. Aber … na ja, ich glaube, Mrs. Douglas hatte selbst ein bisschen Angst vor ihm.«
    Ben schaukelt mit seinem Stuhl auf und ab, die Hände im Nacken verschränkt. Sie kann es immer noch nicht fassen, wie schlank er jetzt ist. »Ich

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