Es: Roman
raus.«
»Sprechen Sie etwa in diesem Zusammenhang von Schicksal, haben sich aber nur nicht getraut, das zu sagen?«, fragte ich ungläubig. Die Frage rutschte mir einfach so heraus, und eigentlich erwartete ich auch keine Antwort von ihm – aber er gab sie mir.
»Jaaa«, sagte er. »Vielleicht tu ich das.«
Während die Männer an der Bar sich über das Wetter unterhielten, fuhr Heroux mit seinem blutigen Handwerk fort. Stugley Grenier war es endlich gelungen, seine Pistole zu ziehen. Er zielte auf Claudes Gesicht und drückte ab. Aber gerade in diesem Moment sauste die Axt wieder auf Eddie King herab, der schon regelrecht in Stücke geschlagen war. Die Kugel prallte funkensprühend von der Axt ab.
El Katook kam irgendwie auf die Beine und versuchte sich davonzuschleichen. Er hielt immer noch die Karten in der Hand, die er nicht mehr hatte austeilen können; einzelne Karten flatterten zu Boden. Claude verfolgte ihn. El Katook hob beschwörend die Hände. Stugley Grenier schoss wieder, verfehlte Heroux aber um gute drei Meter.
»Nicht doch, Claude!«, rief El Katook, und es hörte sich an, als versuchte er zu lächeln. »Ich war nicht dabei. Ich hatte mit der Sache nichts zu tun.«
Heroux knurrte nur.
»Ich war in Millinocket«, kreischte El Katook. »Ich war in Millinocket, ich schwör’s beim Namen meiner Mutter! Frag jemanden, wenn du mir nicht gl…«
Claude hob die bluttriefende Axt, und El Katook warf ihm die restlichen Karten ins Gesicht. Die Axt pfiff durch die Luft. El Katook wich aus, und sie bohrte sich in die Holzwand der Kneipe. El Katook versuchte wegzurennen. Claude zog die Axt aus der Wand und schlug El Katook damit gegen die Fußknöchel, sodass er stolperte. Inzwischen schoss Stugley wieder, und diesmal hatte er mehr Glück. Er hatte auf den Kopf des wahnsinnig gewordenen Holzfällers gezielt; aber es reichte nur zu einer Fleischwunde in Heroux’ Oberschenkel.
El Katook kroch derweil auf die Tür zu. Seine Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Heroux schwang brüllend wieder seine Axt, und einen Augenblick später rollte El Katooks Kopf über den mit Sägespänen bestreuten Boden. Seine Zunge hing zwischen den Zähnen heraus. Der Kopf landete neben dem Stiefel eines Holzfällers namens Varney, der fast den ganzen Tag in der Kneipe verbracht hatte und inzwischen so betrunken war, dass er nicht mehr wusste, ob er an Land oder auf hoher See war. Er stieß den Kopf mit dem Fuß beiseite, ohne überhaupt hinzusehen, was es war, und dann brüllte er nach einem neuen Bier.
Katook kroch noch einen Meter weiter, während ihm das Blut wie eine Fontäne aus der Halsschlagader schoss, bevor er zusammenbrach. Nun war nur noch Stugley übrig. Heroux wollte sich auf ihn stürzen, aber Stugley konnte noch aufs Klo rennen und die Tür verriegeln.
Heroux brach brüllend und tobend und geifernd die Tür auf, aber als er ins Klo stürzte, war Stugley verschwunden, obwohl der kalte, zugige kleine Raum kein Fenster hatte. Einen Moment lang stand er mit gesenktem Kopf da, die muskulösen Arme mit Blut beschmiert, und dann riss er den Klodeckel auf. Er sah gerade noch, wie Stugleys Stiefel unter der vermoderten Bretterkante der äußeren Scheißhauswand verschwanden. Stugley Grenier rannte im Regen schreiend die Exchange Street hinunter, von Kopf bis Fuß braun und stinkend, und brüllte, er würde ermordet. Er überlebte als Einziger die Metzelei im Silver Dollar, aber nachdem er sich drei Monate lang die Witze über seine Fluchtmethode angehört hatte, verschwand er für immer aus Derry und Umgebung.
Heroux kam aus dem Klo heraus und blieb mit gesenktem Kopf davor stehen; seine Axt hielt er immer noch mit beiden Händen fest. Er keuchte und war über und über mit Blut bespritzt.
»Mach die Tür zu, Claude, das stinkt ja bestialisch!«, rief Thoroughgood. Claude ließ seine Axt fallen und tat, wie ihm geheißen. Er ging auf den Tisch zu, wo seine Opfer gesessen hatten, und kickte dabei eins von Ed Kings abgeschlagenen Beinen aus dem Weg. Dann saß er einfach da, den Kopf auf die Arme gelegt. Das Trinken und die Unterhaltungen in der Bar gingen weiter. Fünf Minuten später kamen Männer in die Kneipe gerannt, darunter auch drei oder vier Hilfssheriffs (einer von ihnen war Lal Machens Vater, und als er das Blutbad sah, bekam er einen Herzanfall und musste in Dr. Shratts Praxis gebracht werden). Sie verhafteten Claude Heroux, der jetzt lammfromm war und mehr schlief als wach gewesen war, und führten ihn
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