Es: Roman
was wir auf einmal verkraften können?«, meinte Richie.
Mike nickte. »Wir sehen uns dann morgen.« Dann sah er auf die Uhr. »Nachher, meine ich.«
»Hier?«, fragte Beverly.
Mike schüttelte langsam den Kopf. »Ich würde vorschlagen, dass wir uns auf der Kansas Street treffen, an der Stelle, wo Bill immer sein Fahrrad versteckte.«
»Und dann gehen wir in die Barrens«, sagte Eddie und schauderte plötzlich.
Mike nickte wieder.
Einen Moment lang herrschte Schweigen, während alle einander ansahen. Dann stand Bill auf, und die anderen folgten seinem Beispiel.
»Ich möchte, dass ihr alle heute Nacht sehr vorsichtig seid«, sagte Mike. »Es war hier; Es kann überall auftauchen, wohin ihr auch geht. Aber nach dem heutigen Abend habe ich doch schon ein besseres Gefühl.« Er sah Bill an. »Ich würde sagen, dass wir es immer noch schaffen können. Was meinst du, Bill?«
Bill nickte langsam. »Ja, ich g-glaube, dass wir es schaffen können.«
»Es wird sich dessen ebenfalls bewusst sein«, fuhr Mike fort. »Und Es wird alles in seiner Macht Stehende versuchen, um Seine Gewinnchancen zu erhöhen.«
»Und was sollen wir tun, wenn Es auftaucht?«, fragte Richie. »Uns die Nasen zuhalten, die Augen schließen, uns dreimal im Kreis drehen und an was Gutes denken? Ihm magischen Staub ins Gesicht blasen? Alte Elvis-Presley-Lieder singen? Oder was sonst?«
Mike schüttelte den Kopf. »Wenn ich das sagen könnte, gäbe es überhaupt keine Probleme, stimmt’s? Ich weiß nur, dass es auch noch jene andere Kraft gibt – zumindest gab es sie, als wir Kinder waren -, die wollte, dass wir am Leben bleiben und dieses Werk vollbringen. Vielleicht existiert diese Kraft noch immer.« Er zuckte müde die Achseln. »Ich dachte, dass zwei – vielleicht sogar drei – von euch zu unserem Treffen heute Abend nicht mehr kommen würden, dass sie abgereist, spurlos verschwunden oder tot sein würden. Allein schon die Tatsache, dass ihr euch alle hier eingefunden habt, gibt mir neue Hoffnung.«
Richie warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Viertel nach eins. Wie doch die Zeit vergeht, wenn man sich gut amüsiert, was, Haystack?«
»Piep-piep, Richie«, sagte Ben mit schwachem Lächeln.
»Gehen wir zusammen ins T-T-Town House zurück, Bev?«, fragte Bill.
»Okay.« Sie zog ihren Mantel an. Die Bücherei wirkte jetzt sehr still und dunkel – direkt furchterregend. Urplötzlich spürte Bill die physischen Anstrengungen und die psychischen Belastungen der letzten beiden Tage. Es war nicht nur Müdigkeit, die hätte ihn nicht beunruhigt, nein, es war viel mehr: das Gefühl, dass er einem Nervenzusammenbruch ziemlich nahe war, weil ihn schon Wahnvorstellungen befielen, weil er das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Vielleicht bin ich ja gar nicht hier, dachte er. Vielleicht bin ich in Dr. Sewards Irrenanstalt, und nebenan ist das verfallene Haus des Grafen, und Renfield ist gleich gegenüber, er mit seinen Fliegen und ich mit meinen Ungeheuern, wir sind beide völlig überzeugt, dass die Party abgeht und haben uns extra in Schale geworfen, nicht in einen Frack, sondern in eine Zwangsjacke.
»Und was ist mit dir, R-Richie?«
Richie schüttelte den Kopf. »Ich werde mich von Haystack und Eddie nach Hause begleiten lassen«, sagte er. »Einverstanden?«
»Na klar«, sagte Ben. Er warf einen flüchtigen Blick zu Beverly hinüber, die dicht neben Bill stand, und ein fast vergessener Schmerz durchzuckte ihn. Eine neue Erinnerung stieg aus der Tiefe seines Unterbewusstseins empor, verschwamm jedoch wieder, ehe sie feste Konturen annehmen konnte.
»Und du, M-Mike?«, fragte Bill. »Kommst du mit Bev und m-mir?«
Mike schüttelte den Kopf. »Ich muss noch …«
In diesem Moment stieß Beverly einen schrillen Schrei aus, der jäh die Stille der Bücherei zerriss, von der Kuppel zurückgeworfen wurde und gespenstisch im Gebäude widerhallte; und dieses Echo klang wie das Gelächter der Banshees, jener irischen Feen, die einen nahenden Tod verkünden.
Bill wirbelte herum; Richie ließ sein Sportsakko fallen, das er gerade von der Stuhllehne genommen hatte; Eddie stieß eine leere Ginflasche vom Tisch, die mit lautem Klirren auf dem Boden zerschellte.
Beverly taumelte mit weit ausgestreckten Armen und schneeweißem Gesicht rückwärts. Ihre Augen traten fast aus den rot verfärbten Höhlen. »Meine Hände! «, schrie sie. »Meine Hände! «
»Was …«, begann Bill, und dann sah er das Blut zwischen ihren zitternden Fingern. Er
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