Eugénie Grandet (German Edition)
Grandet, den Namen d'Aubrion annehmen und sich das Wappen zulegen könne; auch wolle sie erreichen, daß er, vermittelst der Gründung eines Majorates von sechsunddreißigtausend Livres Rente, von d'Aubrion den Titel eines Landeshauptmann de Buch und Marquis d'Aubrion erben könne. Wenn man alles Geld zusammenwarf und in gutem Einvernehmen lebte, so konnte man mit Hilfe einiger Sinekuren für das Palais d'Aubrion eine Rente von über hunderttausend Livres erzielen.
»Und wenn man hunderttausend Livres Rente hat, einen Namen, eine Familie, wenn man hoffähig ist – denn ich werde Sie zum Kammerherrn machen –, so kann man alles werden, was man eben werden will«, sagte sie zu Charles. »Wenn Sie nur wollen, so können Sie Berichterstatter über die Bittschriften im Staatsrat werden, Präfekt, Gesandtschaftssekretär, Gesandter. Karl X. liebt d'Aubrion sehr, sie kennen sich seit ihrer Kindheit.«
Charles, den diese Frau zum Ehrgeiz aufgestachelt hatte, hatte während der Überfahrt alle diese Hoffnungen geliebkost, die ihm da von geschickter Hand und mit den Zeichen größter Vertraulichkeit dargereicht wurden. Da er die Schulden seines Vaters von seinem Onkel getilgt glaubte, sah er sich nun als großen Herrn im Faubourg Saint-Germain, wohin jetzt alles strebte, vor Anker gehen, wo er im Schatten der blaunasigen Mademoiselle Mathilde also als Comte d'Aubrion wieder auftauchen konnte. Verblüfft durch den allgemeinen Aufschwung unter der Restauration, die bei seiner Abreise noch nicht auf festen Füßen stand, geblendet durch den Glanz der aristokratischen Gedanken, behauptete sich in Paris seine Begeisterung, die während der Überfahrt in ihm erwacht war, und er faßte den Entschluß, alles zu tun, um die hohe Stellung zu erreichen, die seine egoistische Schwiegermutter ihm vor Augen geführt hatte.
Im unendlichen Raum dieser strahlenden Hoffnungen, glänzenden Aussichten war seine Cousine nur ein dunkles Pünktchen. Er sah Annette wieder. Als Weltdame riet sie ihrem einstigen Freund sehr zu dieser Verbindung und versprach ihm für alle seine ehrgeizigen Pläne tatkräftige Unterstützung. Annette war entzückt davon, Charles an ein häßliches und langweiliges Mädchen verheiratet zu sehen – ihn, den der Aufenthalt in Indien schön und reizvoll gemacht hatte: sein Teint hatte sich gebräunt, seine Manieren waren sicher und entschlossen geworden, er sah hart und kühn aus, wie ein Mann, der gewohnt ist, zu herrschen, zu erobern und Erfolg zu haben.
Charles fühlte sich um so wohler in Paris, als er sah, daß er hier eine Rolle spielen konnte.
Des Grassins, der von seiner Rückkehr, seinen Heiratsplänen, seinem Vermögen erfuhr, suchte ihn auf, um ihm mitzuteilen, daß er mit dreihunderttausend Francs die Schuldenlast seines Vaters tilgen könne. Er fand Charles in einer Beratung mit dem Juwelier, bei dem er für den Brautschatz von Mademoiselle d'Aubrion eine Anzahl Schmuckstücke in Auftrag gegeben hatte und der ihm nun Zeichnungen dafür vorlegte. Trotz der herrlichen Diamanten, die Charles aus Indien mitgebracht hatte, beliefen sich die Ausgaben des jungen Haushalts für Fassung der Steine, für Silberzeug, für wertvollen und geringeren Zierat auf mehr als zweihunderttausend Francs.
Charles empfing Monsieur des Grassins, den er nicht wiedererkannte, mit der Unverschämtheit eines jungen Élégants, der in Indien vier lästige Gegner im Duell beseitigt hatte. Monsieur des Grassins war schon dreimal dagewesen. Charles hörte ihn gleichgültig an; ohne ihn ganz verstanden zu haben, erwiderte er: »Die Geschäfte meines Vaters sind nicht die meinigen Ich bin Ihnen verbunden, Monsieur, für die Mühe, deren Sie sich unterziehen, aus der ich aber keinen Nutzen ziehen kann. Ich habe nicht im Schweiße meines Angesichts fast zwei Millionen zusammengerafft, um sie nun den Gläubigern meines Vaters an den Kopf zu werfen.«
»Und wenn Ihr Vater in einigen Tagen bankrott erklärt würde?«
»In einigen Tagen, Monsieur, werde ich mich Comte d'Aubrion nennen. Sie verstehen also, daß mir das, was Sie da sagen, ganz gleichgültig sein kann. Übrigens wissen Sie wohl besser als wir, daß der Vater eines Mannes, der ein Einkommen von hunderttausend Livres hat, niemals Bankrott gemacht hat«, fügte er hinzu, indem er den wohllöblichen Monsieur des Grassins höflich zur Tür hinausschob.
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Zu Beginn des Monats August saß Eugénie eines Tages auf der kleinen morschen Bank, auf der ihr Cousin ihr ewige
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