Essen kann jeder
für Ihre Gesundheit und gegen die ganze Perversion der modernen Überproduktion machen wollen, gehen Sie niemals hungrig einkaufen. Schauen Sie zu Hause nach, was Sie brauchen, machen Sie sich eine Liste und befolgen diese wie die Worte der Heiligen Schrift. Denken Sie daran: Den ganzen Mist müssen Sie nicht nur in Einkaufstüten in Ihre Wohnung hochschleppen, sondern in Müllsäcken auch wieder runter.
Außerdem: Ein Mindesthaltbarkeitsdatum bedeutet nicht, dass am Tage X sämtliche Joghurtbakterien zu todbringenden Mikroben mutieren. Diese Angabe sagt nichts über die grundsätzliche Genießbarkeit bis zu diesem Zeitpunkt aus. Der Hersteller garantiert damit nur das gleichbleibende Aroma und die Konsistenz seines Produktes. Im Grunde besteht also sogar die Chance, dass sich nach Ablauf der Frist das Produkt zum Positiven wendet. Bevor Sie blind den Käse in seinem verschweißten Cellophansarg in der Restmülltonne bestatten, schnuppern Sie doch erst mal an ihm. Vielleicht hat der Limburger noch etwas mehr Pep bekommen.
→ Futter für Fortgeschrittene
Seien Sie subversiv! Fragen Sie den Abteilungsleiter vom Supermarkt doch mal, ob er auch die Bananen mit diesen lustigen kleinen braunen Punkten hat oder die Gurken, die ein wenig krumm sind, aber irgendwie besser schmecken. Bedauernd wird er sagen, er habe keine. Aber wenn Sie ihm diese Frage jede Woche zweimal stellen, stöbert er abends irgendwann selbst im Müllcontainer.
Das Supermarkt-Jiu-Jitsu
Die 10 goldenen Regeln gegen Psychotricks
Nicht nur ein leerer Magen kann zu Übermaß verleiten. Im Supermarkt sind noch ganz andere Kräfte am Werk. Kennen Sie zum Beispiel den Zustand der Kaufamnesie? Man schaut auf den Berg von Produkten, die man gerade aus seinem Baumwoll beutel auf den Küchentisch gezaubert hat, und fragt sich erschro cken: Was, so viel? Geschirrspülmittel. Pfefferminztee. Erbsen in der Dose. Spargel im Glas. Eine Flasche Rotwein. Eine Flasche Milch. Eine Packung Mandelsplitter. Eine Tüte Backerbsen. Zwei Schokoriegel. Und die Krönung: eine elektrische Zahnbürste! Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so ein Teil besessen. Nicht mal gewollt. Im Gegenteil. Menschen mit elektrischen Zahnbürsten waren mir von jeher suspekt. Wer beim Zähneputzen maschinelle Hilfe braucht, lässt sich wahrscheinlich auch von seiner Frau die Schuhe binden, oder? Ich schaue auf meinen Einkaufszettel. Was steht da? »1 Flasche Milch. 6 Eier.« Scheiße, die Eier habe ich vergessen.
Diffuse Angst greift um mein Herz: Wer hat das gekauft? Das kann doch nicht ich gewesen sein? Leide ich unter einer Persönlichkeitsstörung? Bin ich eine Art Supermarkt-Hulk? Sobald ich schlechte Synthesizermusik vom Band höre, verwandle ich mich in einen Berserker und stürze mich im Kaufrausch auf die Wursttheke? Oder werde ich von Aliens ferngesteuert, die mir befehlen, Dosenerbsen zu kaufen, obwohl ich mit der Batterie an Dosenerbsen in meiner Speisekammer problemlos einen atomaren Winter überstehen könnte?
Die Antwort ist einfach: Ja, nur ist alles viel schlimmer – die Monster sind mitten unter uns! Denn über Sinn oder Unsinn, über Notwendigkeit oder Überfluss an Artikeln entscheidet im Labyrinth der Regale nicht der Verstand, sondern das Gefühl. Zwei Drittel aller Kaufentscheidungen im Supermarkt fallen spontan. Und Marketingexperten wissen das. Sie benutzen ein ganzes Waffenarsenal von psychologischen Tricks, um an unserem Hirn vorbei direkt mit unserem Bauch zu kommunizieren. Des wegen habe ich ein System der Selbstverteidigung entwickelt. Ich nenne es: das »Supermarkt-Jiu-Jitsu«. Mit den folgenden Kampf techniken werden Sie jeden Angriff auf Ihr Unterbewusstsein und damit auf Ihren Geldbeutel abwehren!
1. Die wichtigste Grundregel lautet: Minimieren Sie Ihre Zeit am Ort des Geschehens! Die Aufenthaltsdauer in Supermärkten entscheidet über Sieg oder Niederlage. Je länger Sie dort verweilen, desto mehr werden Sie kaufen. Das heißt für Sie: Rennen, hasten, stürmen, flitzen, wetzen, jagen Sie durch die Gänge wie ein Meldegänger durch die feindlichen Angriffs linien. Sie gehen täglich joggen? Gut. Nehmen Sie Ihren Einkaufszettel mit und drehen Sie die letzten Runden einfach um die Tiefkühltruhe.
2. Doch Vorsicht! Ihr Gegner – also der Inhaber des Super marktes – wird versuchen, Sie mit allen Kräften aufzuhalten: Ein leicht unebener Fußbodenbelag bremst den Einkaufswagen in der Obstabteilung, ein grüner Teppich erzeugt Widerstand am Boden und
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