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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ist eine Zwickmühle«, sagte Ben. »Sie können nicht runter, aber wir können auch nicht rauf.«
    »W-W-Wir s-sollen ja auch gar nicht w-w-wieder rauf«, sagte Bill ruhig. »Und d-d-das w-wisst ihr alle.«
    Sie sahen ihn mit angsterfüllten Augen an. Niemand sagte etwas.
    Henrys Stimme schallte herab, voller Spott und Hohn, hinter denen sich seine Wut verbarg: »Wir können den ganzen Tag hier warten, ihr Arschlöcher! Irgendwann müsst ihr ja doch rauskommen!«
    Beverly drehte sich um und blickte das lange Rohr entlang, wo das graue Licht rasch schwächer wurde und schließlich in undurchdringliche Schwärze überging. Was sie sehen konnte, war ein Betontunnel, dessen unteres Drittel mit schwarzem, schnell dahinströmendem Wasser gefüllt war. Sie stellte fest, dass es jetzt schon etwas höher stand als anfangs; das lag natürlich an der defekten Pumpe; dadurch floss nur ein kleiner Teil des Wassers auf der anderen Seite der Pumpe in den Kenduskeag ab. Ihr wurde die Kehle eng vor Klaustrophobie. Wenn das Wasser hoch genug stieg, würden sie hier drin ertrinken.
    »Bill, müssen wir es wirklich tun?«
    Er nickte, dann zuckte er die Achseln. Dieses Achselzucken besagte alles. Was blieb ihnen denn schon anderes übrig? Henry, Victor und Belch in den Barrens, etwas anderes – vielleicht noch viel Schlimmeres – in der Stadt. Sie verstand seinen Gedankengang jetzt; das Achselzucken war nicht von Stottern verzerrt worden. Es war besser für sie, zu Ihm zu gehen, Es herauszufordern wie bei einem Showdown in einem Western. Sauberer. Mutiger.
    »Wie hieß noch das Ritual, von dem du uns erzählt hast, Big Bill?«, fragte Richie. »Von dem du in dem Büchereibuch gelesen hast?«
    »Ch-Ch-Chüd«, sagte Bill und lächelte ein wenig.
    »Chüd.« Richie nickte. »Du beißt auf Seine Zunge, und Es beißt auf deine Zunge. So war’s doch?«
    »Sch-Sch-Sch-Stimmt genau.«
    »Und dann erzählt man Witze.«
    Bill nickte.
    »Komisch«, sagte Richie und starrte in das dunkle Rohr. »Mir fällt kein einziger ein.«
    »Mir auch nicht«, sagte Ben. Die Angst lastete wie ein schweres Gewicht auf seiner Brust, schnürte ihm den Atem ab, erstickte ihn fast. Er wusste, dass das Einzige, was ihn davon abhielt, sich ins Wasser zu setzen und wie ein Baby zu heulen – oder einfach verrückt zu werden -, Bills beruhigende, sichere Gegenwart war … und Beverly. Er spürte, dass er lieber sterben als Beverly zeigen würde, wie sehr er sich fürchtete.
    »Weißt du, wohin dieses Rohr führt?«, fragte Stan Bill.
    Bill schüttelte den Kopf.
    »Weißt du, wie wir Es finden können?«
    Wieder schüttelte Bill den Kopf.
    »Wir werden es wissen, sobald wir uns Ihm nähern«, sagte Richie plötzlich. Er holte tief Luft. »Wenn wir es tun müssen, dann machen wir uns am besten gleich auf den Weg.«
    Bill nickte. »Ich z-z-zuerst. Dann E-Eddie. B-B-Ben. Bev. Stan. Mike. Du zuletzt, R-R-Richie. Jeder legt s-s-seinem Vordermann die Hand auf die Sch-Schulter. Es wird d-dunkel sein.«
    »Kommt ihr jetzt heraus?«, brüllte Henry zu ihnen herunter.
    »Irgendwo werden wir wohl herauskommen«, murmelte Richie.
    Sie nahmen hintereinander Aufstellung, wie eine Prozession von Blinden. Bill drehte sich noch einmal um und vergewisserte sich, dass jeder seine Hand auf der Schulter des Vordermanns – in Stans Fall auf der Schulter der Vorderfrau – liegen hatte. Dann beugte Bill Denbrough sich etwas vor, um in der Gegenströmung leichter voranzukommen, und führte seine Freunde in die Dunkelheit hinein, wo das Boot, das er vor fast einem Jahr für seinen Bruder gebastelt hatte, verschwunden war.

Kapitel zwanzig
     
    Der Kreis schließt sich
     

1
     
    Tom
     
    Tom Rogan hatte einen total verrückten Traum. Darin brachte er seinen Vater um.
    Ein Teil seines Verstandes begriff, wie verrückt das war; sein Vater war gestorben, als Tom noch in der dritten Klasse war. Nun … vielleicht war »gestorben« nicht das richtige Wort. Vielleicht kam »hatte Selbstmord begangen« der Wahrheit näher. Ralph Rogan hatte sich einen Gin-Lauge-Cocktail gemixt. Einen auf den Weg, konnte man sagen. Tom hatte nominell die Aufsicht über seinen Bruder und die Schwestern bekommen und bekam »eine Tracht Prügel«, wenn etwas mit ihnen schiefging.
    Er konnte also seinen Vater gar nicht umgebracht haben … aber da war er, in diesem schrecklichen Traum, und hielt seinem Vater irgendeinen harmlos aussehenden Griff an den Hals … aber er war gar nicht harmlos, richtig? Am Ende des

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