Eternity
keine Zeit, dir bei deiner Facebook-Seite zu helfen, Paul«, sagte Meena. »Ich muss in einer Minute bei Sy sein.«
»Dann hast du es also noch nicht gehört«, sagte Paul düster.
»Was gehört?«, fragte Meena mit vollem Mund.
»Das mit Shoshona.«
Meena stockte der Atem.
Dann war es also endlich passiert. Und es war ihre Schuld, weil sie nichts gesagt hatte.
Aber wie sollte man auch jemanden warnen, dass er an einem Übermaß an Training sterben würde? Laufbänder gelten im Allgemeinen nicht als lebensgefährlich, und Shoshona war so stolz darauf, endlich XXS tragen zu können.
Eigentlich hatte sie Shoshona nie besonders gut leiden können.
»Sie … sie ist gestorben?«
»Nein. Wie kommst du denn darauf?« Paul warf Meena einen seltsamen Blick zu. »Sie hat die Position als Head-Autorin bekommen. Vermutlich letzte Nacht.«
Meena würgte.
»Wa…was?« Sie blinzelte, um die Tränen zurückzuhalten. Bestimmt war ihr ein Stück Bagel in die Luftröhre geraten.
Aber das stimmte gar nicht.
»Hast du die E-Mail nicht gesehen?«, fragte Paul. »Sie haben sie heute früh herumgereicht.«
»Nein«, krächzte Meena. »Ich bin etwas später gekommen.«
»Oh«, sagte Paul. »Na ja, ich bringe auf jeden Fall schon mal meinen Lebenslauf auf den neuesten Stand. Sie wird mich wahrscheinlich sowieso feuern, damit sie ihre Freunde aus der Clubszene einstellen kann. Würdest du später mal drüberschauen?«
»Ja, klar«, erwiderte Meena dumpf.
Aber sie hörte Paul nur halb zu. Sie hatten sie übergangen? Für Shoshona? Nach all der harten Arbeit des vergangenen Jahres? Einiges davon war Shoshonas Arbeit gewesen, weil sie ständig so früh das Büro verlassen hatte, um trainieren zu gehen.
Nein. Einfach nein.
Zwei Minuten vor ihrem Termin mit Sy stand Meena an der Tür zu seinem Büro. Sie kochte vor Wut.
»Sy«, sagte sie. »Ich möchte gerne mit dir über …«
Da bemerkte sie, dass Shoshona bereits auf einem der Stühle vor seinem Schreibtisch saß. Wie gewöhnlich trug sie etwas aus der Kinderabteilung von J. Crew, so dünn war sie.
»Oh, Meena«, sagte Shoshona Metzenbaum und warf ihr langes, seidiges, dunkles Haar zurück. »Da bist du ja. Ich habe gerade zu Sy gesagt, wie großartig ich das kleine Exposé finde, das du geschrieben hast. Du weißt schon, das, wo Tabby sich in den bösen Jungen von der falschen Seite der Stadt verliebt. Das ist so süß.«
Süß? Bisher hatte Shoshona bei Eternity, genau wie Meena, nur die Dialoge für die Rahmenhandlungen schreiben müssen, vor allem für die Szenen mit der Schauspielerin, die schon am längsten dabei war, Cheryl Trent, die die Victoria Worthington Stone spielte, und ihrer Teenagertochter Tabitha.
Shoshona hatte allerdings selbst das selten im Griff gehabt.
Sie ging früh, oder sie rief an und sagte Bescheid, dass sie zu spät käme, weil ihr Cabrio auf dem Weg in die Stadt aus dem Wochenendhaus der Familie Metzenbaum in den Hamptons liegengeblieben war.
Oder der Innenarchitekt, der ihr Loft Downtown neu einrichtete, war nicht rechtzeitig erschienen.
Oder sie hatte den letzten Flug von St. Croix verpasst und musste jetzt noch eine Nacht bleiben.
Allerdings regte sich nie jemand über all diese Dinge auf, da man ja wusste, wer Shoshonas Onkel und Tante waren. Fran und Stan Metzenbaum, die Produzenten und Co-Schöpfer von Eternity.
Es wäre etwas anderes, dachte Meena, wenn Shoshona diese Beförderung tatsächlich verdient hätte. Wenn es Paul gewesen wäre oder einer der anderen Autoren, die nur ab und zu einmal im Büro auftauchten, wäre es Meena egal gewesen.
Aber Shoshona? Meena hatte einmal gehört, wie sie einer Freundin gegenüber am Telefon damit angegeben hatte, dass sie die Sendung noch nicht einmal gesehen hätte, bevor sie im Sender anfing zu arbeiten – im Gegensatz zu Meena, die noch keine einzige Episode verpasst hatte, seit sie zwölf Jahre alt gewesen war. Shoshona kannte nicht wie Meena die Namen jedes einzelnen von Victorias Exehemännern, und sie wusste auch nicht, warum sie sich getrennt hatten (Victoria war unersättlich, sie hatte jedoch kein glückliches Händchen in der Liebe). Oder dass Victorias Tochter Tabitha in die Fußstapfen ihrer Mutter trat (bis jetzt war allerdings noch jeder von Tabbys Freunden umgekommen, der letzte bei einem Jetskiunfall, den ein enttäuschter Stalker für Tabby inszeniert hatte).
»Freut mich, dass es dir gefällt«, sagte Meena mit erzwungener Geduld. »Ich dachte, wenn ich einen bösen
Weitere Kostenlose Bücher